Forscher fühlen bei Ostdeutschen nach

  23 April 2019    Gelesen: 621
Forscher fühlen bei Ostdeutschen nach

Wie haben die Menschen den Zusammenbruch der DDR wirklich erlebt? Drei Jahrzehnte nach den historischen Ereignissen des Jahres 1989 wollen Wissenschaftler die Erinnerungen der Betroffenen ergründen. Das Projekt könnte das "vorherrschende DDR-Bild" erschüttern.

Fast 30 Jahre nach der Wiedervereinigung spüren Wissenschaftler dem Blick der Ostdeutschen auf die DDR und ihren Erfahrungen mit der Wendezeit und der deutschen Einheit nach. "Bis heute gibt es eine Diskrepanz zwischen dem in der öffentlichen Debatte vorherrschenden DDR-Bild und dem individuell Erlebten", erklärte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Ettersberg zur Diktaturforschung, Jörg Ganzenmüller. Viele Menschen fänden sich in dieser Debatte nicht wieder. "Wir wollen das jetzt zusammenbringen."

Der Historiker koordiniert ein vierjähriges Forschungsprojekt, in dem unter anderem Familien zu ihren persönlichen Erfahrungen befragt werden sollen. Außerdem geht es um das DDR-Bild im Schulunterricht, die Benachteiligung von Katholiken in der DDR, die staatliche Überwachung und die unterschiedlichen Formen des Widerstands.

Beteiligt sind die Universitäten Erfurt und Jena, die Stiftung Ettersberg und die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Der offizielle Start des Projektes soll am Abend stattfinden. Das Forschungsvorhaben wird vom Bund mit vier Millionen Euro gefördert.

In den 1990er Jahren sei die Debatte vor allem vom Thema Staatssicherheit bestimmt gewesen, sagte Ganzenmüller. "Viele frühere DDR-Bürger sagen aber, dass das Stasi-Thema nicht ihrem Erleben entsprach." Dennoch habe die SED-Diktatur natürlich auch in deren Alltagsleben hineingewirkt, indem viele Menschen sich in Nischen jenseits des Regimes zurückzuziehen versucht hätten. Im Herbst steht in Deutschland ein Jubiläum an: Am 9. November 2019 jährt sich die Maueröffnung zum 30. Mal.

Quelle: n-tv.de


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