Demonstranten zünden Ministerium an

  25 Mai 2017    Gelesen: 741
Demonstranten zünden Ministerium an
In Brasilien jagt ein Korruptionsskandal den nächsten, auch gegen den Präsidenten liegt einiges vor. In der Hauptstadt Brasilia gehen rund 35.000 Menschen gegen Temer auf die Straße und verlangen dessen Absetzung - manche schießen dabei über das Ziel hinaus.

Bei heftigen Protesten gegen Brasiliens Präsidenten Michel Temer haben Demonstranten Feuer im Agrarministerium gelegt. Schwarze Rauchwolken standen am Mittwoch über dem Regierungsviertel in Brasilia, nach Angaben der Polizei hatten sich 35.000 Menschen dort versammelt. Die Polizei setzte Tränengas ein, um einen Sturm auf den Kongress zu verhindern, mehrere Ministerien mussten evakuiert werden. Verteidigungsminister Raul Jungmann trat vor die Presse und sagte, die Regierung werde nun das Militär schicken, um die Lage in den Griff zu bekommen. Das sei inakzeptabler Vandalismus, sagte er. Auch in zwei weiteren Ministerien wurde versucht, Feuer zu legen. Ein Demonstrant soll angeschossen worden sein, viele Scheiben an Ministerien gingen zu Bruch.

In der von Oscar Niemeyer geplanten Hauptstadt sind alle Ministerien und der Kongress rund um eine große Fläche, die Esplanada dos Ministérios, angeordnet, auf der sich die Menschen versammelten und "Fora Temer" - "Temer raus" - skandierten. Gewerkschaften und soziale Bewegungen hatten zu den Protesten aufgerufen. Temer hatte 2016 die des Amtes enthobene Präsidentin Dilma Rousseff abgelöst.

Zum einen richtet sich der Protest gegen eine Arbeitsmarktreform, die eine Ausweitung von Arbeitszeiten, eine Beschneidung der Mitsprache von Gewerkschaften und die Zahlung von Kosten bei Arbeitsprozessen durch die Angestellten vorsieht. Zum anderen wird der sofortige Rücktritt Temer gefordert, der unter Korruptionsverdacht steht. Das Land diskutiert einen 38-minütigen Mitschnitt eines Gesprächs zwischen Temer und dem Besitzer des weltgrößten Fleischkonzerns JBS, Joesley Batista, der heimlich alles aufgezeichnet hatte. JBS soll über Jahre Politiker bestochen haben - Batista zahlte 65 Millionen Euro in einem Vergleich und packte aus.

Die Aufnahmen nähren den Verdacht von Schweigegeldabsprachen, damit Ex-Parlamentspräsident Eduardo Cunha, der bereits im Gefängnis sitzt, nicht sein Wissen über das ganze Korruptionsnetzwerk preisgibt. Temer soll zudem für seine letzte Wahlkampagne von JBS 15 Millionen Reais (4,2 Millionen Euro) erhalten und eine Million (280.000 Euro) selbst eingesteckt haben.

Quelle: n-tv.de , jve/dpa

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