Krieg um Kanäle: Fortgang der Konflikte in anderer Form

  16 April 2018    Gelesen: 810
Krieg um Kanäle: Fortgang der Konflikte in anderer Form

Der römische Staatsmann Cato der Ältere forderte die Zerstörung Karthagos in jeder seiner Senatsreden aus recht pragmatischen Motiven. Um unterschiedliche Werte der beiden damaligen Mittelmeermächte ging es nicht. Rom und Karthago waren aus einem anderen Grund unversöhnlich – nämlich dem, weswegen auch heute Konflikte unvermeidlich sind.

Trotz seiner Nähe zum Meer und seiner starken Flotte war Rom im Grunde eine typische Landmacht. Ein Beleg dafür sind die berühmten römischen Straßen. Das Rückgrat der Wirtschaft waren auch in Rom – wie für eine Landmacht typisch – Landwirtschaft und Handwerk.

Karthago war grundlegend anders – doch nicht so sehr den Werten, dem Glauben, der Lebensweise nach. Beim Umgang mit dem Menschen war diese Weltmacht nicht weniger brutal und skrupellos als ihr Rivale. Nur war Karthago einfach ein anderer Zivilisationstyp: eine See- und als solche eine Handelsmacht. Etwas herzustellen zählte nicht zu ihren Aufgaben. Karthago lebte vom Handel.

Die heutigen angelsächsischen Länder treten, trotz ihrer Vorliebe für altrömische Insignien (das Kapitol, der Senat), nicht in die Fußstapfen von Rom, sondern offenkundig in die von Karthago. Die Grundlage ihres Wohlstands liegt eben nicht in einem ausgefeilten Finanzsystem oder in der Übermacht des Dollars: Die USA und vor ihnen Großbritannien halten die Welt vor allem durch den Seehandel fest in ihren Händen. Wer über 30 Prozent eines Markts kontrolliert, kontrolliert schließlich den Markt selbst.

Wer sollte das besser wissen als die Nachkommen der gnadenlosesten Seeräuber der Welt? Nach dem Räuberprinzip ist auch der heutige Seehandel organisiert. Schließlich verlaufen dessen Hauptströme durch zwei Nadelöhre: Den Suez- und den Panamakanal. Diese werden direkt und indirekt vom Westen kontrolliert. Und sollte einer der Provinzfürsten vor Ort anfangen, Dummheiten zu machen, wie im Falle Panamas, dann beseitigen die US-Marines kurzerhand das Problem, ganz ohne Rücksicht auf humanitäre Werte und Menschenrechte.

 

Man stelle sich nur vor, was diese ganzen transasiatischen Transportkorridore für dieses Welthandelssystem bedeuten: die ganzen neuen Seidenstraßen und Nordostpassagen. Und wenn man noch den Südkorridor hinzunimmt – aus dem indischen Mumbai über den Iran und das Kaspische Meer bis nach St. Petersburg –, dann wird es vollends bedrohlich.

In der Menschheitsgeschichte wurde schon einmal aus ganz anderen Gründen geschossen als wegen des Verlusts der Kontrolle über Handelswege. Deshalb werden die Konflikte nicht aufhören, nicht versiegen – sie werden sich in anderen Formen fortsetzen. Und je stärker Russland sein wird, desto vorsichtiger werden die Rivalen sein müssen.

 


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