Europa entledigt sich seiner Kirchen

  20 April 2017    Gelesen: 1519
Europa entledigt sich seiner Kirchen
In Europa werden zunehmend Kirchen abgerissen, verkauft bzw. an Andersgläubige übergeben, schreibt die „Nesawissimaja Gaseta“ am Donnerstag.
Die Gestalt europäischer Städte ist ohne Kirchen kaum vorzustellen, einige von ihnen sind historische Denkmäler. Während derzeit in Europa aktiv Gebetshäuser für religiöse Minderheiten gebaut werden – vor allem Moscheen, weil es einen entsprechenden Bedarf gibt – sieht die Situation mit christlichen Kirchen in West- und Nordeuropa ganz anders aus.

Nach Angaben des amerikanischen Gatestone Institute wurden in London seit 2001 rund 500 Kirchen verschiedener Konfessionen geschlossen, die in Privathäuser oder öffentliche Gebäude verwandelt wurden. Auf der Webseite der Church of England heißt es, dass jedes Jahr weitere Kirchen nicht mehr für Gottesdienste genutzt werden. Nach Medienangaben werden jährlich 20 Kirchen geschlossen. Laut Prognose von Christian Research werden in England zum Jahr 2020 weitere 4000 Kirchen zugemacht.
Das Kirchensterben ist auf die niedrigen Besucherzahlen bei Gottesdiensten zurückzuführen. Nach Angaben der britischen Zeitung „The Guardian“ ging die Zahl der Gläubigen, die sonntags anglikanische Kirchen besuchen, auf 760.000 zurück (2014 entfielen auf 16.000 Kirchen 980.000 Gläubige), was weniger als zwei Prozent der Einwohnerzahl Großbritanniens ausmacht.

Eine ähnliche Situation ist auch in Deutschland zu erkennen, wo Kirchen geschlossen, abgerissen bzw. verkauft werden. Nach „Spiegel“-Informationen hat die Evangelische Kirche in Deutschland zwischen 1990 und 2010 340 Kirchen geschlossen, 46 wurden abgerissen. Nach Angaben des „Wall Street Journal“ werden in Deutschland auch katholische Kirchen geschlossen und verkauft – im letzten Jahrzehnt wurden 515 Kirchen zugemacht.

Nach Angaben des Gatestone Institute sollen in den nächsten Jahren weitere 700 Kirchen wegen mangelnder Finanzierung und des Rückgangs der Zahl der Kirchgänger geschlossen werden. Laut Informationen des Pew Rearch Center liegt die Zahl der Einwohner Deutschlands, die mindestens einmal pro Woche in die Kirche gehen, bei nur 13 Prozent.

Eine Tendenz des Kirchenschwunds ist auch in den Niederlanden zu verzeichnen. Laut Informationen des Gatestone Institute wurden in der Provinz Friesland 250 von 720 Kirchen geschlossen, einige für andere Zwecke umgebaut. Wie das „Wall Street Journal” zuvor berichtete, sollen in den Niederlanden in den nächsten vier Jahren rund 700 Protestantenkirchen wegen der niedrigen Besucherzahl zugemacht werden. Auch bei den katholischen Kirchen sieht es nicht besser aus. Seit 2004 wurden rund zehn Prozent der katholischen Kirchen geschlossen.
Auch in Belgien ist die Schließung von Kirchen geplant. Nach Angaben des „National Catholic Reporter“ sollen in Brüssel 108 katholische Kirchen zugemacht werden.

In Kopenhagen wurden 2013 14 von 119 Kirchen wegen niedriger Besucherzahl und mangelnder Finanzierung geschlossen. Seit 2013 werden Kirchen in Dänemark auf dem freien Immobilienmarkt verkauft.

In Schweden hat ein Pastor zur Schließung der Kirchen aufgerufen, die den Haushalt des Landes belasten. Ihm zufolge verfügt die evangelisch-lutherische Kirche in Schweden über 3384 Gebäude, von denen nur 500 einmal pro Monat für Gottesdienste genutzt werden. Für die Unterhaltung der Kirchen werden rund 50 Millionen Euro ausgegeben. Er schlug vor, die Gebäude entweder abzureißen oder für andere Zwecke zu nutzen. Einige schwedische Kirchen sind in solch einem Zustand, dass sie zu Spottpreisen verkauft werden. Für Aufsehen in den Medien sorgte die Nachricht, dass eine Kirche für nur eine Krone verkauft worden sei.

In Norwegen kann man laut „ThorNews” von insgesamt 3000 nur 1200 Kirchen besuchen – die anderen sind wegen des mangelhaften technischen Zustandes und Einsturzgefahr geschlossen. Der Mangel an Finanzmitteln könnte Norwegen zur Schließung bzw. zum Verkauf mehrerer historischer Holzkirchen bewegen. Laut statistischen Angaben gehen nur drei Prozent der Bevölkerung sonntags in die Kirche.

Der Schwund von christlichen Kirchen in Europa (vor allem in West- und Nordeuropa) gewinnt an Fahrt. Das war wohl zu erwarten angesichts des Rückgangs der Christen in dieser Region. Die Kirchen wurden einst für die Gläubigen gebaut. Wenn es immer weniger davon gibt, fällt es den religiösen Organisationen schwer, die leeren Kirchen in einem guten Zustand zu halten.

Quelle. sputniknews.com

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