Der BVB ist immerhin historisch abgeschlagen

  18 Juni 2020    Gelesen: 618
 Der BVB ist immerhin historisch abgeschlagen

Ganz oben und ganz unten sind in der Fußball-Bundesliga die Entscheidungen gefallen, dazwischen ist noch eine Menge zu klären. Zum Beispiel, ob Timo Werner neben der Champions League auch der Ligaendspurt zu gefährlich ist. Oder ob der BVB seine Saisonziele wenigstens historisch verpasst.

Kommt Borussia Dortmund historisch ins Ziel?

Vor dieser denkwürdigen Saison war das Dortmunder Selbstvertrauen noch groß: "Es sollte immer das Ziel sein, den Wettbewerb zu gewinnen, an dem man teilnimmt", verkündete Kapitän Marco Reus in der "Sport Bild" die Ansprüche. "Nach der vergangenen Saison und unseren Neuverpflichtungen diesen Sommer macht ein anderes Saisonziel meiner Meinung nach gar keinen Sinn." Nach einem holprigen Start sagte sein Chef Hans-Joachim Watzke schon nach wenigen Spieltagen der "Süddeutschen Zeitung": "Daran korrigieren wir nichts. Wir versuchen alles. Nicht mehr, nicht weniger." Und nun, nach einer langen Corona-Pause und einem steten Auf und Ab inklusive routinierter Niederlagen gegen den FC Bayern, konstatierte Sportdirektor Michael Zorc zuletzt: "Es ist klar, Bayern wird am Ende wieder deutscher Meister wird", für den BVB sei das neue Saisonziel, "so schnell wie möglich" die Qualifikation für die Champions League klarzumachen.

So erodierte der Anspruch des Spitzenvereins, der die wohl für viele Jahre größte Chance, die ein lange mit sich selbst kämpfender FC Bayern anbot, etwas zu leichtfertig liegengelassen hat. Das mit der Champions League ist inzwischen geregelt, aber ein schönes Ziel gibt es schon noch: Einen Vereinsrekord! 82 Tore erzielte der BVB in der Rekordsaison 2015/2016 - und 82 sind es schon jetzt, drei Spieltage vor Schluss, schon wieder. Gute Nachrichten: Der 1. FSV Mainz 05 kommt zur Rekordpartie (ab 20.30 Uhr im Liveticker auf ntv.de), 63 Gegentreffer weisen die 05-Hintermannschaft als drittschwächste Abwehr der Liga aus. Der BVB wird am Ende der Saison immerhin historisch abgehängt sein. Tipp: Die Meisterschaft ist dahin, der Rekord erstmal ewig: 3:1

Wie historisch wird die Saison des FC Schalke?

Wohlig werden sie sich beim FC Schalke 04 an den Rückrundenauftakt erinnern: Mit 2:0 schlug man verdient Borussia Mönchengladbach und war damit punktgleich mit dem Rivalen Borussia Dortmund und stand nur zwei Zähler hinter Gladbach auf Platz fünf. Kurs: Champions League. Dann aber ging alles den Rhein-Herne-Kanal runter. 13 Spiele in Serie konnte der FC Schalke danach nicht mehr gewinnen - Rekord in der langen und einst stolzen Bundesliga-Geschichte des Klubs, der immerhin drei der letzten vier Spielzeiten in der Champions League unterwegs war.

Bei Eintracht Frankfurt (ab 18.30 Uhr im Liveticker auf ntv.de) wollen sie nun nicht allzu aktiv am Ausbau der Serie arbeiten. Ob im Vorstand schon darüber nachgedacht wurde, die Eintracht-Verantwortlichen einen Härtefallantrag ausfüllen zu lassen, warum sie die Punkte unbedingt jetzt brauchen? So oder so: Die Hessen, die noch zumindest theoretisch an der Qualifikation für die Europa League arbeiten, haben nichts zu verschenken. Tipp: 2:0, Schalke entlässt nach der nächsten Pleite wieder irgendwen.

Wie geht´s weiter im Rennen um die Champions League?

Borussia Mönchengladbach hat nach zwei knappen Niederlagen in Folge dann endlich gestern Abend gegen den VfL Wolfsburg ganz stark zurück in die Spur gefunden und sich schon mal auf den Weg in die Champions League gemacht. Den sonnigen Platz vier werden sie aber nicht lange behalten können, denn Peter Bosz, Trainer von Bayer Leverkusen, ist sich vor dem kleinen Rheinischen Derby gegen den 1. FC Köln (ab 20.30 Uhr im Liveticker auf ntv.de) ganz sicher: "Ich habe schon oft gesagt, dass alles von uns selbst abhängt. Auch wenn Köln gut spielt, gewinnen sie nicht gegen uns. Aber dafür müssen wir es besser machen als auf Schalke." Da hatte es nur zu einem 1:1 gereicht.

