Le Pen torpediert Macron-Wahlkampf

  27 April 2017    Gelesen: 682
Le Pen torpediert Macron-Wahlkampf
Anderthalb Wochen vor der Stichwahl in Frankreich geht Marine Le Pen auf Konfrontationskurs: Als Emmanuel Macron ein kriselndes Werk in Amiens besuchen will, ist die Front-National-Chefin schon da - und macht Stimmung gegen ihren liberalen Gegner.
Anderthalb Wochen vor der Stichwahl in Frankreich geht Marine Le Pen auf Konfrontationskurs: Als Emmanuel Macron ein kriselndes Werk in Amiens besuchen will, ist die Front-National-Chefin schon da - und macht Stimmung gegen ihren liberalen Gegner.

"Ich bin auf der Seite der Arbeiter", verkündete Le Pen vor dem Werkstor. Und jeder wisse, dass Macron auf der Seite der Unternehmen stehe. Whirlpool hatte im Januar angekündigt, die Produktion von Wäschetrocknern aus Amiens nach Polen zu verlagern und das Werk mit derzeit 290 Arbeitern bis Juni 2018 zu schließen. Als Macron kurze Zeit später eintraf, wurden Rufe nach "Marine présidente" laut. In der Menge standen nach Angaben von AFP-Reportern auch Mitarbeiter von Le Pens Partei Front National.

Der sozialliberale Ex-Wirtschaftsminister Macron gilt in Umfragen als klarer Favorit für die entscheidende Stichwahl um das Präsidentenamt am 7. Mai. Er hatte den ersten Wahlgang am Sonntag mit 24 Prozent gewonnen, Le Pen kam mit 21,3 Prozent auf den zweiten Platz. Die Kandidatin der rechtsextremen Front National war gleich danach in die Offensive gegangen, um den Rückstand aufzuholen. Die EU-Gegnerin will aus dem Euro austreten und Frankreichs Wirtschaft isolieren, Macron steht dagegen für eine pro-europäische Linie.

Macron warnt vor falschen Versprechungen

"Ich bin hier in der Mitte (...) der Angestellten, die sich dieser wilden Globalisierung widersetzen", sagte Le Pen dem Sender BFMTV. Sie warf Macron "Geringschätzung" der Mitarbeiter vor, weil er ursprünglich keinen Besuch am Werk geplant hatte. Macron konterte, Le Pen nutze den Sozialkonflikt politisch aus. Er habe zunächst mit den Vertretern der Gewerkschaft sprechen wollen. "Man muss die Dinge in dieser Reihenfolge machen", sagte Macron. Mit "Beschimpfungen und falschen Versprechungen" löse man kein einziges Problem des Landes. Es müsse ein Käufer für die Fabrik gefunden werden.

Bei seinem Besuch gab es zunächst chaotische Szenen. Macron kam kaum zu Wort. Zwischendurch griff er zu einem Megaphon, um sich verständlich zu machen. Später gelang es ihm, zu einer Gruppe von Whirlpool-Mitarbeitern zu sprechen. "Die Grenzen dicht zu machen ist keine Lösung", sagte Macron. Die nordfranzösische Region Hauts-de-France, zu der Amiens gehört, zählt zu Le Pens Hochburgen. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, traditionelle Industriezweige wie der Bergbau wurden in der Vergangenheit dichtgemacht.

Quelle: n-tv.de , jug/dpa/AFP

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