Schutz der Ozonschicht schützt auch das Klima

  23 Mai 2023    Gelesen: 689
  Schutz der Ozonschicht schützt auch das Klima

In den 1980er und 1990er Jahren werden nach und nach jene Stoffe verboten, die die Ozonschicht angreifen. Ob und wie sich diese Maßnahmen insgesamt auf das Klima auswirken, wollen Forschende herausfinden - und simulieren eine Welt ohne diese Verbote.

Der Schutz der Ozonschicht hat das Abschmelzen des arktischen Meereises um bis zu 15 Jahre verzögert. Denn einige der durch das Montrealer Protokoll verbotenen Substanzen schädigen nicht nur die Ozonschicht, sondern sind auch starke Treibhausgase. Wie sich die Welt ohne das Verbot entwickelt hätte, berechnen Mark England von der englischen University of Exeter und Lorenzo Polvanic von der Columbia University in New York. Die Ergebnisse werden im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences" ("PNAS") veröffentlicht.

1985 entdeckten Wissenschaftler das Ozonloch in der Atmosphäre über der Antarktis. Weil die Ozonschicht einen Teil der ultravioletten Sonnenstrahlung, die beim Menschen Krebs verursachen kann, von der Erdoberfläche fernhält, reagierte die Politik schnell: Bereits 1987 wurde das Montrealer Protokoll zur Verringerung und schließlich zum Verbot von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) und ähnlichen ozonabbauenden Substanzen unterzeichnet, 1989 trat es in Kraft.

"Obwohl ozonschädigende Stoffe nicht so häufig vorkommen wie andere Treibhausgase, etwa Kohlendioxid, können sie einen ausgesprochenen Einfluss auf die globale Erwärmung haben", wird England in einer Mitteilung seiner Universität zitiert. Denn einige dieser Substanzen haben ein Treibhauspotenzial, das Zehntausende Male größer ist als das von Kohlendioxid (CO2). Einer früheren Studie zufolge hätte ohne das Montrealer Protokoll das Treibhauspotenzial der ozonschädigenden Stoffe im Jahr 2020 etwa 40 Prozent des Treibhauspotenzials von CO2 in diesem Jahr erreicht.

Eisfreie Arktis vorhergesagt

England und Polvanic untersuchten nun die Auswirkungen des Montrealer Protokolls auf die Eisbedeckung der Arktis. Bei der derzeitigen Entwicklung gehen die meisten Wissenschaftler davon aus, dass der Arktische Ozean zur Mitte des Jahrhunderts jeweils im September weitestgehend eisfrei sein wird. Dies simulierten die Studienautoren für zwei Szenarien des Weltklimarates (IPCC) - RCP8,5 und RCP4,5 - für die Jahre 1985 bis 2050. Die Entwicklung für denselben Zeitraum, aber ohne Montrealer Protokoll, stellten sie ebenfalls in Simulationen nach.

Das Ergebnis hängt von den Treibhausgas-Konzentrationen in der Atmosphäre ab. Bei Szenario RCP8.5, das von weiterhin sehr hohen Emissionen ausgeht, sind ohnehin sehr viele Treibhausgase in der Atmosphäre. Deshalb würden die ozonschädigenden Stoffe einen geringeren Anteil ausmachen: Demnach würde ihr Verbot eine eisfreie Arktis im September nur um 7,4 Jahre verzögern. Im optimistischeren Szenario RCP4.5, das derzeit als wahrscheinlicher gilt, verschiebt das Montrealer Protokoll den Zeitpunkt eines eisfreien arktischen Septembers um 15 Jahre nach hinten.

Effekte des Montrealer Protokolls

Die Forscher nahmen im Szenario ohne Montrealer Protokoll eine jährliche Zuwachsrate von 3,5 Prozent bei der Nutzung von FCKW und ähnlichen Substanzen an. Hätten sie eine Rate von 7 Prozent zugrunde gelegt, wäre die Arktis den Simulationen zufolge schon im kommenden September eisfrei. "Das Aufhalten dieser Effekte war zwar nicht das Hauptziel des Montrealer Protokolls, aber ein fantastischer Nebeneffekt", sagt England.

Inzwischen ist übrigens bestätigt, dass das Montrealer Protokoll im ursprünglichen Sinne wirksam ist: Nach einem Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) von 2014 schließt sich das Ozonloch über der Antarktis zunehmend. Bei Fortsetzung der Entwicklung wird es etwa im Jahr 2050 nicht mehr messbar sein.

Quelle: ntv.de, Stefan Parsch, dpa


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