Warschau: Belarussische Militärhubschrauber flogen nach Polen

  02 Auqust 2023    Gelesen: 841
  Warschau: Belarussische Militärhubschrauber flogen nach Polen

Die Situation an der polnisch-belarussischen Grenze ist seit Monaten angespannt. Mit der Aufnahme der Wagner-Söldner durch Belarus verschärft sich die Lage. Bei einer Militärübung verletzten belarussische Hubschrauber laut Warschau den polnischen Luftraum.

Polen wirft Belarus vor, mit zwei Militärhubschraubern in den polnischen Luftraum eingedrungen zu sein. Die beiden Hubschrauber hätten in Grenznähe trainiert und dabei den polnischen Luftraum verletzt, erklärte das Verteidigungsministerium in Warschau gegenüber der polnischen Nachrichtenagentur PAP. Der Grenzübertritt habe am Dienstag in der Gegend von Bialowieza stattgefunden.

Als Reaktion auf den Vorfall ordnete der polnische Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak an, die Zahl der Soldaten an der Grenze zu erhöhen und zusätzliche Ressourcen, darunter Kampfhubschrauber, in die Region zu verlegen. Zahlen wurden nicht genannt. Polen habe die NATO über den Vorfall informiert.

Das belarussische Verteidigungsministerium bestreitet den Vorwurf. Die Daten würden eine Verletzung des Laufraums nicht belegen, schreibt es auf Telegram. Es spricht von einem "Ammenmärchen", das Polen als Vorwand für eine Truppenverstärkung an der Grenze missbrauche.

Mit Radar schwer zu erfassen?

Zuerst hatten polnische Anwohner, die im Dorf Bialowieza direkt an der belarussischen Grenze leben, von den Hubschraubern berichtet und Fotos von ihnen in sozialen Medien geteilt. Das polnische Militär dementierte die Verletzung des Luftraums zunächst, änderte seine Angaben aber nach Beratungen mit dem Verteidigungsministerium in Warschau. Demnach sind die Hubschrauber in sehr geringer Höhe geflogen. Deswegen sei es schwer gewesen, sie mit Radarsystemen zu erfassen, heißt es.

Eine Auswertung der polnischen OSINT-Plattform Sluzby i Obywatel auf Twitter scheint die Vorwürfe zu belegen. Die Hubschrauber der Typen Mi-8 und Mi-24 können dem belarussischen Militär zugeordnet werden. Die Bilder und Videos sind demnach eindeutig über Bialowieza entstanden.

Wagner verschärft die Lage

Die Situation an der polnisch-belarussischen Grenze ist seit Monaten angespannt. Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko unterstützt den russischen Angriff auf die Ukraine nicht mit eigenen Truppen, erlaubt es der russischen Armee aber, belarussischen Boden als Startrampe für Luftangriffe auf die Ukraine zu nutzen.

Zuletzt hatte sich die Lage verschärft, als Belarus auch die Wagner-Söldner aus Russland aufnahm. Die polnische Armee verlegte deshalb bereits zusätzliche Truppen aus dem Westen des Landes nach Osten in die Grenzregion. Vizeregierungschef Jaroslaw Kaczynski kündigte an, dass Polen seine Grenze zu Belarus weiter befestigen werde. Seit 2022 sind an der etwa 400 Kilometer langen Grenze 186 Kilometer mit einem 5,5 Meter hohen Zaun versehen worden.

Söldner rücken vor

Am vergangenen Samstag soll es laut dem polnischen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki Bewegungen der Wagner-Söldner in Richtung Polen gegeben haben: "Wir haben Informationen, dass mehr als hundert Söldner in Richtung der Suwalki-Lücke vorgerückt sind, unweit von Grudno in Belarus."

Grudno liegt im Westen von Belarus, rund 15 Kilometer von der Grenze mit dem NATO-Mitgliedstaat Polen entfernt. Bei der Suwalki-Lücke handelt es sich um einen Korridor auf polnischem und litauischem Gebiet zwischen Belarus und der russischen Ostsee-Exklave Kaliningrad. Es ist die einzige Landverbindung zwischen dem baltischen Staat und den NATO-Staaten in Zentraleuropa. Im Ernstfall könnte Russland die Baltenstaaten durch deren Einnahme vom restlichen NATO-Gebiet abschneiden.

Morawiecki zufolge wird auch befürchtet, dass sich die Wagner-Kämpfer als weißrussischer Grenzschutz tarnen und illegalen Migranten helfen könnten, auf polnisches Gebiet zu gelangen - um Polen damit zu destabilisieren. Lukaschenko hatte bereits 2021 Menschen aus Krisenstaaten wie Syrien, Afghanistan, Libyen und Irak gezielt nach Belarus fliegen lassen, um sie dann über die polnische Grenze in die EU zu schleusen.

"Polen sollte dankbar sein"

Mit den russischen Söldnern auf belarussischem Gebiet provoziert der belarussische Machthaber nun erneut. Mitte Juli erklärte Lukaschenko bei einem Termin mit Kremlchef Wladimir Putin, dass die Wagner-Leute "uns anstrengen". Seinen Angaben zufolge wollten sie einen "Ausflug nach Warschau und Rzeszów unternehmen", was er verhindert habe. "Polen sollte ihn nicht tadeln, sondern dankbar sein", erklärte Lukaschenko spöttisch.

Die Privatarmee von Söldnerchef Jewgeni Prigoschin war nach ihrer gescheiterten Meuterei gegen Moskau nach Belarus umgesiedelt worden. Die Militärführung in Minsk hatte mitgeteilt, dass die Söldner in Belarus künftig auch für die Ausbildung von Soldaten zuständig seien und ihre Kampferfahrung aus dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine vermitteln sollen.

Quelle: ntv.de, chr/dpa


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