Deutsche Teefirmen mitverantwortlich für prekäre Situation in Darjeeling

  10 Juli 2019    Gelesen: 708
Deutsche Teefirmen mitverantwortlich für prekäre Situation in Darjeeling

Der Preisdruck auf die Tee-Plantagen im indischen Darjeeling sorgt einer aktuellen Studie zufolge für prekäre Arbeits- und Lebensbedingungen.

Mitverantwortlich dafür seien auch bekannte deutsche Markenkonzerne, die Hauptabnehmer des Tees aus der Region am Fuße des Himalaya-Gebirges sind.
In der Studie der Rosa-Luxemburg-Stiftung heißt es, von dem Preis, den Verbraucher in Deutschland bezahlten, erhielten die Teepflückerinnen gerade einmal zwischen 1,4 und 2,8 Prozent. 

Sie hätten oft nicht einmal genügend Geld, um Essen zu kaufen, zumal sie ihre Arbeitsbekleidung und -Utensilien größtenteils selbst bezahlen müssten. Auch Unterbringung, Gesundheitsversorgung und die Betreuung von Kleinkindern seien mangelhaft. Studienautor Benjamin Luig sprach in dem Distrikt auf vier Plantagen mit Arbeiterinnen. „Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass in der Praxis nicht einmal diese Hungerlöhne komplett ausgezahlt werden, wenn vorgeschriebene Erntemengen von Pflückerinnen nicht erreicht werden“, erklärte Luig.

Deutsche Teefirmen kaufen den Recherchen zufolge rund ein Viertel der jährlichen Teeproduktion aus Darjeeling auf. Diese verkauften sie in Deutschland teuer weiter. Laut der Studie kommt vom Endpreis gerade einmal ein Fünftel in Indien an, wobei ein Großteil davon wiederum bei den Großhändlern und Plantagenbesitzern bleibt. Die Pflückerinnen selbst erhalten demnach derzeit umgerechnet 2,25 Euro pro Tag. Einer indischen Regierungskommission zufolge wäre das Doppelte nötig, um ein Leben in Würde zu ermöglichen.

Auch nach den freiwilligen Nachhaltigkeitsstandards Rainforest Alliance und Fairtrade zertifizierte Plantagen verstoßen demnach gegen gesetzliche Vorgaben und die Standards dieser Siegel. Kritik übt die Studie auch daran, dass Fairtrade wegen der schlechten Zustände in der Region Ausnahmeregelungen für Darjeeling eingeführt hat.

Freiwillige Selbstverpflichtungen reichen der den Linken nahestehenden Rosa-Luxemburg-Stiftung zufolge nicht aus, um die Einhaltung von Menschenrechten durch Unternehmen sicherzustellen. Stattdessen fordert sie ein Lieferkettengesetz, das deutsche Importeure für die Zustände in den Lieferfirmen haftbar macht. Zudem müsse die Regierung kontrollieren, dass bei den Teeprodukten, auf denen „Darjeeling“ draufstehe, auch zu 100 Prozent Tee aus der Region Darjeeling enthalten sei. Oftmals wird den Recherchen zufolge nämlich Tee aus anderen Landesteilen beigemischt.


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