Er-Wiesn-ermaßen schön-FOTOS

  15 September 2016    Gelesen: 1073
Er-Wiesn-ermaßen schön-FOTOS
Mit Bier, Brezn und Blasmusik beginnt am Wochenende das Oktoberfest. Ein neuer Bildband zeigt die Wiesn-Attraktionen aus ungewohnten Perspektiven und in Vorher-Nachher-Bildern: erst leer, dann brechend voll.
"Die Welt war ein einziger gewaltiger Schlund - es gab keinen erhabeneren Himmel als eben dieses Paradies von Stopf und Pfropf. Alle Seelenqual war hier vergessen." Zu diesem Urteil kommt der US-amerikanische Star-Autor Tom Wolfe in "Oktoberfest. Eine Erzählung". Geschrieben hat er diese Worte im September 1927, nachdem er sich mit dem Sohn seiner Pensionswirtin auf dem Münchner Volksfest hatte volllaufen lassen.

Einige Maß Bier zuvor hatte Wolfe das Treiben auf der Theresienwiese noch als billige Kopie Coney Islands empfunden. Doch auch ein Snob ist vor den angenehmen Nebeneffekten der bayerischen Braukunst nicht gefeit und so gerieten seine Schilderungen zusehends euphorisch. Aus einem "heulenden Orkan aus Lärm und Trunkenheit" wird schließlich "etwas beinahe Übernatürliches und Rituelles".

Wolfes Beschreibung eines Abends auf dem Bierfest ist nachzulesen in einem aktuellen Bildband, der im Verlag Schirmer/Mosel erschienen ist. In dem Buch mit dem schlichten Titel "Oktoberfest" zeigt der Architekturfotograf Rainer Viertlböck das Münchner Nationalheiligtum und seine verschiedenen Attraktionen aus ungewohnten Perspektiven.

Nicht bloß Bierkrüge, Dirndl und Dekolletés

Dazu hat der vielfach ausgezeichnete Fotograf die zwei vergangenen Oktoberfeste unter verschiedenen Aspekten in außergewöhnlichen Farbaufnahmen dokumentiert. Viertlböck, bekannt für seine Luftaufnahmen von München, hat nicht einfach nur Bierkrüge, Dirndl und Dekolletés fotografiert. Bei seinen täglichen Besuchen suchte der Münchner die "Mischung von tatsächlich noch vorhandener Tradition und deren Pflege".

Dem Kaleidoskop aus Bier, Brezn und Blasmusik stellt er Vorher-Nachher-Bilder der riesigen Festzelte gegenüber. Jede der 14 Mega-Trinkstätten ist in der Dualität eines typischen Wiesnbesuchs abgebildet: einmal leer und einmal brechend voll. Wie Wolfe rund 90 Jahre zuvor liefert Rainer Viertlböck ein gelungenes Porträt eines Festtages. Der Ruhe vor dem Sturm folgt buntes Menschengewimmel, das irgendwann nur noch Nimmersatte und Bierleichen zurücklässt.

Den Aufnahmen zur Seite gestellt ist ein historischer Abriss sowie eine Übersicht der Attraktionen von Nicola Borgmann. Die Herausgeberin hat für das Buch auch ein Interview mit dem Fotografen geführt, in dem er erzählt, wie er versuchte, "das Geschehen distanziert zu beobachten, fast analytisch zu erfassen". Dafür wählte er meist einen erhöhten Kamerastandpunkt. "Dadurch werden die Menschen quasi zum Fundament, auf dem das Fahrgeschäft, das Bierzelt oder das gesamte Wiesnszenario stehen."

Auch für Tom Wolfe sind die Menschen die Grundlage für das größte Volksfest der Welt: "Diese Leute lebten für nichts anderes als für Essen und Trinken - und recht hatten sie."

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