Neuer Glanz für Tutanchamuns Sarg

  05 Auqust 2019    Gelesen: 903
  Neuer Glanz für Tutanchamuns Sarg

Der vergoldete Holzsarg von Pharao Tutanchamun wird restauriert - er gilt als sehr brüchig. Wenn das überaus wertvolle Stück fertig ist, soll es in einem riesigen, umstrittenen Museum ausgestellt werden.

Der Sarg von Pharao Tutanchamun zählt wohl zu den berühmtesten der Welt. Neben der goldenen Maske des altägyptischen Königs, die der Brite Howard Carter 1922 im fast unberührten Grab im Tal der Könige entdeckte, gehört die vergoldete Holzkiste zu den berühmtesten archäologischen Funden der Menschheit.

Erstmals seit der Entdeckung in den Zwanzigerjahren wird der Sarg nun restauriert, teilte Ägyptens Minister für Altertümer, Chaled al-Enani, mit. Er weise Risse insbesondere in der Goldschicht des Deckels und Bodens auf. Das Stück ist 2,23 Meter hoch und zeigt eine Abbildung Tutanchamuns mit den Symbolen des Pharaos, dem Krummstab und der Geißel.

Für die Arbeiten wurde das Holzkonstrukt zusammen mit anderen Stücken vom Tal der Könige im südägyptischen Luxor in einen neuen Museumsbau in Kairo überführt. Das Grand Egyptian Museum (GEM) soll im kommenden Jahr eröffnen, heißt es. Es werde das größte archäologische Museum der Welt.

In den riesigen Werkstätten des futuristischen Baus nahe den berühmten Pyramiden von Gizeh arbeitet ein Team von Restauratoren schon länger an der Aufarbeitung des berühmten Grabschatzes aus der Tutanchamun-Kammer. Die Restaurierung des Goldsargs wird voraussichtlich acht Monate dauern, so al-Enani. "Das Stück wurde noch nie aufgearbeitet, es ist sehr brüchig", sagte er. Bei solchen Arbeiten verpacken die Experten Holz beispielsweise in Kunststofffolie. Chemikalien im Inneren des Pakets töten dann sämtliche Organismen ab, die das Holz zersetzen.

Wenn alles gut geht, wird der mehr als 3000 Jahre alte Sarg zur Eröffnung des neuen Museums in kommenden Jahr fertig sein. Dann sollen der Öffentlichkeit erstmals die gesamten 5000 Stücke aus dem Tutanchamun-Grab präsentiert werden. Bisher sind nur etwa 1500 Exponate im alten Museum am Tahrir-Platz im Zentrum von Kairo ausgestellt. Aber das Museum ist in die Jahre gekommen, es fehlt an Platz.

Ob es mit der Eröffnung der Super-Museums im kommenden Jahr klappt, bleibt allerdings ungewiss. Beim Bau kam es zu Verzögerungen. Schon einmal waren sich die Macher sicher, dass die mehr als 100.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche zumindest teilweise im Herbst 2018 eröffnet werden. Doch der Termin verstrich, plötzlich hieß es aus dem Ministerium, man wolle lieber das gesamte Museum auf einmal eröffnen. Zudem wurde der damalige GEM-Direktor Tarek Tawfik inzwischen von einem Militärgeneral abgelöst.

Das GEM ist nicht das einzige Museum mit Problemen in Kairo. Auch ein weiterer Neubau kommt seit Jahren kaum voran - das Nationalmuseum der ägyptischen Zivilisation (NMEC). Der Bau ist so gut wie fertig, steht aber schon länger nahezu leer und wartet auf seine Eröffnung. Hier soll die berühmte Mumiensammlung aus dem alten Museum am Tahrir-Platz unterkommen. Eigentlich sollten die königlichen Überreste der 22 Einbalsamierten schon längst medienwirksam umgebettet werden. Doch der Termin wurde verschoben, das Museum hat inzwischen etliche Direktoren erlebt, die immer wieder abgelöst wurden.

Dabei sind die neuen Museen in Kairo Teil eines Plans, der wieder mehr Touristen ins Land bringen soll. Nach der Revolution in Ägypten waren die Besucherzahlen zurückgegangen, dazu trugen auch verschiedene Terroranschläge bei. Zuletzt hatte es im Mai ein Attentat auf einen Touristenbus nahe der Pyramiden gegeben.

Bis Besucher erstmals den kompletten Grabschatz des berühmtesten Pharaos der Weltgeschichte im neuen Museum zu Gesicht bekommen, könnte es also noch länger dauern. Der neue Tempel für den Pharao, der um das Jahr 1323 vor Christus noch als Teenager starb, dürfte aber auf jeden Fall ein Reise wert sein.

spiegel


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