USA entschuldigen sich bei den Briten

  18 März 2017    Gelesen: 480
USA entschuldigen sich bei den Briten
Der Sprecher des Weißen Hauses wirft dem britischen Geheimdienst vor, US-Präsident Trump belauscht zu haben. Beweise legt er nicht vor. Jetzt entschuldigt Sean Spicer sich für den "Unsinn", den er verbreitet hat.
Die USA haben sich bei der britischen Behauptung dafür entschuldigt, dass sie dem britischen Geheimdienst GCHQ vorgeworfen haben, dieser habe Präsident Donald Trump nach seinem Wahlsieg ausspioniert.

Die BBC meldet unter Berufung auf einen Sprecher der britischen Premierministerin Theresa May, die USA hätten zugesagt, entsprechende Vorwürfe nicht zu wiederholen. Zuvor habe die britische Regierung der US-Seite deutlich gemacht, dass die Behauptungen "lächerlich" seien.

Dem britischen "Telegraph" zufolge haben sich die USA sogar offiziell entschuldigt. Die Zeitung beruft sich auf Geheimdienstquellen. Demnach haben der Sprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer, und Trumps Sicherheitsberater Herbert R. McMaster Entschuldigungen übermittelt. McMaster habe den Sicherheitsberater der Premierministerin kontaktiert, Spicer habe sich über den britischen Botschafter in den USA entschuldigt.

Spicer hatte am Donnerstag bei einer Pressekonferenz gesagt, Trumps Vorgänger Barack Obama habe nicht die amerikanischen Geheimdienste benutzt, um Trump abzuhören, sondern das GCHQ. Er berief sich dabei auf Andrew Napolitano, einen früheren Richter, der jetzt als Moderator für den Sender Fox News arbeitet. Napolitano wiederum hatte sich auf "drei Geheimdienstquellen" berufen.

"Unsinn"

Ungewöhnlich an Spicer Äußerung ist zweierlei: Bei den Anschuldigungen gegen Obama stützt sich das Weiße Haus allein auf Zitate aus teilweise dubiosen US-Medien – eigene Erkenntnisse hat Trump noch immer nicht präsentiert. Und Spicer schien nichts dabei zu finden, dem Geheimdienst des engsten Verbündeten der USA vorzuwerfen, den Wahlsieger der amerikanischen Präsidentschaftswahlen ausspioniert zu haben.

Das GCHQ nimmt die Angelegenheit offenkundig sehr ernst. Ein Sprecher erklärte, Napolitanos Vorwürfe seien "Unsinn", "absolut lächerlich und sollten ignoriert werden". Letzteres war zweifellos als Empfehlung für Spicer gemeint. Die BBC weist darauf hin, dass es ungewöhnlich ist, dass das GCHQ Berichte über seine Arbeit kommentiert. Die Wortwahl des Geheimdienstes sei zudem "sehr ungewöhnlich".

Die Geheimdienste der USA und Großbritanniens arbeiten auf das Engste zusammen, sie bilden zusammen mit den Geheimdiensten aus Australien, Neuseeland und Kanada die "Five Eyes", die ihre Erkenntnisse teilen und sich nicht gegenseitig ausspionieren. Durch den Whistleblower Edward Snowden kam heraus, dass die amerikanische NSA dem GCHQ für dessen Dienste 100 Millionen Pfund gezahlt hat.

In den USA hatte Spicers Auftritt bei der Pressekonferenz aus anderen Gründen für Aufsehen gesorgt. Er hatte dabei mitgeteilt, Trump halte an seinem Vorwurf gegen Obama fest. Kurz zuvor hatten allerdings die Geheimdienstausschüsse von Senat und Repräsentantenhaus erklärt, sie hätten keinen Hinweis gefunden, der die Vorwürfe belegen würde. "Auf der Basis der Informationen, die wir nutzen, sehen wir keine Anzeichen, dass der Trump Tower von irgendeinem Teil der US-Regierung überwacht wurde", sagte der Vorsitzende des Senatsausschusses, Richard Burr, ein Republikaner.

Mit anderen Worten: Trump hält an Vorwürfen fest, die seine eigenen Parteifreunde für unbewiesen halten. Fakten spielen für die US-Regierung offensichtlich keine Rolle – oder nur dann, wenn ein enger Verbündeter sich über Lügen beschwert, die vom Weißen Haus verbreitet werden.

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