HSV ackert sich brutal ins Glück

  06 Februar 2019    Gelesen: 1100
HSV ackert sich brutal ins Glück

Im DFB-Pokal-Achtelfinale zwischen dem Hamburger SV und dem 1. FC Nürnberg weht ein Hauch von Fußball-Bundesliga durch das Volksparkstadion. Verantwortlich dafür ist allein der Zweitligist. Die Erstligareife der Gäste aus Franken indes ist schlichtweg nicht erkennbar.

Fiete Arp sackte erschöpft auf dem Rasen des Volksparkstadions zusammen, als der Schlusspfiff ertönte. Der intensive Bodenkontakt währte nur kurz, dann stimmte der 19-jährige Angreifer des Hamburger SV in den Jubel seiner Teamkollegen mit ein. "Wir haben ganz viel geackert", resümierte der junge Fußballer zufrieden nach dem hochverdienten 1:0-Sieg des HSV gegen den 1. FC Nürnberg im Achtelfinale des DFB-Pokals. "Verlängerung wäre eng geworden."

Das kann Arp nur auf seine Physis bezogen haben. Der Bundesliga-Vorletzte aus Nürnberg jedenfalls war weit davon entfernt, dem Zweitligisten HSV den Einzug ins Pokal-Viertelfinale streitig zu machen. Erst in der 92. Minute gelang dem "Glubb" der erste Torschuss. Ganz im Gegensatz zu den Hamburgern, die unermüdlich gen Nürnberger Tor stürmten. "Wir haben brutal viel Leidenschaft und Engagement gezeigt", lobte Sportchef Ralf Becker das junge Team, von dem sieben Spieler auch noch in der U21 kicken könnten. Einer von ihnen ist Berkay Özcan. Der 20-jährige türkische Nationalspieler, den die Hanseaten erst vor knapp zwei Wochen vom VfB Stuttgart ausgeliehen hatten, erzielte in der 54. Minute nach einer dilettantischen Nürnberger Abwehrleistung das Tor des Tages.

Es ist bemerkenswert, dass es in diesem "geilen Pokalfight", wie Kapitän Lewis Holtby die Partie beschreibt, nur bei diesem einen Treffer geblieben ist. 20 Mal schossen die Hamburger auf das Tor ihres Ex-Keepers Christian Mathenia. Für gewöhnlich wird solche eine maue Chancenverwertung im Pokal und erst recht im HSV-Traumziel Bundesliga bestraft. Es sei denn, der Gegner heißt in diesen Tagen 1. FC Nürnberg.

Duell der doppelten Gegensätze


Viele der etwa 3700 mitgereisten Club-Fans dürften bereut haben, den mehr als 600 Kilometer langen Weg nach Hamburg angetreten zu haben. Wenn an diesem Dienstagabend je ein Hauch von Bundesliga durch die mit 47.628 Zuschauern gefüllte Arena zu Stellingen wehte, dann lag dies am Zweitliga-Spitzenreiter HSV. Die de facto erstklassigen Nürnberger hingegen präsentierten sich ideenlos und beschränkten sich weitestgehend auf Defensivarbeit. Ob dieses wenig erwärmenden Spiels seines Teams sowie konstanter fünf Grad Celsius ist es erstaunlich, dass FCN-Trainer Michael Köllner das gesamte Spiel hinweg nur im schwarzen Rollkragenpullover mit zeitweise hochgekrempelten Ärmeln an der Seitenlinie stand.

Die vor dem Spiel aufgekommene Frage, ob der HSV nach dem Pokalerfolg gegen Nürnberg erstligareif sei, lässt sich allerdings nicht eindeutig beantworten. Umgekehrt fällt dies leichter: Trotz vieler technischer Unzulänglichkeiten ist es den Rothosen immer wieder gelungen, die Bundesligatauglichkeit der Gäste aus Franken infrage zu stellen. Über weite Strecken der 93 Spielminuten mutete die Partie wie ein Duell der doppelten Gegensätze an: hier das Zweitligateam mit Erstligakader, dort das Erstligateam mit Zweitligakader.

"Funke ist übergesprungen"

Die Hamburger haben nach dem Rückschlag in Bielefeldnachträglich bewiesen, dass sie Ausfälle von Stammkräften wie Toptorjäger Pierre-Michel Lasogga, Kapitän Aaron Hunt oder Abwehr-Stabilisator Gideon Jung eben doch kompensieren und mutig nach vorn spielen können. Insbesondere Bakery Jatta auf der linken Außenbahn stach unter den jungen Kickern heraus. Der 20-Jährige wirbelte wie Arp zwar mitunter überambitioniert herum. Dafür war er aber einer der Hauptakteure des schnellen Umschaltspiels, das die Nürnberger Abwehr immer wieder in Bedrängnis brachte.

Am Ende des Pokalabends steht ein Arbeitssieg, der dem HSV nicht nur zwei Millionen Euro für das Erreichen der Runde der letzten 16 beschert und somit die klamme Klubkasse minimal entlastet. "Da ist der Funke auch zwischen dem Stadion und der Mannschaft übergesprungen", sagte Trainer Hannes Wolf: "Wir sind sehr glücklich." Dieses Glücksgefühl könnte dem Traditionsklub nach dem mauen Rückrundenstart mit nur drei Punkten aus drei Ligaspielen wieder Auftrieb für die Mission Wiederaufstieg geben. Auf dem Platz wird diese allerdings erst am Montag fortgesetzt. Dann kommt der strauchelnde Tabellenzehnte Dynamo Dresden ins Volksparkstadion.

Quelle: n-tv.de


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