Warum Johnson saudische Bombardements im Jemen nicht untersuchen will - Medien

  14 Oktober 2016    Gelesen: 813
Warum Johnson saudische Bombardements im Jemen nicht untersuchen will - Medien
Die Aussagen des britischen Außenministers Boris Johnson über die Luftangriffe in Syrien und dem Jemen haben die Heuchelei der britischen Politik im Nahosten zur Schau gestellt, wie der Kolumnist Andrew Smith in der Zeitung „The Independent“ schreibt.
Am Dienstag hatte der britische Außenminister Boris Johnson Russland vorgeworfen, „Kriegsverbrechen" in Syrien verübt zu haben und zu Protesten vor der russischen Botschaft in London aufgerufen. Das russische Verteidigungsministerium hatte die Vorwürfe zurückgewiesen, Johnsons Aussagen als „russophobe Hysterie" bezeichnet und Johnson aufgefordert, die Beweise für diese Behauptungen vorzulegen.

„Johnson war nicht annähernd so streng und prinzipientreu, als er auf die humanitäre Katastrophe im Jemen reagierte, die durch Aktivitäten der von Saudi-Arabien geleiteten Koalition entstanden war", schreibt Smith.

Johnson sei zwar durchaus berechtigt, zu einer Ermittlung im Falle der Bombenangriffe in Syrien aufzurufen, sollte dann aber dasselbe in Bezug auf die Lage im Jemen tun. Als bei einem Luftangriff auf eine Trauerfeier in Sanaa am Samstag mehr als 155 Menschen getötet und weitere 500 verletzt wurden, sei die einzige öffentliche Reaktion des britischen Außenministers ein Tweet gewesen, in dem er jedoch nicht etwa dazu aufgerufen habe, die Bombardements an Zivilisten zu stoppen und die Verantwortlichen vor den Internationalen Strafgerichtshof zu stellen.

„Das Leben der Menschen im Jemen ist ebenso wertvoll wie das in Syrien. Warum war die Reaktion dann bedeutend schwächer?", empört sich Smith. Johnsons Zurückhaltung sei offenbar darauf zurückzuführen, dass London Riad seit langem nicht nur politisch unterstütze, sondern auch Waffen und Militärausbilder bereitstelle, ergänzte er. Dabei hätten internationale Organisationen, darunter auch die Uno, den von Saudi-Arabien geleiteten Streitkräften von vorn herein vorgeworfen, Luftschläge gegen zivile Ziele wie Schulen und Krankenhäuser zu fliegen. Mehrere dieser Attacken, in denen mehr als 10.000 Menschen getötet seien, seien mit den von Großbritannien bereitgestellten Waffen ausgeführt worden, so Smith, der auch als Sprecher der in Großbritannien ansässigen Nichtregierungsorganisation gegen Waffenhandel „Campaign Against Arms Trade" (CAAT) tätig ist. London habe immer darauf gedrängt, dass diese Vorfälle von der saudi-arabischen Regierung untersucht werden sollen. Diese habe dann jedoch selbstverständlich keinen Tatbestand gefunden. Johnson und seine Kollegen sollten die Bombenangriffe im Jemen nicht mehr unterstützen und die Waffenlieferungen an Saudi-Arabien stoppen, wenn sie es mit dem Frieden und dem positiven Einfluss Großbritanniens in der Weltarena ernst meinten, schließt Smith. Moskau hatte mehrmals betont, es überprüfe jedes Mal sorgfältig die Angaben der Aufklärung und entscheide erst dann über Ziele für kommende Luftschläge. Die Vorwürfe, Russland versetze angeblich Luftschläge gegen zivile Objekte, sind bislang nicht offiziell bestätigt.

Quelle : sputnik.de

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