So funktioniert der Marschflugkörper Taurus

  23 Mai 2023    Gelesen: 790
  So funktioniert der Marschflugkörper Taurus

Immer länger wird die Liste hochmoderner westlicher Waffensysteme, die an die ukrainischen Streitkräfte geliefert werden. Nach dem Vorschlag eines deutschen CDU-Abgeordneten soll Berlin nun auch den Marschflugkörper Taurus zur Verfügung stellen. Was hat es mit dieser Waffe auf sich?

Westliche Verbündete haben der Ukraine eine neue Art von Waffen zur Verfügung gestellt: Marschflugkörper. Sie bieten den ukrainischen Streitkräften die Möglichkeit, Ziele weit hinter den feindlichen russischen Linien anzugreifen. Großbritannien hatte bereits die Lieferung und den Einsatz von Lenkwaffen des Typs Storm Shadow bestätigt. Nun wird von Unions-Verteidigungspolitiker Roderich Kiesewetter auch die des deutschen Marschflugkörpers Taurus ins Spiel gebracht. Worum handelt es sich dabei?

Der Taurus ist im Prinzip das deutsch-schwedische Gegenstück zur britisch-französischen Storm Shadow. Wie dieser ist er eine hochpräzise Abstandswaffe, die eigenständig über Hunderte Kilometer ins Ziel fliegt. Auch der Taurus wird aus weiter Distanz zum Ziel von einem Flugzeug aus gestartet. Die Strecke zum Ziel ist komplett vorprogrammiert.

Hersteller der Cruise Missile ist die Taurus Systems GmbH mit Sitz im bayerischen Schrobenhausen. Dahinter steht ein Geflecht europäischer Rüstungsfirmen. Die Taurus Systems gehört zu 67 Prozent der Deutschland-Tochter des großen Lenkwaffenkonzerns MBDA und zu 33 Prozent Saab Dynamics aus Schweden.

Klein und schwer zu entdecken

Marschflugkörper wie Taurus bieten einen großen Vorteil für den Angreifer: Er hat nicht nur eine hohe Reichweite, sondern ist für die gegnerische Flugabwehr auch schwer zu entdecken und somit auch schwer zu bekämpfen. Mit einer Länge von fünf Metern und einer Breite von nur etwa einem Meter ist er viel kleiner als ein Kampfflugzeug. Zudem fliegt Taurus in einer Höhe von lediglich etwa 50 Metern, womit er gegnerische Flugabwehrsysteme unterfliegen kann. Wie weit der Einsatzradius von Taurus tatsächlich ist, ist nicht genau bekannt. Seine Reichweite wird offiziell mit mindestens 500 Kilometern angegeben.

Taurus verfügt über eine ausgeklügelte Navigation, um sein Ziel zu finden. Dazu zählen satellitengestütztes GPS, sowie zwei Systeme, mit denen der Flugkörper anhand eines gespeicherten Höhenprofils der Landschaft und markanter Punkte wie Brücken und Kreuzungen seinen Weg findet. Als Backup gibt es zusätzlich einen Kreiselkompass. Mit einem Tempo von knapp unter der Schallgeschwindigkeit fliegen die etwa eine Million Euro (Stand 2005) teuren Bomben zum Ziel.

Strategisch wichtige Ziele im Blick

Der Marschflugkörper ist vor allem dafür ausgelegt, unbewegliche und stark befestige Ziele zu zerstören, wie Kommandobunker oder Brücken, die hohen strategischen Wert haben und den Gegner empfindlich treffen. Der Anflugwinkel kann bereits vor dem Start vorprogrammiert werden. Trifft er das Ziel, zündet ein sogenannter Tandem-Gefechtskopf. Eine Hohlladung sprengt zunächst ein Loch in das Ziel, etwa einen Bunker. Ein Penetrator, ein mit Sprengstoff gefülltes, etwa zwei Meter langes Wuchtgeschoss aus Stahl, dringt in das Ziel ein und explodiert im Inneren. Etwa eine halbe Tonne Sprengstoff hat Taurus an Bord.

Die deutsche Luftwaffe startet den Taurus bisher von Tornado-Kampfflugzeugen aus. Ob und wie auch ein Start von Kampfflugzeugen sowjetischer Bauart, wie sie in der ukrainischen Luftwaffe eingesetzt werden, möglich ist, ist bisher noch unklar. Der Stückpreis lag 2005 bei rund einer Million Euro. Die deutsche Luftwaffe besitzt etwa 600 Einheiten des Taurus, von denen aktuell allerdings nur noch 150 einsatzbereit sind. Auch Spanien und Südkorea nutzen den Marschflugkörper.

Quelle: ntv.de


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