US-Geheimdienstbericht über vorläufige Opferzahlen von Tschernobyl publik gemacht

  20 Auqust 2019    Gelesen: 566
  US-Geheimdienstbericht über vorläufige Opferzahlen von Tschernobyl publik gemacht

Die US-Nichtregierungsorganisation National Security Archive (NSA) hat einen ehemals geheimen Bericht zu geschätzten Opferzahlen bei der Reaktorkatastrophe von 1986 in Tschernobyl veröffentlicht.

Die inzwischen freigegebenen Akten stammen von Morton Abramowitz, dem Assistenten des damaligen US-Außenministers, George Shultz, und setzen sich mit den ersten offiziellen Angaben  der Sowjetunion zu den Opfern am Tag des Reaktorunglücks auseinander. Nach Darstellung der US-Geheimdienste wurde die zunächst erklärte Totenzahl von zwei Menschen gefälscht. In ihrer Annahme gingen sie von den Aufnahmen nach der Explosion im Reaktor 4 des Atomkraftwerks aus.

„Die gesamte Geheimdienstgemeinschaft ist der Meinung, dass die angegebene Zahl  von zwei Todesopfern absurd ist“, heißt es.

Zum Unfallzeitpunkt waren 25 bis 30 Mitarbeiter in der Schicht tätig, zudem sollen sich etwa 100 Menschen in unmittelbarer Reaktornähe befunden haben, so Abramowitz. Er betont unter anderem, dass die Reaktoren 3 und 4 nahe beieinander gelegen seien, deshalb hätten sich Berechnungen zufolge etwa 200 Menschen am Tag und bis zu 70 Menschen in der Nacht unweit des Unglücksortes aufhalten können.

Alle in unmittelbarer Nähe der Explosionsstelle seien entweder an Ort und Stelle gestorben, oder hätten tödliche Strahlendosen erhalten, resümiert Abramowitz.

Tschernobyl-Katastrophe 1986

Am 26. April 1986 explodierte im Atomkraftwerk Tschernobyl in der damaligen Sowjetunion der Reaktor 4. Das Dach des Gebäudes wurde zerstört und Tonnen hochradioaktiver Trümmer kilometerweit verstreut. Der unmittelbaren Explosion fielen 31 Menschen zum Opfer. Tausende kämpfen bis heute mit den Spätfolgen der Katastrophe – wie beispielsweise die so genannten Liquidatoren, die anfangs mit bloßen Händen radioaktive Trümmer wegtrugen – und zum anderen Einwohner der früheren Stadt Prypjat, in der zum Zeitpunkt des Super-GAU mehr als 40.000 Menschen lebten, darunter fast ein Viertel Kinder. Sie mussten innerhalb weniger Stunden die Stadt verlassen.

jeg/ae


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