Ob Shootingstar Florian Wirtz gegen seinen Ex-Verein auflaufen wird, ließ Bosz offen. Um den Wechsel des 17-Jährigen hatte es im Winter mächtig Ärger zwischen den Klubs gegeben. "Wir haben ihn ins kalte Wasser geworfen, und er hat gezeigt, dass er schwimmen kann", sagte Bosz: "Aber ins kalte Wasser werfen, ist meistens einfach. Da haben die Spieler noch keine Angst. Nachher fangen sie an nachzudenken, dann wird es meistens ein bisschen schlechter. Er wird auch noch mal ein Tief kriegen, aber das ist normal und wir werden ihm helfen." Dass der Teenager nicht ausgepfiffen werden kann, weil es ein Geisterspiel ist, ist für den Trainer egal: "Er hat noch so eine lange Karriere vor sich. Er muss sich daran gewöhnen. So wird er ein großer Junge." Tipp: Ob mit oder ohne Wirtz, Bayer Leverkusen gerät wieder ins Schwimmen: 1:1.

Was macht eigentlich Timo Werner?

Heute wird Timo Werner wohl für RB Leipzig gegen Fortuna Düsseldorf (ab 20.30 Uhr im Liveticker auf ntv.de) auflaufen und helfen, seinem Noch-Arbeitgeber die Champions-League-Qualifikation für die kommende Saison endgültig auch rechnerisch klarzumachen. Dazu ist er vertraglich verpflichtet, bis zum 30. Juni. Nach dem Willen der Fifa sogar noch länger, wenn auch nur moralisch. Und Moral und Fußball, das ist halt so eine Sache. Timo Werner wird zum FC Chelsea wechseln, soviel scheint klar. Und um sich für London schön und fit zu halten, soll der Plan gereift sein, dass der Topstürmer nicht mehr für RB in der Champions League antritt, die wohl erst im August zu Ende gespielt wird. Lieber will Werner - so glaubt es die "Bild"-Zeitung zu wissen - seinen Umzug vorantreiben und schnell bei seinem neuen Klub ins Training einsteigen.

Nun ist das Szenario "Spieler verletzt sich kurz vor knapp, Megawechsel platzt" alles andere als exotisch. Erinnern wir uns: Wäre Leroy Sané nicht aufgrund einer Verletzung eines Teamkollegen in einem Vorbereitungsspiel seines Arbeitgebers Manchester City gegen den FC Liverpool ungeplant in die Startelf gerutscht, hätte er sich nicht schwer am Kreuzband verletzt - und wäre gestern wohl zum ersten Mal deutscher Meister geworden. Es kam alles anders. Und niemand wird Werner vorwerfen können, dass er RB bei erstbester Gelegenheit fluchtartig verlässt: Der Torjäger hatte erst zu Saisonbeginn nach monatelangem Warten und leicht überraschend seinen Vertrag verlängert und den Sachsen so eine erkleckliche Ablösesumme gesichert.

Ärger wird es also eher nicht geben, sollte der 24-Jährige tatsächlich auf das erste Champions-League-Viertelfinale der Vereinsgeschichte verzichten. "Seine Bedeutung für RB Leipzig ist außergewöhnlich", weiß Trainer Julian Nagelsmann. "Er hat eine unglaublich gute Quote, was man sich von einem Stürmer immer erhofft." Zwischen Trainer und Spieler ist ohnehin alles bestens: "Letztendlich weiß der Spieler wie sehr ich ihn mag, und was ich von ihm halte als Fußballer. Deswegen spielt er jede Woche und hat auch gespielt, wenn er mal eine Halbzeit schlechter gespielt hat als er kann. Und das ist Bestätigung genug." Tipp: 3:0, Werner macht die Champions League klar, auf die er selbst erstmal keine Lust hat.

Und sonst?

In vier Spielen geht es um große, bisweilen historische Fragen und das fünfte läuft schlicht unter "Und sonst?"? Das ist eigentlich nicht richtig und doch: Der FC Augsburg empfängt die TSG Hoffenheim. Eben. Der FC Augsburg hat sich mit einem Blitz-1:0-Sieg am Wochenende gegen den 1. FSV Mainz 05 nur rechnerisch noch nicht der letzten Abstiegssorgen entledigt. Die TSG Hoffenheim dagegen kämpft (ab 20.30 Uhr im Liveticker auf ntv.de) noch um den zur Europa-League-Qualifikation berechtigenden - manche sagen: verpflichtenden - Platz sieben. Das ist ziemlich "Und sonst?". Deswegen gewinnt Hoffenheim, der "Und sonst?"-Verein schlechthin. Tipp: 0:2.

Wer spielt das beste Phrasenschach?

"In der Situation drücken wir auch denen die Daumen!"

Gladbachs Doppel-Torschütze Jonas Hofmann wünscht dem Erzrivalen aus Köln ausnahmsweise Glück - und hofft auf Unterstützung im Rennen um Champions-League-Platz vier.

Quelle: ntv.de


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