Volkswirte prognostizieren stabile Konjunktur

  26 März 2017    Gelesen: 337
Volkswirte prognostizieren stabile Konjunktur
Ökonomen beurteilen die deutsche Wirtschaft inzwischen wieder etwas optimistischer. Sie werde weiter wachsen - wenn auch nicht so rasant wie 2016. Die Prognosen der fünf Wirtschaftsweisen fallen nicht ganz so positiv aus.

Ökonomen rechnen trotz Brexit und anderer globaler Risiken in Deutschland vorerst nicht mit wirtschaftlichen Turbulenzen. Viele Konjunktur-Indikatoren, vor allem die unverändert gute Arbeitsmarktlage, sprächen vielmehr für eine anhaltende stabile Aufwärtsentwicklung. Das schließe nicht aus, dass der Konjunkturmotor in der zweiten Jahreshälfte etwas an Tempo verliere, prognostizierten Volkswirte deutscher Großbanken in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Was das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr angeht, so sind die meisten Fachleute der großen Geldhäuser sogar einen Tick optimistischer als die fünf Wirtschaftsweisen. Diese rechnen inzwischen beim Bruttoinlandprodukt (BIP) mit einem Anstieg von 1,4 Prozent. DZ-Bank-Volkswirt Michael Holstein geht nach einem "starken ersten Quartal" inzwischen von einem 1,5- prozentigen BIP-Wachstum aus, Commerzbank-Ökonom Eckart Tuchtfeld von 1,6 und Rolf Schneider von der Allianz sogar von einem 1,7-prozentigen Wachstum. "Ich halte die Konjunktur in diesem Jahr nicht für überschäumend, aber für gut fundiert. Das gibt auch dem Arbeitsmarkt Rückenwind", sagte Tuchtfeld.

"Inflation zehrt an der Kaufkraft"

Aus Sicht des Allianz-Experten Schneider spricht neben der guten Beschäftigungslage auch der starke Export dafür, dass der Konjunkturmotor weiter rundläuft. Vor allem in den Schwellenländern, wichtige Abnehmer für die Exportindustrie, laufe es wieder besser. In Russland und Brasilien gehe die Rezession zu Ende. "Und auch in China läuft es wieder stabiler." Nicht ganz so optimistisch ist DZ-Bank-Ökonom Michael Holstein. Aus seiner Sicht spricht viel für Bremsspuren beim Wachstum in der zweiten Jahreshälfte. Grund dafür sei der sich schwächer entwickelnde private Konsum wegen der zuletzt stark gestiegenen Inflation. "Inflation zehrt an der Kaufkraft der Verbraucher", gibt Holstein zu bedenken.

Die offizielle EU-Austrittserklärung der britischen Regierung sehen die Wirtschaftsfachleute dagegen ausnahmslos unkritisch. Das werde zunächst keine Auswirkung haben. Viel Wichtiger sei, wie später die Austrittsverhandlungen verlaufen werden. "Kommt es zum harten Brexit oder wird man sich verständigen und eine Lösung finden, die den Schaden für beide begrenzt? Das ist jetzt die Frage", betont Holstein.

Arbeitslosenzahlen sinken langsamer

Auf dem Arbeitsmarkt rechnen die Volkswirte für dieses Jahr mit einem weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit - je nach Annahmen um 60.000 bis 100.000 im Jahresdurchschnitt 2017. Dabei unterstellen die meisten Ökonomen, dass sich der starke Rückgang der Arbeitslosenzahlen im ersten Quartal 2017 im Jahresverlauf deutlich verlangsamt. Der Grund seien die 2015 und 2016 nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge, die nach Absolvierung ihrer Integrations- und Förderkurse verstärkt auf den Arbeitsmarkt drängen werden.

Auch für März gehen die Fachleute saisonbedingt von einem stärkeren Rückgang der Arbeitslosenzahl aus. Mit 2,692 Millionen liege die Zahl der Erwerbslosen um rund 70.000 niedriger als im Januar, berichten sie unter Berufung auf eigene Berechnungen. Das wären rund 150.000 weniger Jobsucher als vor einem Jahr. Grund für den stärkeren Rückgang seien neben der großen Arbeitskräftenachfrage auch die Vorboten der Frühjahrsbelebung. Die offiziellen Arbeitslosenzahlen will die Bundesagentur für Arbeit am 31. März bekanntgeben.

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