Spitzenmäßig

  11 Juni 2018    Gelesen: 1911
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Das Matterhorn ist einer der markantesten Gipfel Europas. Aber kennen Sie den Husfjellet? Oder die Höhen des Durmitor-Nationalparks? Der Fotograf Johan Lolos suchte in 17 europäischen Ländern nach den schönsten Bergen.

 

Eine einsame Gestalt steht in einer roten Regenjacke vor einem mächtigen Wasserfall. Mehr als 100 Meter ergießen sich die Wassermassen über eine steile Klippe in die Tiefe und prallen am Grund von dunklen Steinen ab. Dunst breitet sich entlang der nassen Felsen aus.

Der Mensch wirkt winzig vor der massiven Felskulisse. Beim Betrachten des Fotos fragt man sich, ob er ein Wort verstehen würde, wenn man ihn rufen würde. Und man wundert sich, warum auf der Linse des Fotografen kein einziger Wassertropfen zu sehen ist.

Der Fotograf ist der Belgier Johan Lolos. Er hat die Szene am Háifoss-Wasserfall auf Island aufgenommen - dem dritthöchsten der Insel und einem, der von Touristen noch nicht so überlaufen ist wie etwa der Seljalandsfoss oder andere, die direkt an der Ringstraße liegen.

"Wenn man die typischen Touristengegenden verlässt, kommt man schnell an menschenleere Orte", sagt Lolos, der sich das Fotografieren selbst auf seinen Backpacking-Trips durch Australien und Neuseeland beigebracht hat. In ganz Europa hat er nach Plätzen gesucht, an denen er Fotos machen konnte, ohne dass Touristenmassen durchs Bild liefen.

Vor allem aber suchte er nach Bergen. Fünf Monate lang reiste er zu den schönsten Gipfeln des Kontinents. Seine Fotos sammelte er in dem Buch "Peaks of Europe", das Ende August erscheint.

"Ich hatte keine Ahnung, dass Europa so viel zu bieten hat", schreibt der 30-Jährige darin. "Ich dachte, ich muss erst auf die andere Seite des Planeten reisen, um einzigartige Landschaften zu sehen und unvergessliche Roadtrips zu erleben. Und dabei ist meine Heimatstadt Lüttich nur eine Tagesfahrt von den schönsten Bergen der Welt entfernt: Ja, den Alpen."

Dort habe er auch einige seiner besten Fotos gemacht. Lolos fuhr dafür durch Slowenien, Italien, Österreich, Deutschland, Frankreich und das Land, in dem er die meiste Zeit verbrachte, obwohl es sehr klein ist: die Schweiz. Drei Wochen blieb er dort - "aber es würde ein Leben lang brauchen, um all die Wandermöglichkeiten des Landes zu erkunden". Schnell pendelte sich sein Tagesablauf ein: fotografieren, wandern, essen, wandern, fotografieren, schlafen - und wieder von vorne.

Auch in vielen anderen Ländern Europas verließ sich Lolos auf diesen einfachen Lebensstil. Er reiste durch Skandinavien, den Balkan und nach Island. Die meiste Zeit war er mit einem Geländewagen unterwegs, wurde von der Autofirma teilweise gesponsert. Denn der Reisefotograf gilt als Social Influencer: Auf Instagram hat er mehr als 450.000 Abonnenten, die seine Reisen anhand von täglichen Instastorys in Echtzeit mit verfolgen können.

spiegel


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