Huawei darf vorerst weiter Geschäfte mit US-Firmen machen

  21 Mai 2019    Gelesen: 1070
  Huawei darf vorerst weiter Geschäfte mit US-Firmen machen

Die US-Regierung rudert beim Bann gegen Huawei etwas zurück. Der chinesische Konzern darf weiter bei amerikanischen Firmen einkaufen. Gute Nachrichten für Smartphone-Nutzer - zumindest vorläufig.

Seit dem vergangenen Freitag steht der chinesische Telekommunikationskonzern Huawei auf einer schwarzen Liste der US-Regierung. Damit ist es Firmen aus den Vereinigten Staaten untersagt, ohne Genehmigung der Regierung Geschäfte mit dem Netzwerkausrüster und Smartphone-Hersteller zu machen. Doch nun haben die USA einige der Einschränkungen für Huawei gelockert - offenbar aus Sorge vor technischen Problemen. Huawei-Technik ist auch in vielen lokalen Mobilfunk-Netzen in den USA installiert.

Das Unternehmen darf nun 90 Tage lang US-Produkte kaufen, um seine bestehenden Netze zu unterhalten und Software-Updates für die existierenden Smartphones bereitzustellen, wie das Handelsministerium mitteilte. Das betrifft auch Nutzer von Huawei-Smartphones.

Mit dem Schritt sollten Telekommunikationsanbieter, die Huawei-Ausrüstung nutzen, Zeit erhalten, andere Vereinbarungen zu treffen, sagte Handelsminister Wilbur Ross: "Um es kurz zu machen, diese Erlaubnis bedeutet, dass die existierenden Smartphones und ländlichen Breitbandnetze weiter funktionieren."

Mit dem Schritt wolle das US-Handelsministerium vermeiden, dass der jüngste Bann unerwünschte Nebenwirkungen habe, sagte der Anwalt und Ex-Ministeriumsmitarbeiter Kevin Wolf. "Damit soll wohl verhindert werden, dass Internet, Computer und Handysysteme zusammenbrechen. Das ist keine Kapitulation, sondern es sind Aufräumarbeiten."

Das Handelsministerium erklärte, es werde untersuchen, ob der Aufschub über 90 Tage hinaus verlängert werde. Er gilt jedoch nicht für neue Produkte: Dafür sind weiterhin Lizenzen nötig.

Der US-Bann betrifft auch Nutzer von Huawei-Smartphones. Wegen der Sanktionen wird Huawei zukünftige Smartphone-Modelle nicht mehr mit vorinstallierten Google -Diensten verkaufen können. Daran ändert auch der nun verkündete Aufschub nichts. Denn für die Verwendung von US-Technologie in neuen Produkten gilt die Lockerung nicht.

Doch für aktuelle Nutzer von Huawei-Smartphones bedeutet der Aufschub, dass Google in den drei Monaten die Telefone weiterhin in vollem Umfang mit Updates und Apps versorgen kann.

Huawei lehnte zwar eine Stellungnahme zu dem aktuellen Aufschub ab. Huawei-Gründer Ren Zhengfei sagte in chinesischen Staatsmedien jedoch, die US-Regierung unterschätze die Fähigkeiten Huaweis: Kein Unternehmen werde in den kommenden zwei bis drei Jahren bei der 5G-Technologie zu Huawei aufschließen.

Im Handelskrieg mit China hat die US-Regierung auch Huawei im Visier. Von der Entscheidung, das Unternehmen auf eine schwarze Liste zu setzen, werden auch Lieferanten und Kunden von Huawei hart getroffen. Die Börsenkurse von Chip-Lieferanten gaben deutlich nach. Von den 70 Milliarden Dollar, die Huawei 2018 für den Kauf von Teilen ausgegeben hat, gingen etwa elf Milliarden an US-Firmen, darunter Qualcomm, Intel oder Micron.

Ren sagte, das Unternehmen sei in der Lage, seine eigenen Chips zu fertigen: "Wir können die gleichen Chips bauen wie US-Anbieter." Das bedeute jedoch nicht, dass man keine US-Chips mehr kaufen wolle. In "friedlichen Zeiten" komme die Hälfte der von Huawei verbauten Chips aus den USA, die andere Hälfte stelle man selbst her.

Auch versprach Ren, dass es durch die US-Sanktionen keine Verzögerungen bei der Auslieferung von Ausrüstung für den superschnellen 5G-Datenfunk geben werde.

Mit Blick auf den Android-Bann sagte der Huawei-Gründer, man sei mit Google im Gespräch über eine Lösung. Google sei ein "gutes Unternehmen", das verantwortungsvoll agiere.

Huawei ist ein führender Ausrüster von Mobilfunk-Netzen unter anderem in Europa. Der Konzern ist nach Samsung der zweitgrößte Smartphone-Anbieter der Welt. Apple liegt hinter Huawei auf Platz drei.

Huawei wird von den US-Behörden verdächtigt, seine unternehmerische Tätigkeit zur Spionage für China zu nutzen. Beweise dafür wurden bislang nicht öffentlich gemacht. Die USA drängen aber auch andere westliche Länder wie Deutschland, Huawei von den Netzen für den neuen superschnellen Mobilfunk-Standard 5G fernzuhalten. Huawei wies die Vorwürfe stets zurück.

spiegel


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