Russland lenkte Doping von 1000 Sportlern

  09 Dezember 2016    Gelesen: 472
Russland lenkte Doping von 1000 Sportlern
Doping gehört in Russland offenbar zur Staatsreligion. Mit einem gigantischen Betrugssystem hat Moskau nach Ermittlungen der Wada jahrelang Sportbetrüger beschützt und hofiert. Es soll sich um mehr als 1000 Athleten handeln. Was macht das IOC nun?
Russland steht wegen ungeheuerlicher Dopingvorwürfe erneut am Pranger - angesichts umfassender neuer Enthüllungen droht nun womöglich sogar der komplette Ausschluss von den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang. Mehr als 1000 russische Sportler sind nach Ermittlungen der Welt-Anti-Doping-Agentur zwischen 2011 und 2015 Teil einer großangelegten staatlichen Dopingpolitik gewesen. Dies teilte Wada-Chefermittler Richard McLaren bei der Vorstellung seines zweiten Berichts in London mit. Diese Athleten sollen entweder selbst gedopt haben oder von "der systematischen und zentralisierten Vertuschung und Manipulation des Dopingkontrollprozesses profitiert" haben.

Auf Seite 1 des 95-seitigen Berichts des kanadischen Rechtsprofessors McLaren wurde von einer "institutionellen Verschwörung" gesprochen, sowohl im Sommer- und Wintersport als auch unter behinderten Athleten. Die Sportler hätten mit russischen Offiziellen im Sportministerium und dessen Behörden wie der Nationalen Anti-Doping-Agentur Rusada, mit dem Moskauer Kontrolllabor und dem Inlands-Geheimdienst FSB gemeinsame Sache gemacht, um Dopingtests zu manipulieren. Es seien auch Beweise dafür gefunden worden, dass Dopingproben von insgesamt zwölf Medaillengewinnern der Olympischen Winterspiele in Sotschi 2014 manipuliert worden seien. Dabei handele es sich in vier Fällen um Gewinner von Goldmedaillen.

Der Report untermauerte, dass Doping in Russland "in beispiellosem Umfang" stattgefunden habe. "Das russische Team hat die Spiele von London in einer Weise korrumpiert, die nie dagewesen ist. Das ganze Ausmaß dessen wird wohl nie bekannt werden", sagte McLaren. Die Ermittler haben zahlreiche Interviews mit Zeugen sowie Datensätze, E-Mails und über 4000 Excel-Dokumente ausgewertet. Und dennoch scheinen die ersten Erkenntnisse erst die Spitze des Eisbergs zu sein. "Das Bild ist noch nicht komplett. Wir hatten nur Zugriff auf einen kleinen Teil der Daten und des Beweismaterials, das möglicherweise existiert", sagte McLaren.

"Das Bild ist noch nicht komplett"

Im ersten, am 18. Juli veröffentlichen Bericht hatte er bereits Belege dafür gefunden, dass es eine Verwicklung auch des russischen Geheimdienstes FSB bei der Vertuschung von Doping-Fällen bei den Winterspielen 2014 in Sotschi gegeben habe. Damals hatte der Kanadier nur 57 Tage für die Untersuchung Zeit - nun viel länger. Damals hatte er mitgeteilt, dass zwischen 2012 und 2015 ungefähr 650 positive Doping-Proben russischer Athleten in etwa 30 Sportarten verschwunden seien. Vor der Präsentation des zweiten Teils hatte IOC-Präsident Thomas Bach zur Vorsicht gemahnt: Es dürften keine voreiligen Schlüsse gezogen werden.

Grundsätzlich verwies er darauf, die Verantwortlichen eines Dopingsystems - egal ob Athlet, Trainer oder Funktionär - gezielt zu bestrafen. "Ich möchte so eine Person niemals wieder bei Olympischen Spielen sehen", hatte der deutsche IOC-Chef gesagt und seine Forderung wiederholt, schweren Betrug im Sport mit einem lebenslangen olympischen Bann zu ahnden.

Als der erste Teil des McLaren-Reports dreieinhalb Wochen vor Beginn der Rio-Spiele auf dem Tisch lag, delegierte das IOC die Einzelfallprüfung an die internationalen Sportverbände. Diese kamen ihrer Verantwortung aber kaum nach, gut 280 russische Sportler durften in Brasilien teilnehmen. Und als die Spiele schon im Gange waren, musste der Internationale Sportgerichtshof Cas immer noch Klagen russischer Sportler gegen ihren Ausschluss verhandeln. Inzwischen hat das IOC zwei Kommissionen eingesetzt, die den Vorwürfen des Staatsdopings und der Manipulation von Dopingproben russischer Athleten in Sotschi nachgehen sollen. Es stellte der Wada für die weiteren Ermittlungen McLarens 500.000 Dollar in Aussicht.

Quelle: n-tv.de

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