Panzerbüchse von 1941 zerstört modernen T-90M

  11 Mai 2022    Gelesen: 704
  Panzerbüchse von 1941 zerstört modernen T-90M

Es ist schon überraschend, wenn die Ukraine vermeldet, dass ein moderner russischer Kampfpanzer aus dem Jahr 1992 mit einer Waffe vernichtet wurde, deren Ursprung auf das Jahr 1941 zurückgeht. Aber auch die Vernichtung durch Drohnen lässt die Frage aufkommen: Hat der Panzer per se für die moderne Kriegsführung seinen Wert verloren?

Wenn man den ukrainischen Erfolgsmeldungen Glauben schenkt, dann geht den russischen Angreifern mehr und mehr die Luft aus. Indiz dafür scheint auch die Meldung zu sein, dass mithilfe einer aus Schweden kommenden Panzerbüchse, die den Namen Carl Gustaf trägt, einer der modernsten russischen Panzer, der T-90M, zerstört worden sei. Das Pikante daran ist, dass die sogenannte reaktive Panzerbüchse bereits im Jahr 1941 von dem schwedischen Konstrukteur Abramson entwickelt wurde. Vom schwedischen Militär wurde sie in den 1950er Jahren eingeführt.

Natürlich wurde die Waffe über die Jahre modernisiert. Das letzte Update gab es 2014 und verschaffte Carl Gustav das Kürzel M 4. Im Vergleich zu dem ersten Modell wurde das Gewicht hier von 14,2 Kilogramm auf 6,6 Kilogramm reduziert und die Länge von 1,13 Meter auf exakt einen Meter verkürzt, was die Tragbarkeit deutlich verbessert. Zum Gesamtgewicht kommen allerdings die Granaten und die Zielfernrohre mit jeweils zwei Kilogramm hinzu. Was die Reichweite betrifft, dürfte die, wie beim Vorgänger M 3, je nach Art der Geschosse zwischen 700 und 2000 Meter liegen.

T-90M eigentlich gut geschützt

Unbekannt ist, welche Art von Geschoss verwendet wurde, die letztlich zur Zerstörung des russischen T-90M führte. Es muss aber gewaltig gewesen sein, denn der 1992 in Serie gegangene Kampfpanzer, der auf der sogenannten Armata-Plattform ruht, die auch für den Nachfolger T-14 benutzt wird, ist an sich gut geschützt. So besteht die Wanne aus geschweißten Panzerstahlelementen, deren Front mit einer Verbundpanzerung verstärkt ist. Hinzu kommt eine Reaktivpanzerung, die beim ersten Aufschlag einer Granate durch eine Gegenzündung und das Wegsprengen einer Platte deren Wucht minimiert. Der Turm ist aus Stahlguss und die Silhouette ist, wie seit dem T-72 typisch für russische Kampfpanzer, extrem flach. Auch hier wurde zusätzlich eine Reaktivpanzerung angebracht.

Ob das Geschoss aus der Panzerbüchse am Ende einen Punkt getroffen hat, an dem die Reaktivplatten schon verbraucht waren oder ob sie den neuralgischen Punkt an der Rückseite des Turms getroffen hat oder gar der sogenannte "jack-in-the-box"-Effekt dafür verantwortlich ist, könnte an dieser Stelle nur gemutmaßt werden. Fakt ist aber, dass die russische Armee immer mehr Panzer im Kampf verliert. Immer neue Videos zeigen, wie Panzer durch Drohnen- oder Raketenangriffe vernichtet werden. Für die Angreifer bedeutet das einen immensen wirtschaftlichen Schaden. Allein der Preis für den T-90M wird auf 4,7 Millionen Euro geschätzt.

Schon 1944 konnten sich Panzer nicht mehr behaupten

Aber neben den finanziellen Einbußen stellt sich auch die Frage, ob angesichts der modernen Kriegsführung mit selbstlenkenden Waffen die Zeit der Panzer endgültig vorbei ist? Militärhistorisch betrachtet, geht man davon aus, dass bereits auf den Gefechtsfeldern des Zweiten Weltkriegs das Ende des Panzers eingeläutet wurde. Schon im Jahr 1944 konnten sich die deutschen Panzer unter der alliierten Luftherrschaft nicht mehr behaupten. Sie wurden zunehmend mit Bomben, Raketen und Bordwaffen vernichtet. Das größte Problem war dabei, dass die Panzer die Luftziele nicht wirksam bekämpfen konnten.

Und das gilt heute einmal mehr, wenn die Angriffe mit Drohnen durchgeführt werden, die Stunden über dem Ziel kreisen, bevor sie als tödliche Botschaft auf den Panzer niedergehen. Hier hilft selbst die Tarnung oder das Verstecken kaum noch. Als fahrendes Objekt auf dem Feld oder der Landstraße sind sie umso mehr eine leichte Beute. Natürlich gibt es am Ende auch für den Panzer eine Zukunft. Dazu bedarf es aber neuer Abwehrsysteme und einer noch stärkeren Panzerung, die "kleinen" panzerbrechenden Waffen, wie zum Beispiel der Panzerbüchse Carl Gustav, widerstehen kann.

Doch noch viel wichtiger wäre, dass Systeme entwickelt würden, die kostengünstig sind und Drohnen einfach aufspüren und vernichten können. Da Drohnen am Ende in der Herstellung aber viel billiger sind als ein Kampfpanzer, wird der Krieg in der Ukraine dazu führen, dass die Armeen dieser Welt sich genau mit diesen Waffen weiter aufrüsten werden. Denn selbst wenn der Kampfpanzer in Zukunft vielleicht zehn Drohnen aufspüren und zerstören kann, wird ihn wohl die elfte vernichtend treffen.

Quelle: ntv.de


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