Experten untersuchen Hubschrauberabsturz

  28 Juli 2017    Gelesen: 500
Experten untersuchen Hubschrauberabsturz
Der Tod zweier Bundeswehrsoldaten beim Absturz eines Kampfhubschraubers in Mali löst Bestürzung in Deutschland aus. Alle baugleichen Hubschrauber sollen vorerst am Boden bleiben. Bis Experten die Unglücksursache gefunden haben.
Nach dem Tod von zwei Bundeswehr-Soldaten beim Absturz eines Tiger-Kampfhubschraubers im Norden Malis suchen Experten nach der Ursache des Unglücks. Das Team sollte nach Angaben der Bundeswehr noch am Abend in der Stadt Gao landen, um unter anderem den Flugschreiber auszuwerten.

Der Kampfhubschrauber war am Mittwoch bei einem Einsatzflug 70 Kilometer nördlich von Gao abgestürzt und sofort ausgebrannt. Die zweiköpfige Besatzung - ein Pilot und ein Schütze - kam ums Leben. Es sind die ersten Todesfälle von Bundeswehrsoldaten im Auslandseinsatz seit 2015.

Der Flugbetrieb der insgesamt vier Tiger-Hubschrauber in Mali wird nach dem Absturz bis auf Weiteres ausgesetzt. Nur wenn der Schutz von Leib und Leben einen Einsatz unbedingt erfordern, sollen sie noch abheben. Auch im hessischen Fritzlar, wo die Kampfhubschrauber eigentlich stationiert sind, sollen Tiger vorerst am Boden bleiben. Die Stimmung sei sehr bedrückt, sagte Oberst Volker Bauersachs, Kommandeur des dortigen Kampfhubschrauberregiments 36. "Das ist eine schwere Stunde für unser Regiment." Zu den Ursachen des Absturzes machte er keine Angaben.

Der Einsatz in Mali gilt seit Längerem als der derzeit gefährlichste der Truppe. Der Norden des westafrikanischen Landes war 2012 vorübergehend in die Hände islamistischer Extremisten und anderer Rebellengruppen gefallen. Gruppierungen wie Al-Kaida terrorisieren den Norden Malis schon lange. An der dortigen UN-Mission Minusma beteiligen sich derzeit 875 Bundeswehr-Soldaten. Die Truppe ist in der ehemaligen Rebellenhochburg Gao stationiert. Bislang waren die deutschen Soldaten dort aber unversehrt geblieben.

Verteidigungspolitiker verlangen Aufklärung

Einen Hinweis auf einen Abschuss des Hubschraubers gab es bislang nicht. Der UN-Mission zufolge deuten Erkenntnisse auf technisches Versagen hin. Der Pilot eines zweiten Tigers, der unmittelbar hinter dem Unglückshubschrauber flog, berichtete nach Informationen des "Spiegel", der Tiger sei "urplötzlich und ohne einen Notruf mit der Nase nach vorne abgekippt und dann sofort im Sturzflug zu Boden gegangen".

Der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag, Henning Otte, teilte mit: "Dieser Unglücksfall führt uns erneut den vollen Umfang des Gefahrenpotenzials vor Augen, das mit dem UN-Einsatz in Mali verbunden ist - ein Einsatz, der für die Stabilisierung des Landes von enormer Bedeutung ist." Er diene der Bekämpfung von Terror und Fluchtursachen, sei aber auch für die Sicherheit Deutschlands von hoher Bedeutung. Die Ursache des Absturzes müsse möglichst schnell und lückenlos aufgeklärt werden.

Ähnlich äußerte sich SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold. Die Abgeordneten müssten einen "genauen, exakten Bericht ohne Beschönigungen erhalten, welcher Defekt da tatsächlich vorliegt und welche strukturellen Konsequenzen das möglicherweise hat", sagte er.

Sollte der Tiger aufgrund technischer Mängel zu Boden gegangen sein, könnte das auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in Bedrängnis bringen. Mit dem Hubschrauber gab es zuletzt immer wieder Probleme, er galt lange als pannenanfällig. Bedenken gab es auch wegen der Einsatzbereitschaft der Maschinen in der westafrikanischen Hitze. Der Bundeswehr fehlen zudem Piloten, um das Gerät zu fliegen - und um künftige Piloten auszubilden.

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