Wer früh kifft, bekommt Probleme mit komplexem Denken

  23 Auqust 2016    Gelesen: 703
Wer früh kifft, bekommt Probleme mit komplexem Denken
Die einen verteufeln Marihuana als Einsteigerdroge, die anderen sehen darin ein gutes Mittel, Krankheiten zu heilen. Studien zeigen, dass beim Kiffen vor allem ein Faktor entscheidend ist.
Die einen ziehen nur hin und wieder mal mit Freunden einen durch, um sich zu entspannen. Andere bezeichnen es als das Heilmittel und setzen sich für ihre Legalisierung ein. Cannabis ist mit 2,5 Millionen Konsumenten die mit Abstand beliebteste illegale Droge in Deutschland. Doch wie gefährlich ist Kiffen wirklich?

Verhaltensforscherin Francesca Filbey und ihr Team von der University of Texas aus Dallas fanden heraus, wie Marihuana uns verändert, und wie sich der Konsum auf das Gehirn auswirkt, wenn es noch in der Entwicklung ist. Dafür schauten sich die Wissenschaftler Gehirnstrukturen von Cannabiskonsumenten an, die bereits in ihrer frühen Jugend gekifft hatten.

Die Probanden, die schon Marihuana konsumiert hatten, bevor sie 16 Jahre alt waren, wiesen meistens eine gebremste Entwicklung des präfrontalen Kortex auf – dies ist ein Teil des Gehirns, der hinter der Stirn liegt und unter anderem für das Treffen von Entscheidungen und für komplexes Denken zuständig ist. Bei Probanden, die erst nach dem 16. Lebensjahr angefangen hatten, Marihuana zu konsumieren, waren die Ergebnisse hingegen völlig gegenteilig. Ihre Gehirne entwickelten sich nicht verzögert, sondern alterten sogar schneller als gewöhnlich.

"Gelegenheitskiffer" können aufatmen

Inwiefern die Intelligenz unter den unnormalen Gehirnveränderungen leiden muss, zeigten im April 2012 Wissenschaftler um Madeline Meier von der Duke University in Neuseeland. Bei einer Langzeitstudie beobachteten die Forscher 1037 Neuseeländer von ihrer Geburt bis zu ihrem 38. Lebensjahr. Die Probanden mussten im Rahmen der Forschung immer wieder IQ-Tests durchführen. Dann wurden die IQ-Tests im Alter von 13 Jahren mit den Ergebnissen der IQ-Tests mit 38 Jahren verglichen. Auch sollten die Probanden Angaben zu ihrem Cannabisgebrauch machen.

Während sich die Ergebnisse bei den Nichtkonsumenten nicht nennenswert veränderten, fiel bei den Grasrauchern der Intelligenzquotient vom 13. zum 38. Lebensjahr durchschnittlich um acht Punkte. Auffällig war jedoch, dass die Tests der Probanden, die erst im Erwachsenenalter angefangen hatten, Marihuana zu konsumieren, deutlich besser ausfielen als die der Probanden, die schon als Jugendliche begonnen haben. Damit deckten sich die Ergebnisse dieser Untersuchung auch mit der US-Studie.

"Gelegenheitskiffer" können aber aufatmen. Denn Ergebnisse einer Langzeitstudie im Dezember 2015 von den Unis aus Los Angeles und Minnesota zeigen, dass man ganz klar zwischen regelmäßigen und unregelmäßigen Konsumenten unterscheiden muss. Ähnlich dem neuseeländischen Versuch, wurden hier IQ-Tests mit Neun- bis Zwölfjährigen durchgeführt und noch einmal später im Alter von 17 bis 20 Jahren, als die Probanden teilweise schon ihre ersten Cannabiserfahrungen gemacht hatten. Dieses Mal verschlechterte sich der IQ der Konsumenten aber nicht. Die Leiterin der neuseeländischen Studie, Madeline Meier, wendete einen einfachen Grund ein: Die amerikanischen Probanden gaben vermehrt an, Gras nur selten zu konsumieren.

Ob gelegentlich Marihuana rauchen dem Gehirn langfristig schadet, kann man so genau nicht sagen. Dafür gibt es einfach zu viele unterschiedliche Befunde, die sich auch oft widersprechen. Trotzdem sollten es sich besonders Jugendliche zweimal überlegen, bevor sie zum Joint greifen.

Quelle : welt.de

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