Polen verweigert Annahme von Öl aus Russland - Auch Deutschland betroffen

  25 April 2019    Gelesen: 820
Polen verweigert Annahme von Öl aus Russland - Auch Deutschland betroffen

Moskau/Frankfurt (Reuters) - Polen verweigert wegen schlechter Qualität die Annahme von russischem Öl aus einer wichtigen Pipeline und beeinträchtigt damit auch die Versorgung in Deutschland.

Die weißrussische Nachrichtenagentur Beta berichtete am Donnerstag, Polen nehme Öl aus der über weißrussisches Gebiet laufenden Röhre “Druschba” seit Mittwochabend nicht mehr ab. Grund sei ein zu hoher Anteil von organischem Chlorid in dem Rohstoff. Fließt das Öl von Polen aus nicht mehr, gelangt es auch nicht weiter Richtung Westen. Händler großer Ölkonzerne, die Raffinerien in Deutschland haben, bestätigten dies: Die Versorgung über die noch von der Sowjetunion gebauten “Druschba” (“Freundschaft”) sei gestoppt.

Eine Annahme-Verweigerung ist in der Branche äußerst selten. Händler sagten, der letzte Fall mit einer Verunreinigung von russischem Öl liege rund zehn Jahre zurück. Sie schließen gleichwohl nicht aus, dass Käufer aus dem Westen nun von russischer Seite Schadenersatz verlangen könnten. Durch die Röhre können pro Tag bis zu knapp 160 Millionen Liter Öl fließen. Das entspricht ein Prozent der weltweiten Nachfrage.

Händlern großer Ölkonzerne zufolge wurden in dem jetzt bemängelten Öl Konzentrationen von 150 bis 300 ppm (1 ppm = 0,0001 Prozent) organischem Chlorid gemessen. Üblich sind nur ein bis drei ppm, maximal dürfen es zehn ppm sein. Organisches Chlorid wird bei der Ölförderung eingesetzt. Es muss aber vor dem Transport wieder herausgefiltert werden, weil es bestimmte Teile in den Öl-Raffinerien zerstören kann.

Das russische Energieministerium erklärte, der Pipeline-Betreiber Transneft versuche, das Problem schnellstmöglich in den Griff zu bekommen. Es wird vermutet, dass ein bislang nicht bekannter russischer Ölproduzent dafür verantwortlich ist.

Einen Öl-Engpass wird es hierzulande laut Experten aber nicht geben. Deutschland habe eine weit verzweigte Logistik-Kette. Zudem seien die Öllager wegen der eher milden Witterung gut gefüllt. Erst bei einem Lieferausfall über viele Wochen könnten sich Probleme einstellen.


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