Kälte in Deutschland fordert Todesopfer

  24 Januar 2017    Gelesen: 517
Kälte in Deutschland fordert Todesopfer
Der Süden Deutschlands gleicht einer Kältekammer mit zweistelligen Minusgraden. Flüsse frieren zu, eine Wanderin kam ums Leben. Die Polizei untersucht außerdem den Tod einer 19-Jährigen.
Der strenge Frost bleibt dem Süden erst mal erhalten. In der Nacht seien die Temperaturen teilweise auf knapp minus 20 Grad zurückgegangen, berichtet der Deutsche Wetterdienst. Am kältesten war es im schwäbischen Leutkirch mit minus 19,3 Grad. Bei einer Winterwanderung in Thüringen verunglückte am Wochenende eine 61-Jährige tödlich, in Nordhessen könnte eine 19-Jährige erfroren sein.

Auch wenn die Wolkendecke, die im Norden seit Tagen für ein trüb-nieseliges Wetter sorgt, weiter Richtung Süden wandert, bleibt es dort auch in den kommenden Nächten eisig. Deutschland bleibt ein geteiltes Wetter-Land: schmuddelig versus frostig.

Bei der strengen Kälte kamen am Wochenende mindestens zwei Menschen ums Leben. Bei einer Winterwanderung in Thüringen starb eine 61-Jährige, die laut Polizei zusammen mit ihrem Ehemann in der Nähe von Suhl auf schwer zugänglichen Waldwegen und auch quer durch den Wald gelaufen war.

Mit Unterstützung von Feuerwehr, Bergwacht und einer Rettungshundestaffel wurde der 63 Jahre alte Mann stark unterkühlt gefunden. Er berichtete, dass er gestürzt sei und das Bewusstsein verloren habe. Die Frau wurde laut Polizei erst gegen 2 Uhr entdeckt - für sie kam jede Hilfe zu spät. Offensichtlich sei sie bei hohem Schnee und vereisten Wegen gestürzt und habe sich schwer verletzt, teilte die Polizei mit. In der Nacht herrschten zweistellige Minusgrade.

Schiffsverkehr friert ein

Die Obduktion einer 19-Jährigen, die am Sonntag in Nordhessen ums Leben kam, soll Aufschluss über ihren Tod geben, wie die Polizei mitteilte. Die junge Frau war zunächst vermisst und am Sonntag tot in Hessisch Lichtenau gefunden worden. Ein Gewaltverbrechen schlossen die Ermittler nach ersten Untersuchungen aus. Möglicherweise erfror die junge Frau: Sie hatte nach Angaben ihres Freundes die gemeinsame Wohnung verlassen, um eine Zigarette zu rauchen und kehrte nicht mehr zurück.

Die klirrende Kälte lässt den Schiffsverkehr im Süden allmählich einfrieren: Nach tagelangen Eisbrecher-Einsätzen kapitulierte die Schifffahrtsverwaltung in Nürnberg. Dort ruht der Schiffsverkehr auf der gesamten Länge des Main-Donau-Kanals. Wegen der sich ausbreitenden Eisdecke hatten es auch die leistungsstarken Spezialschiffe nicht mehr geschafft, eine Fahrrinne freizubrechen, sagte ein Mitarbeiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes.

Weitgehend zum Erliegen gekommen ist auch die Schifffahrt auf der Donau. Wegen dicker Eisschollen hatte die Schleuse Kachet bei Passau bereits am Samstag ihren Betrieb eingestellt. Für die aus Österreich kommenden Frachter endet die Fahrt damit bereits an der deutschen Grenze. Zunehmend kritisch wird die Lage auch auf dem Main. Vor allem in dem als Kälteloch bekannten Spessart-Abschnitt beginne der Fluss zuzufrieren, berichten die Behörden.

Dauergrau im Norden

Auch in anderen Teilen Europas sorgte das Winterwetter für Behinderungen: Dichter Nebel behinderte den Flugverkehr in Großbritannien. Allein am Londoner Airport Heathrow mussten etwa 100 von 1300 Flügen wegen schlechter Sicht abgesagt werden. Auch der Südosten und der Südwesten Englands steckten unter einer dicken Nebeldecke.

Für das anhaltende Dauergrau im Norden Deutschlands macht Meteorologe Marcus Beyer einen "Kaltluftpfropfen" verantwortlich. Dabei handelt es sich um ein Tiefdruckgebiet, das sich nur in höheren Luftschichten findet, während am Boden weiter Hochdruck herrscht. Dieser Pfropfen führt etwas feuchtere Luftmassen heran.

Ob die leichten Niederschläge, die dadurch im Westen möglich sind, als Schnee oder gefrierender Nieselregen fallen, ist noch ungewiss. Auch bei geringen Niederschlagsmengen muss angesichts der niedrigen Nachttemperaturen in den betroffenen Gebieten morgens mit Glätte gerechnet werden. Wo genau es rutschig werden kann, lässt sich nach Angaben Beyers aber noch nicht klar abschätzen.

Weiter südlich lässt sich zwar die Sonne blicken, doch der Eindruck trügt: Bei Tagestemperaturen von etwa minus fünf Grad bleibt es kalt, nachts sind in den Alpen und den Mittelgebirgen etwa minus 13 Grad zu erwarten. In "Kältelöchern" rechnen die Meteorologen sogar mit noch niedrigeren Temperaturen.

Quelle : spiegel.de

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