Brexit und Spätbucher belasten Tui

  12 Februar 2019    Gelesen: 1138
Brexit und Spätbucher belasten Tui

Die Jahre steigender Gewinne sind bei Tui erst einmal vorbei. Der weltgrößte Reisekonzern kassierte jüngst die Ziele und muss sich nun seinen Aktionären stellen. Ein einzelnes, brisantes Thema dürfte dabei im Vordergrund stehen.

Rückschlag für Tui-Chef Fritz Joussen: Nach Jahren mit deutlich steigenden Gewinnen hat der Chef des weltgrößten Reisekonzerns seine erst im Dezember verkündeten Ziele kassiert. Mitte vergangener Woche hatte Tui eingeräumt, dass sowohl das Wintergeschäft als auch die Buchungen für den Sommer 2019 nicht so laufen wie gedacht. Der operative Gewinn für 2019 werde nur Vorjahresniveau erreichen, sagte Joussen.

Nun muss der Konzern Zahlen vorlegen: Die Daten zum Geschäftsverlauf im ersten Quartal 2018/2019, das bei Tui jeweils bis Ende Dezember dauert, sollen im Lauf des Morgens an die Öffentlichkeit gehen. Gegen 10.00 Uhr muss sich der Vorstand dann auf der großen Hauptversammlung den kritischen Fragen der Aktionäre stellen. Dabei wird es neben dem brisanten Thema der Geschäftsaussichten auch um potenziell imageschädliche Verbindungen gehen: Die Tierschutzorganisation Peta kündigte zum Aktionärstreffen Proteste gegen die Vermarktung von Vergnügungsparks an, in denen Schwertwale Showeinlagen aufführen müssten.

Mit der Gewinnwarnung ist die mindestens zehnprozentige Steigerung, die in den vergangenen Jahren gelungen und auch für die Zeit bis 2020 geplant war, nicht mehr zu schaffen. Im Geschäftsjahr 2017/18 (bis Ende September) hatte das Ergebnis bei 1,2 Milliarden Euro gelegen.

Die Gründe für die Entwicklung: Wie im heißen Supersommer 2018 buchten die Kunden ihre Urlaube eher kurzfristig. Das Problem: Der Trend zum Last-Minute-Urlaub drückt auf die Gewinnspannen des Veranstalters, der die Reisen billiger verkaufen muss als geplant. Zudem zieht es die Urlauber wieder häufiger in den östlichen Mittelmeerraum - vor allem Urlaub in der Türkei war in den vergangenen Jahren billig geworden. Dagegen gebe es auf den immer teureren Kanarischen Inseln Überkapazitäten, erklärte Tui.

Auch der Brexit und die Schwäche des britischen Pfunds belasten Tui. Um den Briten weiter viele Reisen zu verkaufen, dürfte Tui kaum die Preise erhöhen können - was auf den Gewinn drückt. Der Konzern will nun Kosten senken. Und: im Fall eines ungeregelten Austritts der Briten aus der EU wäre der Konzern mit seinen vielen britischen Aktionären nicht länger mehrheitlich das Eigentum von Aktionären aus dem europäischen Wirtschaftsraum. Das hat teils gravierende Auswirkungen: Damit stünden nämlich zum Beispiel auch die Flugrechte seiner Ferienfluggesellschaften wie Tuifly auf der Kippe.

Der deutsche Ferienflugmarkt bleibt ohnehin im Umbruch. Erst die Air-Berlin-Pleite, dann die Germania-Insolvenz - schließlich stellte Europas zweitgrößter Reisekonzern Thomas Cook seine Airline-Sparte samt der deutschen Condor zum Verkauf.

n-tv


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