Impfstoffhersteller erhöhen Preise um 50 Prozent

  27 Januar 2023    Gelesen: 289
  Impfstoffhersteller erhöhen Preise um 50 Prozent

In der Corona-Pandemie ist die Bundesregierung bemüht, genügend Impfdosen für die Bevölkerung zu kaufen. Laut Recherchen nutzen zwei Hersteller die Situation - und erhöhen zwischen Dezember 2020 und Herbst 2021 kräftig ihre Preise.

Der Bund hat in der Corona-Pandemie Impfstoffe im Wert von 13,1 Milliarden Euro bestellt. Das bestätigte das Bundesgesundheitsministerium dem NDR, WDR und der "Süddeutschen Zeitung" (SZ). Insgesamt seien seit Beginn der Pandemie 672 Millionen Impfdosen bestellt worden. Das wären rund acht Dosen pro Kopf. Rund 10,5 Milliarden Euro für 556 Millionen Dosen fielen einem Bericht zufolge in die Amtszeit von Jens Spahn als Gesundheitsminister.

Dem Recherchenetzwerk liegt nach eigenen Angaben eine detaillierte Bestellübersicht der Bundesregierung für einzelne Impfstoffe vor. So habe der Bund beispielsweise am 27. August 2020 mehr als 56 Millionen Astrazeneca-Dosen zum Preis von rund 2,30 Euro pro Impfdosis bestellt. Auffällig seien allerdings die Preissteigerungen der Firmen Pfizer/Biontech und Moderna mitten in der Pandemie.

So habe die Bundesregierung im Dezember 2020 knapp 39 Millionen Impfdosen bei Biontech zum Preis von rund 15,50 Euro pro Dosis bestellt. Neun Monate später, als die Regierung weitere 168 Millionen Impfdosen bestellte, habe eine Dosis im Schnitt etwa 23,20 Euro gekostet. Das entspricht einem Anstieg um rund 50 Prozent. Bei der US-Firma Moderna habe die Bundesrepublik am 23. Dezember 2020 knapp 15 Millionen Impfdosen zum Stückpreis von rund 19,50 Euro erworben. Drei Monate später hätten die Kosten im Schnitt bereits bei rund 29,70 Euro pro Dosis gelegen - ebenfalls eine Preiserhöhung um rund 50 Prozent.

"Halte das eigentlich für unseriös"

Branchenkreisen zufolge habe Biontech wegen der Forschung jahrelang mehr Geld ausgegeben als eingenommen. Das sei nun der Lohn dafür. Den Lohn wolle Firmenchef Uğur Şahin in der Erforschung neuer Medikamente stecken, sagten Pharmavertreter gegenüber NDR, WDR und SZ. Die Preissteigerungen lägen auch daran, dass Bundesregierung und EU teure Auflagen in die Verträge hineingeschrieben hätten. Da habe man sich einfach über einen höheren Preis absichern müssen.

Der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, Wolf-Dieter Ludwig, kritisierte die Preissteigerungen der beiden Hersteller mitten in der Pandemie. "Ich halte das eigentlich für unseriös, angesichts der wirtschaftlichen Umsätze hätte man bei dem alten Preis bleiben können", sagte er dem Recherchenetzwerk. Es sei allerdings so, dass "wir die Impfstoffe brauchten" und "die Pharmakonzerne diese Preise eben durchsetzen konnten".

Quelle: ntv.de, jpe/dpa


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