Training für den dritten Weltkrieg?

  16 April 2018    Gelesen: 973
Training für den dritten Weltkrieg?

Nach dem jüngsten Raketenangriff der Westmächte auf Syrien bestimmen Überraschung und Erleichterung viele Artikel und Kommentare. So hat die „Welt am Sonntag“ getitelt: „Das ist nicht der dritte Weltkrieg“. Was aber sollte dieser auf den ersten Blick völlig sinnlose Angriff bewirken?

Von den über 100 Marschflugkörpern und Raketen, die bei dem jüngsten Angriff auf Syrien abgefeuert wurden, sind die meisten abgefangen worden. Drei unbedeutende Ziele wurden getroffen, drei Personen wurden verletzt. Das ist anscheinend alles.

Unter falscher Flagge

Als Romanautor versuche ich immer, verschiedene Ereignisse, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, in mögliche Kausalbeziehungen zu bringen. In meinem Kopf baut sich dadurch ein erschreckendes Szenario auf. Soll ich darüber schreiben? Vielleicht beruht alles nur auf meiner überspannten Phantasie, die nichts mehr fürchtet als einen kurz bevorstehenden dritten Weltkrieg, der das Ende der Menschheit bedeuten würde.

Und dann lese ich heute einen Artikel über den ehemaligen Präsidenten der UdSSR, Michail Gorbatschow, der sagt: „Der Raketenangriff auf Syrien ist nur Vorbereitungstraining.“

Nun schreibe ich also doch. War der Raketenangriff auf Syrien eine Operation unter falscher Flagge, bei der es in Wirklichkeit um etwas ganz Anderes ging als um Syrien, Assad oder Giftgas?

Testumgebung Syrien

Vor einem Jahr fand ein erster Raketenangriff auf Syrien statt – mit 59 Marschflugkörpern. Russland wurde über diesen Schritt vorgewarnt. Dies könnte ein erster Test der russischen Luftabwehrsysteme gewesen sein, dessen Ablauf von den Amerikanern sicherlich minutiös aufgezeichnet wurde.

Der zweite Raketenangriff auf Syrien vom 14. April wurde mit über 100 Marschflugkörpern durchgeführt. Russland wurde über diesen Schritt nicht vorgewarnt, es war also ein Test quasi unter echten Kriegsbedingungen.

Die französischen Schiffe haben nicht oder kaum geschossen. Aus welchem Grund waren sie vor Ort? Die britischen Schiffe haben anscheinend nur ihre Munition verschossen und kein Ziel getroffen. Aus welchem Grund waren sie wirklich vor Ort? Eigenartig war die Erklärung von US-Präsident Trump, der überbetont deutlich von seinen „smarten“ Raketen sprach. Diese sind also klug – sehr klug.

Vor diesem Hintergrund kommt das von Gorbatschow genannte „Vorbereitungstraining“ ins Spiel. Diente der Angriff auf Syrien vor einem Jahr der Analyse der russischen Luftabwehrsysteme und der Entdeckung von möglichen Schwachstellen? Sollte es so sein, dann war der Angriff vom 14. April ein Test mit klugen, das heißt auf vermutete Schwachstellen der russischen Luftabwehr ausgerichteten Raketen. Dieser Ablauf entspricht exakt den Testläufen für neue Großrechnersoftware, bevor sie in einer Produktionsumgebung angewendet wird.

Schwachstellen der Luftabwehr

Jede effektive Luftabwehr ist heute von Software gesteuert, um vielseitige Aufgaben in kürzester Zeit erledigen zu können. Leider weist jede Software logische Fehler und Programmierfehler auf, weil sie von Menschen programmiert wird. Das kenne ich aus meiner fast 40-jährigen Erfahrung als Programmierer von Großrechneranlagen und Serversystemen.

Selbst eine auf Herz und Nieren geprüfte Software enthält etwa bei jedem zweitausendsten Programmschritt einen Fehler. Das sind nur 0,5 Promille, es klingt nicht nach viel – ist es aber doch!

Zum Vergleich: Die erste Version von Windows XP enthielt über 25.000 Programmierfehler. 99,9 Prozent davon sind harmlos. Aber die übrigen 25 Fehler sind so gravierend, dass sie das gesamte System instabil werden lassen und zum Absturz bringen – „blue screen“.

Fehleranalyse im Pentagon

Ich bin mir inzwischen sicher, dass im Pentagon eine minutiöse Auswertung des Raketenangriffs per Großrechner stattfindet – eine virtuelle Nachbildung im 3D-Raum, die jede Bewegung jeder Rakete zentimetergenau abbildet, inklusive aller Bewegungen und Reaktionen der russischen Luftabwehr. Möglicherweise dienten die britischen und französischen Einheiten der Ortung und Aufzeichnung von Funkfrequenzen und Funksignalen.

Einige wenige der Marschflugkörper dürften so umprogrammiert und mit zusätzlichen Modulen ausgestattet worden sein, dass sie vermutete Schwachstellen der russischen Luftabwehr ausnutzen können. Natürlich dürften längst nicht alle modifiziert worden sein, weil das den Russen aufgefallen wäre. Aus der Analyse der modifizierten Raketen im Vergleich zu den nicht modifizierten kann man ablesen, inwieweit die neue Steuerungssoftware wirklich „smarter“, also intelligenter ist.

Katastrophenvorbereitung

Sollte es wirklich so sein, dann war der letzte Angriff auf Syrien in der Tat nur ein „Training, bevor wirklich zu schießen begonnen wird“, wie Michail Gorbatschow es ausdrückt.

Sollten die Westmächte tatsächlich eine gravierende Schwachstelle in der Programmierung der russischen Luftabwehr gefunden haben, dann ließe sich diese generell ausnutzen, und nicht nur in Syrien. In diesem Fall müsste man die Aussage der „Welt am Sonntag“: „Das ist nicht der dritte Weltkrieg“, modifizieren in: „Das war der finale Test vor dem dritten Weltkrieg.“

Gebe Gott, dass ich mich irre! Wenn nicht, wird kein Mensch die Katastrophe überleben, an der die USA, die EU und die Nato herumzündeln.

* Die Meinung des Autors muss nicht mit dem Standpunkt der Redaktion übereinstimmen.

sputnik.de


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