Vor diesen Viren haben Forscher große Angst

  19 Januar 2017    Gelesen: 867
Vor diesen Viren haben Forscher große Angst
Eine neue Initiative will Mittel gegen gefährliche Erreger finden. Forscher glauben, dass die Erreger von Mers, Lassafieber und Nipah die drängendste Gefahr darstellen. Gegen keinen der drei gibt es eine Impfung.
Wann die nächste große Epidemie kommen wird, ist völlig unklar. Es ist auch unklar, welche Krankheit dann erst eine kleine Region in Ausnahmezustand versetzten wird und dann die ganze Welt. Es kann Ebola sein oder die Vogelgrippe, Marburg- oder Lassafieber – oder zig andere ansteckende Krankheiten, gegen die es keinen ausreichenden Schutz gibt.

Wie in einem Horrorfilm kann sich der Erreger im schlimmsten Fall mit Flugzeugen schnell um den Globus verbreiten. Damit das nicht passiert, versuchen Forscher, kritische Erreger zu erkennen und Notfallmaßnahmen zu etablieren – bislang recht erfolglos.

Nun hat Microsoft-Gründer Bill Gates zusammen mit der Wellcome-Stiftung und verschiedenen Regierungen – auch der deutschen Bundesregierung, eine millionenschwere Allianz gegründet. Die Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (Cepi) soll mithilfe von 460 Millionen Dollar die Entwicklung von Mitteln gegen gefährliche Erreger beschleunigen.

Drei kritische Erreger

Es wurden auch Erreger genannt, gegen die man besonders schnell Mittel finden muss. Sie werden als kritisch angesehen, weil die Gefahr besteht, dass sie unter bestimmten Umständen viele Menschen in kurzer Zeit befallen können. Zudem stehen sie prototypisch für bestimmte Erregerklassen. Wenn man sie besser im Griff hätte, könnte man auch gegen andere Viren besser vorgehen. Die Forscher glauben, dass die Erreger von Mers, Lassafieber und Nipah die drängendste Gefahr darstellen – und dass man gegen sie relativ schnell einen Impfstoff oder andere Vorsorgemaßnahmen entwickeln könnte. Ansonsten könnte es in absehbarer Zeit zu schweren Epidemie oder sogar Pandemien kommen.

Mers, Nipah und Lassafieber sind vielen kein Begriff. Alle drei Erreger sind sogenannte Zoonosen. Das bedeutet, dass sie eigentlich eher bei Tieren verbreitet sind und nur gelegentlich auf Menschen überspringen. Nicht alle werden von Mensch zu Mensch verbreitet.

Nipah-Gefahr in Asien

Das Nipah-Virus wurde 1998 das erste Mal entdeckt, als in Malaysia über 200 Menschen an einer schweren Hirnhautentzündung erkrankten. Viele von ihnen lebten auf der Insel Pangkor. Auch in Singapur gab es einzelne Infektionen. Das Auffällige an dieser Krankheitswelle, die ein halbes Jahr andauerte, war: Die meisten Erkrankten waren Mitarbeiter in Schlachthäusern oder in Schweinefarmen. Schnell fiel deshalb der Verdacht auf die Tiere.

Forscher konnten schließlich herausfinden, dass die Tiere ein Paramyxovirus übertragen hatten. Die Schweine selbst bildeten aber nicht das Reservoir für das Virus. Flughunde scheinen die wahren Überträger zu sein. In Südostasien kommt es immer wieder zu kleineren Ausbrüchen der Krankheit.

Touristen werden deshalb auch davor gewarnt, rohe Palm- oder Dattelsäfte zu trinken. Diese werden oft frisch von den Bäumen gezapft – sind aber auch ein beliebter Aufenthaltsort für Flughunde. Sie können den Saft mit ihren Exkrementen verunreinigen und dabei das Virus übertragen.

Mers-Gefahr im arabischen Raum

Das Mers-Virus ist in den vergangenen Jahren häufig in den Medien gewesen, da es im arabischen Raum zu schweren Atemwegsinfektionen führen kann. Zunächst dachten die Ärzte, sie hätte es mit einem Grippevirus zu. Doch aus Gewebeproben von Patienten konnte schließlich ein Coronavirus isoliert werden. Zur gleichen Familie gehört auch das sehr gefährliche Sars-Virus.

Auch bei Mers gehen die Forscher mittlerweile davon aus, dass ein Tier der eigentliche Wirt ist – und es nur gelegentlich auf Menschen übergeht. Die Verbreitung von einem Menschen auf den nächsten scheint selten zu sein. Im Fall von Mers sind offenbar Kamele die Überträger.

In Westafrika gibt es Lassa

Das dritte Virus, gegen das die neue Koalition Präventionsmaßnahmen finden will, ist das des Lassafiebers. Das Lassafieber ist ein hämorrhagisches Fieber, das vor allem in Westafrika vorkommt. Nach WHO-Angaben erkranken pro Jahr bis zu 300.000 Menschen daran, bei einem Großteil (bis zu 70 Prozent) kommt es hier aber zu keinen klinischen Symptomen.

Wenn Infizierte aber Fieber und Blutungen entwickeln, verläuft die Erkrankung meistens tödlich. Auch Lassaviren werden von Tieren übertragen: Die in Afrika heimische Vielzitzenmäuse sind die Hauptreservoire für die Erreger.

Gegen keinen der drei Erreger gibt es bisher eine Impfung. Als Prävention raten Mediziner, den Kontakt zu den Überträgertieren nach Möglichkeit zu vermeiden und viel Wert auf Hygiene zu legen.

Ausrotten lassen sich Erreger nicht

Die neu gegründete Organisation hat diese drei Krankheiten auch als Beispiele aufgeführt, weil befürchtet wird, dass die Erreger mutieren und dann leichter von Mensch zu Mensch übertragen werden und so Epidemien auslösen können. Zudem wären Mittel, die gegen diese Viren wirken, auch möglicherweise gegen andere, nahe verwandte Erreger einsetzbar.

Ausrotten lassen sich Viren kaum. Wie schwer das ist, zeigt das Kampf gegen die Kinderlähmung, Poliomyelitis. Gegen diese Erkrankung existiert sogar ein Impfstoff, aber trotz großer Impfkampagnen kommt es immer wieder zu Ausbrüchen. Als einziges Virus, das bisher mithilfe von Impfkampagnen und Hygienemaßnahmen ausgerottet werden konnte, gilt das Pockenvirus. Hier war die Ausrottung auch deshalb möglich, weil die für Menschen gefährliche Variante kein Reservoir im Tierreich hatte.

Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos hat die Cepi aber auch mitgeteilt, dass das Startkapital keinesfalls ausreichen wird. Man benötige noch mindestens weitere 500 Millionen Dollar, um tatsächlich etwas gegen diese Erreger ausrichten zu können.

Quelle : welt.de

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