Darstellungen jüdischer Sportidole zerstört

  20 Juni 2017    Gelesen: 816
Darstellungen jüdischer Sportidole zerstört
Das Jüdische Museum nennt den Vorfall "beunruhigend": Teile einer Freiluftausstellung über jüdische Sportpersönlichkeiten in Frankfurt sind zerstört worden. Der Staatsschutz ermittelt.
Unbekannte haben in Frankfurt am Main zwei überlebensgroße Darstellungen jüdischer Sportpersönlichkeiten zerstört. Die Figuren aus massivem Plexiglas, die Lilli Henoch und Walther Bensemann zeigten, wurden nach Angaben des Jüdischen Museums am Wochenende an zwei Nächten hintereinander an den Knöcheln abgebrochen und entwendet. Mitarbeiter des Museums fanden die beschädigten Figuren mittlerweile wieder.

Der stellvertretende Leiter des Museums, Fritz Backhaus, sprach am Montag von einem "Akt des Vandalismus". Das Jüdische Museum nannte den Vorfall "beunruhigend". "Das ist mit massiver Gewalteinwirkung geschehen", sagte Backhaus. Es sei noch unklar, ob die zerstörten Figuren ersetzt oder repariert werden könnten. Der Schaden betrage insgesamt 3000 bis 4000 Euro.

Nach Mitteilung der Polizei gab es zunächst keinen Hinweis auf die Täter. Der Staatsschutz habe die Ermittlungen übernommen. Unklar ist derzeit auch, ob es sich bei der Tat um reinen Vandalismus handelt oder ob sie einen antisemitischen Hintergrund hat. "Es gibt keine Hinweise", sagt Backhaus, "und wir wollen nicht spekulieren." Die Polizei kündigte an, im Bereich der Ausstellung nun häufiger Streifen einzusetzen.

Die Freiluft-Ausstellung "Zwischen Erfolg und Verfolgung" auf dem Rathenauplatz in der Innenstadt, die seit 2015 bereits in sieben anderen deutschen Städten gezeigt worden ist, erinnert an den Erfolg und die Verfolgung von 17 jüdischen Sportpersönlichkeiten während des Nationalsozialismus nach 1933. Die Leichtathletin Henoch war mehrfache Deutsche Meisterin. Sie wurde 1942 nach Riga deportiert und ermordet. Bensemann, Mitbegründer des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), floh nach der Machtergreifung Adolf Hitlers in die Schweiz und starb dort 1934 im Alter von 61 Jahren.

Quelle : spiegel.de

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