Russland kämpft um Arktis-Schätze

  27 November 2017    Gelesen: 627
Russland kämpft um Arktis-Schätze
Dass das ewige Eis der Arktis schmilzt, hat auch politische Konsequenzen. Der Wettlauf um die gewaltigen Bodenschätze des Polarkreises läuft. Auch in diesem Jahr baut Russland seinen Vorsprung aus.
Die tiefsten Temperaturen des Planeten, hungrige Eisbären und seltsame Polarlichter: Die Arktis ist eine eigene, fremde Welt. Auf den meisten Weltkarten übersieht man die große, weiße Masse ganz im Norden. Eine Eiswüste eben.

Wladimir Putin würde es freuen, wenn Europäer und Amerikaner diese Sicht hätten. Denn der russische Präsident erblickt am Nordpol etwas ganz anderes. Er sieht Geld, massenhaft Geld. Denn unter dem zurzeit noch ewigen Eis liegen gigantische Öl- und Gasvorkommen.

US-Geologen zufolge sind es rund 30 Prozent der bislang unentdeckten Erdgasvorräte der Erde, rund 21,8 Milliarden Kubikmeter. Das entspräche dem weltweiten Verbrauch von sieben Jahren. Laut Wissenschaftlern des staatlichen United States Geological Survey befinden sich dort außerdem 13 Prozent der noch unentdeckten Ölvorkommen. Diese lagern demnach im Meeresboden, nur rund 500 Meter unter Wasser.

Dass die Arktis eine gewaltige Schatzkammer ist, hat sich auch in Kopenhagen, Ottawa und Washington herumgesprochen. Die Anrainer Dänemark (mit Grönland), Kanada und die USA haben ebenfalls Interesse angemeldet. Streitigkeiten soll der Arktische Rat klären, ein Gremium, das bereits vor 20 Jahren gegründet wurde und seitdem im norwegischen Tromsö tagt. Doch so viel dort auch geredet werden mag – Russland hat Fakten geschaffen.

Russland schickt Militär in Arktis

Erst vergangene Woche schlug Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg wieder einmal Alarm. Moskau habe "seine militärische Präsenz in der Arktis in den vergangenen Jahren verstärkt", sagte er der "Welt". Und dann zählte er auf: Militärstützpunkte aus der Sowjetzeit seien wiedereröffnet worden, eine neue Eisbrecher-Flotte sei in Betrieb genommen und Teile eines großen Militärmanövers ("Sapad") vor Ort abgehalten. Die Nato beobachte das sehr genau, sagte Stoltenberg.

Zehn Jahre ist es nun her, dass ein russisches Spezial-U-Boot eine russische Fahne auf dem Meeresgrund am Nordpol absetzte. "Die Arktis gehört uns", ist seitdem die Botschaft. 1,2 Millionen Quadratkilometer forderte Moskau in einem Schreiben an die Vereinten Nationen – das entspricht einer Fläche, die so groß ist wie die Ukraine, Polen und Deutschland zusammen. Der Kreml argumentiert nicht mit den zahlreichen Bodenschätzen, sondern rein geographisch. Die russische Landmasse reiche unter Wasser bis zum Nordpol, da sei es nur logisch, dass dieser auch zu Russland gehöre.

Untermauert werden diese Ansprüche militärisch. Bereits vor zwei Jahren schloss Russland die Bauarbeiten für seine Basis "Arktisches Kleeblatt" ab. 150 Soldaten sollen auf dem Eiland Alexandraland anderthalb Jahre lang autonom leben können. Auf insgesamt sechs Inseln soll Militär stationiert werden. Auch Luftabwehrsoldaten wurden dort stationiert – sie sollen helfen, den russischen Luftraum gegen amerikanische Raketen zu schützen. Rund 40 Eisbrecher sind bereits im Dienst der russischen Flotte. Derzeit werden erstmals bewaffnete Schiffe dieser Bauart konstruiert, die ersten beiden sollen 2020 in See stechen. Ein Jahr zuvor soll der nuklear angetriebene Eisbrecher fertig sein.

USA bauen neue Eisbrecher

Das ruft auch die USA auf den Plan. Derzeit verfügen die überhaupt nur über zwei unbewaffnete Eisbrecher – doch Präsident Donald Trump hat angekündigt, dass sich das ändern soll. "Wir werden den ersten neuen schweren Eisbrecher seit 40 Jahren bauen", versprach er im Mai. Und fügte hinzu, dass viele weitere folgen sollen. Das im November verabschiedete Verteidigungsbudget von 700 Milliarden Dollar sieht zunächst die Produktion eines schweren Eisbrechers vor. Eine überparteiliche Senatoren-Gruppe unter Führung des Vertreters Alaskas, Dan Sullivan, hatte gar den Bau von sechs neuen solcher arktistauglichen Schiffe gefordert.

Mit dem Regierungswechsel von Barack Obama zu Trump ist auch in den USA wieder das Interesse an den Bodenschätzen im hohen Norden erwacht. Der neue Präsident hob ein Verbot von Öl- und Gasbohrungen in der Arktis auf. Obama hatte noch den Klimawandel ins Zentrum seiner Arktis-Politik gestellt. Nachdem Trump aber angekündigt hat, die USA aus dem Pariser Klimaabkommen zu führen, gibt es keine Schranken mehr, arktische Bodenschätze ins Visier zu nehmen - Umweltbedenken zum Trotz. Trump und Putin sind sich übrigens einig, dass der Klimawandel nicht menschengemacht ist.

Welche Möglichkeiten die Arktis für die Handelsschifffahrt eröffnet, zeigte sich in diesem Sommer. Erstmals überhaupt gelang es einem Tanker, die Arktis ohne Unterstützung eines Eisbrechers zu durchqueren. Es handelte sich um den speziell für die legendäre Nordwestpassage von Europa nach Asien konstruierten Tanker namens "Christophe de Margerie". Von Norwegen nach Südkorea benötigte er nur 19 Tage und war damit eine gute Woche schneller als Schiffe die durch den Suezkanal fahren. Präsident Putin sprach von einem "großen Ereignis für die Öffnung der Arktis". Es handelte sich um ein russisches Schiff.

Quelle: n-tv.de

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