Chinas Kampf gegen USA um Vorherrschaft: Steter Tropfen höhlt den Stein

  15 Auqust 2018    Gelesen: 602
Chinas Kampf gegen USA um Vorherrschaft: Steter Tropfen höhlt den Stein

In drei Monaten könnten die Republikaner bei den US-Zwischenwahlen ihre Mehrheit im Kongress, in den Parlamenten in vielen Bundesstaaten und bei den Gouverneursposten verlieren. Falls sich die Stimmung gegen die Republikaner wendet, könnte der Druck der USA auf China nachlassen. Stimmt diese These überhaupt?

Eines vorab: In diesem Text kann das Wort „China“ durch Russland ersetzt werden. Denn es handelt sich um ein und denselben Krieg um die Neuregelung der Weltwirtschaft, von der die USA nach eigener Ansicht kaum profitieren. Die Methoden in diesem Krieg sind gleich – ökonomischen Schaden zufügen, um die politische Führung Russlands und weiterer Länder zu demoralisieren und sie zur Kapitulation zu zwingen.

Diese Frage wird von der chinesischen englischsprachigen Zeitung „Global Times“ gestellt, die selbst eine Antwort gibt: Nach dem November wird sich nichts ändern. Der Kampf gegen die USA ist langfristig angelegt, denn die wichtigsten amerikanischen Top-Beamten wollen China bei seinem Aufstieg zur globalen Herrschaft bzw. eigenständigen Rolle in der Welt zurückhalten.

Zudem haben die Republikaner gute Chancen, dass es bei den Halbzeitwahlen im November anders läuft als üblich – in der Regel stimmen die Amerikaner für die Gegenpartei des amtierenden Präsidenten. Doch die Popularität Trumps wächst zusammen mit der Verbesserung der wirtschaftlichen Lage im Lande, weshalb alles möglich ist.

Was auffällt an dem Artikel in der chinesischen Zeitung, ist der Zeitpunkt seines Erscheinens. Seit Beginn der 1950er Jahre urlaubt die chinesische Führung jedes Jahr im August im Badeort Běidàihé. Dort bespricht die politische Spitze Chinas in informellen Runden alle wichtigen Fragen des Landes. Aktuell steht der Verlauf des Wirtschaftskriegs gegen die USA und wie man dagegen kämpfen soll, ganz oben auf der Gesprächsagenda.

2008 tat China etwas, dass die westlichen Wirtschaftsexperten überraschte– auf dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise wurden fast 600 Milliarden Dollar in die Wirtschaft gespritzt. Das war ein gefährlicher Schritt für das US-Finanzsystem, die Folgen sind heute noch spürbar, doch China rettete nicht nur sich selbst, sondern auch die Weltwirtschaft. Zudem avancierte es dadurch zum anerkannten Global Player.

China reagiere zu vorsichtig und inadäquat auf die US-Strafzölle auf nahezu den gesamten chinesischen Import, so Amerika-Experte Teng Jianqun. Allerdings sollte man aufmerksam verfolgen, was in den USA vor sich geht und den Landsleuten erklären, dass die Konfrontation lange dauern wird und derjenige gewinnt, der mehr Geduld hat.

Auf der anderen Seite des Pazifischen Ozeans sind die Vorgänge in den USA fast ähnlich – es werden die Chancen der eigenen Kämpfer eingeschätzt.

Laut Mary Lovely, US-Professorin an der Syracuse University, könnte Trump verlieren, weil er zu vielen im eigenen Land weh tue. Dabei gehe es nicht um die Gegenzölle Chinas, die punktuell eingeführt werden und den Wählern Trumps schaden. Allein die Einschränkungen auf den chinesischen Import in den USA werden sich bei jedem US-Bürger im Geldbeutel bemerkbar machen. Ein Beispiel: Sollte China keine iPhones, bei dem die Displays aus Südkorea, die Chips aus Japan und die Software aus den USA stammen, mehr verkaufen, verliert der chinesische Hersteller Einnahmen in Höhe von 50 Cent je Dollar, die restlichen 50 Cents gehen in den erwähnten Ländern, darunter die USA selbst, verloren.

60 Prozent des chinesischen Exports in die USA entfallen auf Unternehmen, deren Besitzer keine Chinesen sind. Auch sie sind von den Tarifen Trumps betroffen. Ihre Erzeugnisse sind absolut auf den US-Markt ausgerichtet, weshalb sie nicht sofort die Produktion schließen, sondern versuchen werden, die gestiegenen Kosten auf die US-Verbraucher umzulegen. Die Erhöhung der Zolltarife um 20 Prozent für chinesische Waschmaschinen führte bereits zum Preisanstieg um 16,4 Prozent in amerikanischen Geschäften.

China setzt derzeit viel in Bewegung, um ausländische Produzenten im Land zu halten. Sollten Trumps Strategen dies in ihren Planungen übersehen haben, könnte das zur Isolierung der US-Hersteller führen.

Eine Anmerkung Lovelys betrifft ein ewiges Thema: Welches politische System ist besser für einen Krieg (ob ein Handelskrieg oder ein anderer Krieg) ausgerichtet? „Ein Einparteien-System hilft Xi Jinping sicher bei der Überwindung der Schwierigkeiten, die mit den Handelskriegen verbunden sind.“ Die von China rein wirtschaftlich entwickelten Maßnahmen seien besser als die amerikanischen, so die Expertin.

Dieser Gedanke ist gut, aber nicht neu. Die USA haben begonnen, auf die Schnelle etwas gegen China, Russland und andere zu unternehmen, weil sie eine tiefe innere Krise erleben, die durch ein zu schnell reagierendes politisches System verschlechtert wird.

Ergo: Trumps Plan, die Produktionsstätten in die USA zurückzuholen, kann zwar umgesetzt werden, doch er erfordert große Geduld. Derweil entsteht bei der Spaltung der Gesellschaft der Bedarf, die eigenen Wähler zufriedenzustellen, die Vorwürfe der fremden Wähler zu widerlegen und zu wissen, dass alle zwei Jahre Wahlen stattfinden, bei denen man die Macht verlieren kann. Eine solche Situation verschafft China (und Russland) Vorteile.

sputniknews


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