Priester in Sierra Leone gräbt Diamanten aus

  18 März 2017    Gelesen: 368
Priester in Sierra Leone gräbt Diamanten aus
In Sierra Leone gehen viele auf Diamantensuche. Es ist oft die einzige Möglichkeit, die Ausbildung der Kinder zu finanzieren. Ein Priester hat jetzt einen großen Stein gefunden. Wer erhält den Erlös?
Eigentlich ist Emmanuel Momoh Priester. Nach Diamanten gräbt er nur in seiner Freizeit. Das ist in der Region Kono im Osten Sierra Leones so weitverbreitet wie in Finnland das Holzhacken. Die Schürfer hoffen dabei auf einen Stein mit einem Karat, vielleicht sogar zwei Karat, der ausreicht, das Schulgeld für die Kinder bis zum Abitur zu finanzieren. Momoh aber siebte am Wochenende einen Klunker mit unglaublichen 706 Karat aus dem Schlamm. In der Rangliste der größten jemals gefundenen Diamanten belegt der Stein aus Kono den 13. Rang.

Ein Diamant solchen Ausmaßes war in Sierra Leone zuletzt 1972 gefunden worden. Er wog 969 Karat. Der größte Diamant wiegt mehr als 3000 Karat und war 1905 in Südafrika gefunden worden. 2015 war in Botswana der zweitgrößte Diamant mit einem Gewicht von 1111 Karat gefördert worden.

Emmanuel Momoh war von seinem Fund so überwältigt, dass er ihn den örtlichen Behörden meldete. Sie brachten ihn samt Stein in die Hauptstadt Freetown, wo Momoh von Präsident Ernest Bai Koroma empfangen wurde. Er dankte dem Priester dafür, den Diamanten nicht außer Landes geschmuggelt zu haben und versprach Momoh einen „gerechten Anteil am Erlös“, womit der Ärger programmiert zu sein scheint. Denn Momoh will, dass der Erlös des Steins seinem Dorf zugutekommt. Der Präsident will, dass „die Nation insgesamt“ von dem Diamanten profitiert.

Wie viel ist der Stein tatsächlich wert?

Im Vergleich zu früheren Gepflogenheiten in Sierra Leone ist das trotzdem eine geradezu zivilisierte Art, mit dem sensationellen Fund umzugehen. Der Bürgerkrieg in dem westafrikanischen Land von 1991 bis 2002 drehte sich nicht zuletzt um den Zugang zu den Diamantenfeldern im Osten. Die damalige Regierung heuerte sogar eine südafrikanische Privatarmee namens „Executive Outcomes“ an, um die Diamantenfelder freizukämpfen. Die Zustände waren Vorlage für „Blood Diamonds“, den Film mit Leonardo DiCaprio.

Zur Zeit aber weiß niemand zu sagen, wie viel Geld der 706-Karäter tatsächlich wert ist. Zwar hatte ein 813 Karat schwerer Diamant bei einer Auktion in London im Mai 2016 einen Erlös von 63 Millionen Dollar erzielt. Doch das ist kein Maßstab, weil sich der Preis nach der Qualität richtet, nicht nach dem Gewicht. Besonders die großen Steine weisen häufig Lufteinschlüsse auf, die den Wert senken. Daher werden sie fast immer zerteilt und dann erst geschliffen. So war der größte Fund aus Sierra Leone, der 969-Karäter „Star of Sierra Leone“, in 17 Steine zerteilt worden.

Angeblich haben einige der namhaftesten Schleifer aus Antwerpen schon ihr Interesse bekundet, Momohs Fund in Augenschein nehmen zu dürfen. Alleine die Studien, wie der Stein gebrochen und geschliffen werden kann, können zwei Jahre in Anspruch nehmen. Emmanuel Momoh wird sich also in Geduld üben müssen, bis er Finderlohn erhält. Was er dafür kaufen will, verriet er einem Radiosender: „ein Auto“.


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