So schützt man sich vor hochansteckenden Noroviren

  24 April 2024    Gelesen: 649
  So schützt man sich vor hochansteckenden Noroviren

Unwohlsein nach einem Volksfest ist eigentlich nichts Außergewöhnliches. Meist dröhnt alkoholbedingt der Schädel. Doch Hunderten Besuchern in Stuttgart schlägt das Frühlingsfest auf den Magen: Sie klagen über Übelkeit und Durchfall. Schuld soll das Norovirus sein. Was hat es damit auf sich? Und wie kann man sich schützen?

Starker Durchfall, heftiges Erbrechen, Bauchkrämpfe und Fieber: Nach dem Besuch des Stuttgarter Frühlingsfestes leiden mehr als 300 Menschen unter Magen-Darm-Beschwerden. Gesundheitsamt und Veterinärbehörde suchen mit Hochdruck nach der Ursache und nehmen Stuhlproben von den Erkrankten. Bereits früh ist klar: Die Symptome sprechen für eine virale Erkrankung, wie die Stadt mitteilt. Jetzt wurde bei zwei der Betroffenen das Norovirus nachgewiesen. Was hat es mit diesem Erreger auf sich? Und wie kann man sich vor einer Infektion schützen?

Norovirus-Ausbrüche gibt es auf lokaler Ebene immer wieder. Meist sind Schulen, Kitas oder Altenheime betroffen. Dass das Virus auf einem Volksfest wie aktuell in Stuttgart um sich greift, ist zwar ungewöhnlich, aber durchaus erklärbar. Denn einmal eingeschleppt, lauern Noroviren nahezu überall: auf Toiletten, Türklinken, Tresen, Bierbänken und nicht ganz sauber gespülten Gläsern und Tellern.

"Winzige Mengen reichen aus"

"Noroviren gehören zu den ansteckendsten Viren überhaupt", erklärt Präventionsmediziner und Medizinjournalist Christoph Specht im Gespräch mit RTL/ntv. Nur Masern seien noch ansteckender. "Winzige Mengen des Norovirus reichen bereits aus, um sich zu infizieren." Das RKI schätzt, dass bereits zwischen 10 und 100 Viruspartikel für eine Infektion ausreichen. Diese erfolgt meist über Schmierinfektion - entweder durch direkten Körperkontakt oder durch infektiöse Gegenstände, die mit der Hand berührt werden. Wenn man sich nun mit dieser Hand an Mund, Nase oder Augen fasst, ist eine Ansteckung möglich.

Allerdings kann das Virus auch über Tröpfcheninfektion übertragen werden. Denn nicht nur der Stuhl, sondern auch das Erbrochene enthält die Noroviren. Bei schwallartigem Erbrechen werden kleine Tröpfchen in der Luft verbreitet und können so auch in die Mundhöhle gelangen. Durch niesende oder hustende Personen steckt man sich laut Specht in der Regel jedoch nicht an.

Norovirus entwickelt sich schnell seuchenartig

Hat das Virus einen erwischt, wird es schnell sehr unangenehm. In den allermeisten Fällen zieht eine Infektion starke Symptome nach sich. Die Erkrankung beginnt plötzlich mit heftigem Durchfall, Übelkeit und schwallartigem Erbrechen. Dazu kommt häufig ein starkes Krankheitsgefühl mit Bauch- und Muskelschmerzen, gelegentlich mit leichtem Fieber und Kopfschmerzen. Die starken Brechdurchfälle können rasch zu einem Flüssigkeitsmangel im Körper führen, welcher sich durch ein ausgeprägtes Schwächegefühl oder Schwindel bemerkbar machen kann.

Schutz vor einer Infektion bieten Specht zufolge strenge Hygienemaßnahmen:

Toilettendeckel schließen, bevor man die Spülung betätigt

Hände sehr sorgfältig mit Seife waschen, auch zwischen den Fingern

Badezimmer gut reinigen

Wer mit Infizierten zusammenlebt, sollte unbedingt Desinfektionsmittel für die Toilette verwenden

Eine Garantie, sich nicht anzustecken, seien die Schutzmaßnahmen dennoch nicht. "Gerade in Gemeinschaftseinrichtungen ist das Norovirus ein Problemvirus", so Specht. Im Winter entwickele es sich schnell seuchenartig und werde somit zur Gefahr vor allem für Senioren und Kinder. "Deren Immunsysteme funktionieren nicht mehr so gut oder sind noch nicht so stark ausgeprägt", erklärt der Mediziner. Entscheidend sei eine hohe Flüssigkeitszufuhr während der akuten Krankheitsphase.

In der Regel ist die Krankheit nach ein bis zwei Tagen ausgestanden. Mindestens zwei Tage, nachdem die Krankheitssymptome abklingen, sei das Norovirus jedoch immer noch ansteckend, mahnt Specht. Das RKI spricht sogar von 7 bis 14 Tagen, in Ausnahmefällen könne der Erreger sogar "noch über Wochen nach einer akuten Erkrankung über den Stuhl ausgeschieden werden". Specht empfiehlt daher: "Wer die Möglichkeit hat, sollte nach der Genesung besser im Homeoffice arbeiten." Außerdem sollten Patientinnen und Patienten vor einem Arztbesuch immer erst telefonisch mit ihrer Praxis Rücksprache halten, um möglichst niemanden anzustecken.

Quelle: ntv.de, hny


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