Netanyahu wirft Gabriel Instinktlosigkeit vor

  28 April 2017    Gelesen: 665
Netanyahu wirft Gabriel Instinktlosigkeit vor
Nach dem abgesagten Treffen mit Gabriel tritt Israels Premier Netanyahu in einem Zeitungsinterview nach. Zudem hätte der deutsche Außenminister ein klärendes Gespräch verweigert. Das Auswärtige Amt widerspricht.
Eigentlich hätten sich Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und Außenminister Sigmar Gabriel am Dienstag treffen sollen. Doch weil der SPD-Politiker auch auf Termine mit regierungskritischen israelischen Nichtregierungsorganisationen bestand, hatte Netanyahu das Treffen kurzfristig abgesagt. Nun wirft Israels Premier Gabriel in einem Interview mit der "Bild-Zeitung" Instinktlosigkeit vor.

"Mein Grundsatz ist ganz einfach: Ich empfange keine Diplomaten anderer Länder, die Israel besuchen und sich dabei mit Organisationen treffen, die unsere Soldaten Kriegsverbrecher nennen", sagte Netanyahu.

Gabriel hatte am Dienstag an einer Diskussionsrunde mit Repräsentanten der Gruppen Breaking the Silence (Das Schweigen brechen) und B'Tselem teilgenommen. Beide kritisieren Israels Siedlungspolitik in den besetzten Palästinensergebieten. Gabriel sah hinter Netanyahus Entscheidung innenpolitische Motive. Die deutsch-israelischen Beziehungen galten schon vor dem Eklat als angespannt.

"Ich finde, es war äußerst instinktlos, zu diesem Zeitpunkt ein solches Treffen stattfinden zu lassen", sagte Netanyahu mit Blick darauf, dass die Diskussionsrunde kurz nach dem Holocaust-Gedenktag in Israel stattfand. "An diesen Tagen trauern wir um die im Holocaust ermordeten Angehörigen unseres Volkes und um unsere gefallenen Soldaten."

Auswärtiges Amt widerspricht Netanyahu

Gabriel habe zudem ein klärendes Gespräch nach dem Eklat verweigert. "Ich wollte Außenminister Gabriel anrufen, um meinen Standpunkt zu erläutern und die Sache zu bereinigen, aber er lehnte ein Telefonat ab."

Das Auswärtige Amt widerspricht dieser Darstellung. Nach Angaben aus Gabriels Umfeld hatte Netanyahu bereits vor seiner Absage ein Telefonat statt eines Treffens angeboten, aber nur unter zwei Bedingung: Gabriel sollte an dem Treffen mit den regierungskritischen Friedensaktivisten nicht selbst teilnehmen, sondern einen Vertreter schicken. Außerdem sollte ein förmlicher Vertreter einer jüdischen Siedlung in den Palästinensergebieten an dem Treffen teilnehmen. Darauf wollte sich die deutsche Seite nicht einlassen. Die jüdischen Siedlungen in den palästinensischen Gebieten sind aus deutscher Sicht völkerrechtswidrig.

Netanyahu sagte der "Bild"-Zeitung: "Ich hoffe, dass sich Gabriel bei seinem nächsten Israel-Besuch mit mir trifft anstatt mit einer radikalen Randgruppe, die Israels Sicherheit untergräbt." Gleichzeitig betonte er, die Beziehung zwischen Israel und Deutschland sei "außerordentlich stark" und werde es auch bleiben. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sei "eine wahre Freundin Israels". Außerdem freue er sich auf den Besuch des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier in Israel. Merkel hatte sich in dem Eklat hinter Gabriel gestellt.

Quelle : spiegel.de

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