Fall Skripal: Zweiter Polizist als Nervengas-Opfer? – russische Botschaft nimmt Stellung

  16 Auqust 2019    Gelesen: 534
Fall Skripal: Zweiter Polizist als Nervengas-Opfer? – russische Botschaft nimmt Stellung

Spuren des Nervengiftes der Klasse Nowitschok sollen laut einer gestrigen Mitteilung von Scotland Yard im Blut eines zweiten Polizeibeamten entdeckt worden sein, der vor Ort des Vorfalls in Salisbury tätig war. Die russische Botschaft in London äußerte sich zu diesen Informationen.

Untersuchungsbeamte, die die Nowitschok-Attacke in Salisbury ermitteln, entdeckten im Blut eines weiteren Polizisten die Spuren des Nervengiftes, das im vergangenen Jahr in der britischen Stadt eingesetzt wurde. Eine entsprechende Erklärung wurde auf der offiziellen Webseite von Scotland Yard publik gemacht. Der namentlich nicht genannte Polizist war demnach von einer kleinen Menge von Nowitschok betroffen und danach medizinisch behandelt. Nach dem Vorfall übte er seinen Beruf weiter aus.

Die am 15. August veröffentlichte Pressemitteilung wirft laut der russischen BotschaftFragen auf.

„Vor allem ist nicht klar, wieso solch ein wichtiger Umstand erst 1,5 Jahre nach dem Geschehenen bekannt wird.“

Die britische Polizei gibt demnach diesmal nicht den Namen des Betroffenen an, obwohl sie zuvor Information solcher Art „gern offengelegt hat“. In der Mitteilung gibt es russischen Diplomaten zufolge zahlreiche Widersprüche, unter anderem wird darin eine „andere Methode“ zur Entdeckung von Spuren des Nervengiftes erwähnt, die erst jetzt eingesetzt wurde.

Die publik gemachten Informationen schaffen laut der russischen Botschaft kein Vertrauen.

„Diese betrachten wir als erneuten Versuch, irgendeine Beweisgrundlage zu zuvor von der britischen Regierung festgelegten politischen Regeln zu erbringen.“

Die russischen Diplomaten verwiesen unter anderem darauf, dass es aus London bislang keine Informationen über den Gesundheitszustand und Aufenthaltsort der russischen Bürger Sergej Skripal und seiner Tochter Julia gebe. Dadurch verletze man seine Verpflichtungen zu den Konsulatskonventionen und Rechtshilfeverträgen.

Ein weiteres Opfer

Voriges Jahr hatten britische Medien berichtet, dass der Polizist Nick Bailey mit dem Nervengift in Kontakt gekommen wäre, als er am Einsatz im Fall des Nervengiftanschlages auf Sergei und Julia Skripal teilgenommen hatte. Ende März 2018 wurde er aus dem Krankenhaus entlassen.

Giftanschlag von Salisbury

Sergej und Julia Skripal waren am 4. März 2018 bewusstlos im britischen Salisbury aufgefunden und mit Vergiftungserscheinungen ins Krankenhaus gebracht worden. Von wem und unter welchen Umständen der ehemalige russisch-britische Doppelagent und seine Tochter wirklich vergiftet wurden, ist noch immer unklar. Die britische Regierung behauptete umgehend, dass in den Giftanschlag auf die Skripals mit dem Stoff A-234 der russische Staat verwickelt sei. Russland wies diesen Vorwurf von sich und forderte eine unabhängige Aufklärung.

Die Affäre löste einen diplomatischen Skandal aus: Die damalige britische Premierministerin Theresa May ordnete die Ausweisung von 23 russischen Diplomaten an. Aus „Solidarität“ mit London wiesen auch die USA, Deutschland und viele weitere EU-Staaten Dutzenden russischen Diplomaten die Tür. Der damalige Außenminister Boris Johnson versprach noch im März, „verblüffende Beweise“ gegen Russland präsentieren zu wollen, tat dies bis zu seinem Rücktritt im Juli aber nicht.

Die Skripals haben nach britischen Angaben überleben und sogar schnell genesen können, was einige Experten als merkwürdig bezeichneten. Seitdem ist der Verbleib der beiden nicht öffentlich bekannt. Die russische Seite vermutet sogar, dass Sergej und Julia Skripal in Großbritannien gewaltsam festgehalten werden.

sputniknews


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