Die Altstadt Baku
Geographische Lage
Baku liegt knapp unter dem Meeresspiegel, südlich auf der Abşeron-Halbinsel an der Westküste des Kaspischen Meeres. Die Stadt ist von mehreren Süßwasserseen umgeben, darunter der Boyukshorsee, der mit zehn Quadratkilometern der zweitgrößte See des Landes ist. Im Westen und vereinzelt im Osten erhebt sich eine Hügellandschaft bis auf 200 m Höhe.
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Geschichte
Archäologen datierten erste Funde einer Siedlung auf das Jahr 8000 vor Christus. Seit Jahrtausenden sprudelten in der Region von Baku natürliche Ölquellen, mit denen bereits die Zoroastrier ihre Tempel beleuchteten.
Im 12. Jahrhundert machte einer der damaligen Lokalherrscher, der Schirwanschah Ahistan I., Baku zu seiner Hauptstadt, nachdem die alte Hauptstadt Shamakha von einem Erdbeben zerstört wurde. Marco Polo beschrieb Baku als einen der wichtigsten Stützpunkte des Handels auf der Seidenstraße.
Nach dem enormen Ölboom zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde im Süden der Altstadt die Gründerzeitstadt errichtet. In der Zeit von 1856 bis 1910 wuchs Bakus Bevölkerung schneller als die von London, Paris oder New York. Die einheimischen Aserbaidschaner sahen sich zahlenmäßig bald als Minderheit gegenüber Russen, Georgiern, Juden, Ukrainern und anderen Zuwanderern. 1873 wurde die erste Ölquelle angebohrt; in diesem Jahr kam Robert Nobel nach Baku. Der ältere Bruder von Ludvig und Alfred Nobel gründete in Baku die Ölgesellschaft Nobel Brothers Petroleum Producing Company. Die Firma wurde in wenigen Jahren das führende Unternehmen auf dem Weltmarkt. Bis 1901 lieferte Baku die Hälfte des weltweit benötigten Erdöls. Die Ölkönige von Baku ließen sich neugotische und Jugendstilpaläste von westeuropäischen Architekten erbauen.
Von 1898 bis 1902 war der in Aserbaidschan geborene deutsche Ingenieur Nikolaus von der Nonne Oberbürgermeister von Baku. Zur Bekräftigung der russischen Herrschaft entstand 1888-1898 die monumentale Alexander-Newski-Kathedrale, die während der Phase des militanten Atheismus unter Stalin 1935 abgerissen wurde.
Der Ölboom endete nach der russischen Revolution 1917. Wütende Arbeiter randalierten in Baku. Nach dem Sieg der Bolschewiki wurden die Ölkönige enteignet, die Nobels mussten Aserbaidschan verlassen. In den Millionärsanwesen sind heute vor allem Kunst-, Geschichts- und Literaturmuseen untergebracht. Manche befinden sich aber auch in Privatbesitz und sind auch an Ausländer vermietet. Andere haben in den Zeiten des Umsturzes 1992/1993 den Besitzer gewechselt und bieten Verwandten der herrschenden Əliyev-Familie ein angenehmes Leben.
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Baku wurde im September 1918 zur Hauptstadt der Aserbaidschanischen Demokratischen Republik. Der Regierungssitz befand sich bis zum 28. April 1920 in Baku. Am 27. April 1920 marschierten die bolschewistischen Truppen in die aserbaidschanische Hauptstadt ein und unterwarfen das Land. Hauptziel der Sowjetunion unter Lenin war auch hier, direkt an die Erdölvorräte zu kommen. Die nationale Regierung begab sich ins Exil, zuerst nach Polen und Deutschland, später in die Türkei. Baku wurde Hauptstadt der Aserbaidschanischen SSR. Als 1943/44 die Anzahl der Mufti-Ämter in der Sowjetunion auf vier erhöht wurde, kam eines dieser Ämter nach Baku. Im Gegensatz zu den anderen Mufti-Ämtern in Ufa, Buinaksk und Taschkent, die für die sunnitischen Muslime zuständig waren, wurde demjenigen von Baku die Zuständigkeit für die schiitischen Muslime gegeben. In den Bakuer Arbeiterzeitungen wurde jedoch der Islam in dieser Zeit entsprechend der Ideologie des wissenschaftlichen Atheismus als eine reaktionäre und rückständige Religion gebrandmarkt.
Mit der Auflösung der Sowjetunion wurde Aserbaidschan 1991 unabhängig. Einige Monate vor der Unabhängigkeitserklärung kam es in Baku zu einem Pogrom an dort lebenden Armeniern (siehe Pogrom in Baku), das eine Fluchtwelle nationaler Minderheiten auslöste. In den frühen 1990er Jahren wurde Baku zu einem intellektuellen Zentrum des islamischen Aktivismus. 1992 wurde die historische Freitagsmoschee in der Altstadt der schiitischen Gemeinde der Stadt übergeben, die diese restaurierte. Mit der finanziellen Unterstützung der kuwaitischen Organisation Ihyāʾ at-Turāth al-Islāmī wurde 1997 im Nərimanov-Distrikt die sunnitische Abu-Bakr-Moschee errichtet. Hier befindet sich seither die größte sunnitische Gemeinde in Baku.
Im November 2000 traf ein Erdbeben mit der Stärke 6,7 auf der Richterskala die Stadt und beschädigte auch die Baudenkmäler der Altstadt. 2003 setzte deshalb das Welterbekomitee diese auf die Rote Liste des gefährdeten Welterbes. Diese Eintragung wird seitdem dadurch gefährdet, dass die Regierung keinen ausreichenden Plan zum Schutz der Altstadt vor unkontrollierten Bautätigkeiten vorlegen kann. Die Bauspekulation, selbst auf historisch wertvollen Grundstücken, hat sich auch der Altstadt bemächtigt, zum Beispiel mit dem Bau von hochpreisigen, oft hoch aufragenden Wohn- und Bürokomplexen.
Bauwerke
Die Altstadt wird von einem Festungsring umgeben, in dem zahlreiche historische Bauwerke erhalten geblieben sind. Ein markantes Bauwerk der Stadtbefestigung ist die Burg Dschebachan aus dem 14. Jahrhundert, die seit dem 20. Jahrhundert freigelegt und erforscht wird. In der südlichen Altstadt liegt der Palast der Schirwanschahs, ein Gebäudeensemble mit Wohnpalast, Mausoleum, dem so genannten Jungfrauenturm (siehe Qız Qalası), die Schah-Moschee, das Murad-Tor, die Key-Gubad-Moschee, Versammlungshaus und Badehaus.
Zu den zahlreichen islamischen, christlichen und jüdischen Sakralbauten Bakus gehört die Mohammed-Moschee aus dem 11. Jahrhundert, der ehemalige Feuertempel Ateschgah, die Tezepir-Moschee, die russisch-orthodoxe Kathedrale, die Bibi-Heybat-Moschee an der Südgrenze der Stadt oder die 1899 erbaute Erlöserkirche und die Kirche Gregor des Erleuchters aus dem Jahre 1887. Außerhalb der Altstadt wird die Stadtsilhouette von Wohn- und Geschäftshochhäusern wie den Flame Towers und dem 310 m hohen Fernsehturm Azeri dominiert. Parallel zur Meeresküste verläuft der Baku Bulvar, der als Parkanlage ausgestaltet wurde und dessen Ursprünge bis in das 19. Jahrhundert reichen. Ebenfalls hervorzuheben ist die Nizami-Straße, eine bedeutende Einkaufsstraße im Stadtzentrum.
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