Anklage fordert neun Jahre Haft für Bordellboss

  11 Juli 2017    Gelesen: 1248
Anklage fordert neun Jahre Haft für Bordellboss
In Düsseldorfer Bordellen sollen reihenweise Freier mit Drogen betäubt und ausgeraubt worden sein. Nach mehr als dreieinhalb Jahren Prozessdauer hat die Staatsanwaltschaft nun ihr Plädoyer gehalten.
Fünf Jahre nach dem Bekanntwerden des Düsseldorfer Rotlicht-Skandals hat die Staatsanwaltschaft eine lange Freiheitsstrafe für den Hauptangeklagten beantragt. Der damalige Eigentümer der Bordelle, Rotlicht-Größe Thomas M., soll nach dem Willen der Anklage für neun Jahre und einen Monat hinter Gitter. Er sei wegen räuberischer Erpressung und gefährlicher Körperverletzung sowie Verstößen gegen das Waffenrecht überführt.

In Bordellen in Düsseldorf sollen reihenweise Freier mit Drogen betäubt und ausgeraubt worden sein. Die Stadt hatte danach vier Etablissements geschlossen. Nach mehr als dreieinhalb Jahren Prozessdauer und weit über 250 Verhandlungstagen hatten am Montagabend in einem der längsten Strafprozesse des Düsseldorfer Landgerichts die Plädoyers begonnen.

"Er hat die Tatabläufe gewollt und gebilligt. Er ist der Kopf der Bande", so die Staatsanwaltschaft. Strafverschärfend müsse sein Verhalten nach der Tat gewertet werden: So habe er Zeugen zu Falschaussagen angestiftet und ein Millionenvermögen beiseite geschafft. Ermittler hatten aus dem Gefängnis geschmuggelte Briefe sichergestellt, in denen die Rotlicht-Größe Mittelsmänner anwies, Zeugen zu kontaktieren, damit sie vor Gericht ihre Aussagen abschwächen.

Die Anklage beantragte für einen mutmaßlichen Komplizen vier Jahre Haft. Er habe wenigstens ein Teilgeständnis abgelegt und bemühe sich um einen Beruf abseits des Rotlichtmilieus. Die Plädoyers der Verteidigung und der Nebenklage stehen an diesem Dienstag und eventuell weiteren Tagen an.

Herzrasen, Schwindel und Erinnerungslücken

In einem Fall seien mehr als 22.000 Euro von der Kreditkarte eines Geschädigten abgebucht worden, so die Ermittler. Besucher der Häuser hätten über Herzrasen, Schwindel und Erinnerungslücken geklagt. Ein Mann habe sich auf eigene Faust einem Drogentest unterzogen und sei positiv auf Kokain getestet worden.

In einem weiteren Fall habe eine Prostituierte aus Versehen ein präpariertes Glas Champagner ausgetrunken und dann über gesundheitliche Beschwerden geklagt, die eine Woche angedauert hätten. Vor Gericht habe sie dann ihre Aussage, wie vom Angeklagten gewünscht, abgeschwächt.

Im vergangenen Oktober war bereits ein ehemaliger Bordell-Mitarbeiter zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Das Verfahren gegen fünf weitere Angeklagte war abgetrennt worden. Eine Bardame war freigesprochen worden.

Der Skandal um die Rotlicht-Betriebe in Düsseldorf hatte hohe Wellen geschlagen. Zeitweise hatte die Polizei eine Telefon-Hotline geschaltet, unter der sich Bordell-Besucher melden konnten, die den Verdacht hatten, betäubt und ausgeraubt worden zu sein.

Um die Stammkunden nicht zu verprellen, waren offenbar gezielt weitgereiste Freier wie etwa Messebesucher aus Übersee ausgewählt worden. Die Stadt hatte die Betriebe im Juli 2012 für mehrere Monate geschlossen, später wurden sie insolvent.

Quelle : spiegel.de

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