Italien befürchtet weitere Brückentote

  15 Auqust 2018    Gelesen: 600
Italien befürchtet weitere Brückentote

Düsteres Morgengrauen in Genua: Am Tag nach dem katastrophalen Einsturz der Autobahnbrücke Ponte Morandi dauern die Rettungsarbeiten in der italienischen Hafenstadt weiter an. Die ganze Nacht hindurch suchten Helfer in den Trümmern nach Überlebenden.

Italien steht unter Schock: Nach dem verheerenden Einsturz einer Autobahnbrücke im norditalienischen Genua haben die Rettungskräfte ihre Suche nach weiteren Opfern fortgesetzt. Im Licht eilig herbeigeschaffter Scheinwerfermasten waren während der Nacht Teams mit Spürhunden sowie Hunderte weitere Rettungskräfte von Feuerwehr, Polizei und Sanitätern im Einsatz, um das Trümmerfeld der eingestürzten Fahrbahn der Autostrada A10 nach Überlebenden abzusuchen.

"Die Hoffnung stirbt nie, wir haben bereits ein Dutzend Menschen aus den Trümmern gerettet", sagte ein Vertreter der Feuerwehr, Emanuele Gissi. Er kündigte an, die Helfer blieben "rund um die Uhr" im Einsatz. Wann die Rettungsarbeiten für beendet erklärt werden können, ist noch unklar. Tonnenschwere Bruchstücke erschweren die Suche. Nach Angaben des Zivilschutzes sind insgesamt rund tausend Einsatzkräfte an den Bergungsarbeiten beteiligt, darunter Beamte von Feuerwehr und Polizei sowie Mitarbeiter des Roten Kreuzes.

Die vierspurige Morandi-Brücke im Nordwesten des Stadtgebiets von Genua war am Dienstag gegen Mittag ohne Vorwarnung zusammengebrochen - mitten im laufenden Mittagsverkehr der italienischen Industrie-, Handels- und Hafenstadt. Mehrere Lastwagen und zahlreiche Autos stürzten etwa 45 Meter in die Tiefe und wurden teils unter Betontrümmern begraben.

Zahl der Todesopfer noch offen


Die Zahl der Opfer steht noch immer nicht endgültig fest.  Am Morgen nach dem Einsturz lag die Zahl der offiziell bestätigten Todesopfer laut italienischer Nachrichtenagentur Ansa bei 35. Bei den nächtlichen Rettungsarbeiten seien weitere Leichen geborgen worden, hieß es. Unter den Opfern seien auch drei Minderjährige im Alter von 8, 12 und 13 Jahren, hieß es. Einsatzkräfte hatten am Vorabend bereits von "mindestens" 35 Todesopfern gesprochen.

Innenminister Matteo Salvini erwähnte zunächst nur "rund 30 bestätigte Todesopfer und viele Schwerverletzte". Regierungschef Giuseppe Conte, der am Abend am Unglücksort eintraf, nannte eine vorläufige Zahl von 25 Toten und 16 Verletzten, darunter neun Schwerverletzte. Italienische Medien zitierten in der Nacht Kreise des Innenministeriums, wonach 31 Menschen ums Leben kamen, von denen fünf noch nicht identifiziert seien. 16 Menschen wurden demnach verletzt, zwölf davon schwer.

Der italienische Vize-Regierungschef und Chef der Fünf-Sterne-Bewegung, Luigi Di Maio, will sich am Vormittag gemeinsam mit Verkehrsminister Danilo Toninelli zum Unglücksort begeben. Salvini wird am Nachmittag dort erwartet.

In der Nähe der Brücke wurden nach dem Einsturz vorsichtshalber Gebäude geräumt. Mehr als 400 Menschen seien obdachlos, erklärte der Staatssekretär im Verkehrsministerium, Edoardo Rixi. Ihm zufolge wird der Einsturz weitreichende Konsequenzen haben, da die Brücke komplett abgerissen werden müsse. Das werde "schwerwiegende Auswirkungen" auf den Verkehr haben und so Probleme für Bürger und Unternehmen bringen.

Viel befahrene Urlauberroute


Die Autostrada A10 ist nicht nur Teil der berühmten Urlaubsverbindung "Autostrada dei Fiori", sondern auch eine wichtige Verbindungsstraße nach Südfrankreich, in den Piemont und die Lombardei. Innenminister Salvini machte am Abend nach dem Einsturz bereits die mangelnde Instandhaltung der Brücke für das Unglück verantwortlich. Die Verantwortlichen müssten für das Desaster bezahlen, "alles bezahlen, teuer bezahlen", erklärte er.

Der frühere Verkehrsminister Graziano Delrio warf dagegen laut Nachrichtenagentur Ansa ein, es sei respektlos gegenüber den Opfern, jetzt schon politische Spekulationen aufzuwerfen. Die Brücken-Katastrophe lässt in Italien alle Alarmglocken schrillen. Laut der Tageszeitung "La Repubblica" sind um die 300 Brücken und Tunnel marode. Grund dafür seien die veraltete Infrastruktur und die lückenhafte Instandhaltung.

Quelle: n-tv.de


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