Nationaler Staatsakt für Kohl bleibt wohl aus

  19 Juni 2017    Gelesen: 719
Nationaler Staatsakt für Kohl bleibt wohl aus
Der Abschied von Helmut Kohl soll ein besonderer werden. Womöglich erhält der ehemalige Bundeskanzler einen Staatsakt auf europäischer Ebene. In Deutschland ist eine derartige Veranstaltung indes nicht geplant.
Für Altkanzler Helmut Kohl wird es nach Informationen der "Bild"-Zeitung ausschließlich einen europäischen Staatsakt in Straßburg geben. Ein weiterer nationaler Staatsakt in Deutschland sei nicht vorgesehen. Dies sei Kohls ausdrücklicher Wunsch gewesen, schreibt die Zeitung.

Der Altkanzler war am Freitag im Alter von 87 Jahren in seinem Haus in Ludwigshafen-Oggersheim gestorben. Kohl soll als erste Persönlichkeit in der Geschichte der EU mit einem europäischen Staatsakt geehrt werden. Der genaue Termin und die Details sind nach Angaben der EU-Kommission aber noch offen. An dem Staatsakt sollen EU-Spitzenvertreter und politische Weggefährten Kohls teilnehmen.

Aber auch in Deutschland dürfte es wohl eine größere Trauerzeremonie geben. Direkt nach den Feierlichkeiten in Straßburg sei im Dom zu Speyer in Rheinland-Pfalz eine Totenmesse geplant, hatte die "Bild am Sonntag" geschrieben. Genaue Termine standen aber noch nicht fest.

"Der zweite große Kanzler nach Adenauer"

Der frühere Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann würdigte Kohl als geradlinigen, sensiblen und gebildeten Menschen. "Er war nicht die Dampfwalze, die alles brutal niederwalzte, zu der ihn manche immer wieder machen wollten", schrieb Lehmann in einem Beitrag für die "Rheinische Post". "Europäische Staatsmänner aus kleinen Ländern haben mir öfter gesagt, dass sie Helmut Kohl im Zusammenspiel der europäischen Kräfte ganz besonders schätzten, weil er gerade als Vertreter eines größeren und mächtigeren Landes immer Sensibilität und Rücksicht walten ließ gegenüber kleineren Partnern."

Für CDU-Generalsekretär Peter Tauber war Helmut Kohl "der zweite große Kanzler dieser Republik nach Konrad Adenauer". Der langjährige Kanzler habe ganze Jahrgänge von Jugendlichen geprägt. "Und selbst denen, die sich über ihn ärgerten und politisch anderer Meinung waren, gab das wahrscheinlich ein Gefühl von Sicherheit", schreibt Tauber in einem Gastbeitrag für "Die Welt".

Der Kohl-Biograf Heribert Schwan, der sich mit dem Altkanzler jahrelang erbittert vor Gericht gestritten hatte, sagte dem "Express": "Ich trauere zum einen um einen Staatsmann - und dann um einen Menschen, dem ich acht Jahre sehr nahe stand und verbunden war, von dem ich viel erfahren habe." Er sei gemischter Gefühle, denn er trauere auch um einen Menschen, "der sich von mir, ganz klar und eindeutig, ohne Begründung getrennt hat. Ich bin traurig darüber, dass ich mich mit ihm vor seinem Tod nicht mehr aussprechen konnte."

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