Neue Militärbasis in Afghanistan: Warum macht China mit?

  23 Januar 2018    Gelesen: 1710
Neue Militärbasis in Afghanistan: Warum macht China mit?
China will der afghanischen Armee bei der Einrichtung einer Militärbasis helfen. Auch politisch intensiviert die Regierung in Peking ihre Aktivitäten am Hindukusch. Russische Experten beschäftigen sich mit den Hintergründen.
Die afghanische Armee plant in der nordöstlichen Provinz Badachschan einen neuen Stützpunkt. Dabei will China finanzielle Unterstützung leisten, wie der afghanische Militärsprecher Dawlat Waziri nach Angaben der Agentur Fergana mitteilte. Laut Waziri übernehmen die Chinesen voraussichtlich die Versorgung der Basis mit Waffen und Militärgerät.

Die russische Zeitung „Iswestija“ kommentiert, sowohl Kabul als auch Peking seien bestrebt, dieses Projekt möglichst schnell umzusetzen. Die afghanischen Behörden seien vor allem über die zunehmenden Aktivitäten der Taliban in dieser Provinz besorgt. Die Chinesen beunruhige unterdessen die dortige Präsenz von IS-Kämpfern, unter denen es auch ethnische Uiguren gebe: Falls es der IS-Terrormiliz gelinge, Fuß in Badachschan zu fassen, werde sie in der Lage sein, ihre Kämpfer auch ins benachbarte chinesische Gebiet Xinjiang einzuschleusen.
Außerdem weist die Zeitung auf Chinas wirtschaftliche Interessen in Afghanistan hin. Im Jahr 2007 hatte die Regierung in Kabul einen Vertrag mit dem chinesischen Staatskonzern MCC geschlossen. Demnach sollen die Chinesen das afghanische Kupfer-Vorkommen Aynak erschließen. Investitionen in Milliardenhöhe wurden vereinbart.

Zwar geriet die Umsetzung des Projekts damals angesichts der Weltfinanzkrise ins Stocken, doch seitdem änderte sich viel, wie die Zeitung betont: „Die chinesische Wirtschaft demonstrierte trotz der Krise eine ausgezeichnete Lebenskraft. Was aber am wichtigsten ist: Pekings Ansprüche auf eine regionale und weltweite Führung werden immer ernsthafter. Vor diesem Hintergrund möchte China gern die Lorbeeren eines Vermittlers bekommen, der es schafft, das im Krieg begriffene Afghanistan zu versöhnen. Denn dies würde Chinas internationale Positionen deutlich stärken“, so der Kommentar weiter.

Ende Dezember waren der afghanische und der pakistanische Außenminister nach China gekommen, um mit ihrem chinesischen Amtskollegen zu verhandeln. Der russische Auslandsexperte Leonid Sawin sagte dem TV-Sender RT im Hinblick auf dieses Treffen: „Die Ergebnislosigkeit der Zusammenarbeit mit Washington im Sicherheitsbereich ist für Kabul offensichtlich. Deshalb sucht die afghanische Führung nach Wegen, um neue Bedingungen zu schaffen; sie lädt Partner ein, um die Situation im Allgemeinen zu regeln und den Übergangsprozess zu einem politischen Dialog zu normalisieren.“
Der chinesische Außenminister Wang Yi sagte nach Angaben von RT: „Wir haben die Taliban aufgefordert, sich dem Friedensprozess anzuschließen. Pakistan hat seine Unterstützung für Friedensgespräche zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung angekündigt. China wird den afghanischen Versöhnungsprozess ebenfalls unterstützen.“

Der russische Auslandsexperte Nikita Mendkowitsch weist allerdings darauf hin, dass die bisherigen Versuche einer politischen Regelung in Afghanistan gescheitert waren. „Nicht zuletzt, weil alle Gesprächspartner inakzeptable Forderungen stellten und keine notwendigen Garantien bieten konnten“, so Mendkowitsch gegenüber Sputnik.

sputniknews.com

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