Pharmakonzern Purdue verhandelt über Milliardenvergleich

  28 Auqust 2019    Gelesen: 877
Pharmakonzern Purdue verhandelt über Milliardenvergleich

Die US-Firma Purdue gilt als einer der Hauptprofiteure von Amerikas Suchtepidemie. Nun könnte ein milliardenschwerer Vergleich mit den Behörden bevorstehen - und das Unternehmen vom Markt verschwinden.

Der US-Pharmakonzern Purdue und seine Eignerfamilie Sackler verhandeln Insidern zufolge über einen milliardenschweren Vergleich zur Beilegung von mehr als 2000 Klagen wegen umstrittener Opioid-Schmerzmittel. Es gehe um eine Gesamtsumme von zehn bis zwölf Milliarden Dollar, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Es gebe bislang keine Vereinbarung, die Gespräche könnten noch scheitern.

Es wäre die bisher höchste Vergleichssumme im Zusammenhang mit der in den USA grassierenden Welle der Opioid-Abhängigkeit. Opioide sind zum Teil synthetisch hergestellte Arzneimittel (wie etwa Oxycontin) mit unter anderem schmerzlindernden Eigenschaften.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, die Eigentümerfamilie Sackler habe sich mit den Behörden auf ein Paket im Volumen von mehr als elf Milliarden Dollar geeinigt. Die Firma werde dabei in die Insolvenz geschickt und in eine Stiftung der öffentlichen Hand überführt. Zudem soll die außerhalb der Vereinigten Staaten aktive Tochter Mundipharma verkauft werden.

Purdue würde einem Großteil der Klagen entgehen

Die Familie Sackler, die den Hersteller seit Anfang der 1950er-Jahre besitzt, soll drei Milliarden Dollar zahlen. Damit sollen so rund 11,5 Milliarden Dollar für die Entschädigung von Opfern der Schmerzmittel-Welle zusammenkommen. Im Gegenzug sollen rund 2000 Klagen von Städten, Bezirken und Bundesstaaten fallen gelassen werden. Das wäre ein Großteil der derzeit gegen Purdue laufenden Verfahren.

Dem Oxycontin-Hersteller und anderen Firmen wird vorgeworfen, in aggressiven Marketingkampagnen die Risiken süchtigmachender Schmerzmittel bei längerem Gebrauch verharmlost zu haben. Das Unternehmen und die Sackler-Familie weisen dies zurück. In den USA sind nach Behördenangaben zwischen 1999 und 2017 fast 400.000 Menschen an den Folgen von Opioid-Missbrauch gestorben.

Am Montag hatte ein Gericht den Pharmakonzern Johnson & Johnson (J&J) wegen unrechtmäßiger Vermarktung von suchtgefährdenden Schmerzmitteln zu einer Zahlung von 572 Millionen Dollar verurteilt. Der Konzern habe zur Welle dieser Medikamentenabhängigkeit im Bundesstaat Oklahoma beigetragen, hieß es in der Begründung.

Johnson & Johnson kündigte umgehend an, Berufung gegen die Entscheidung einzulegen. Der Generalstaatsanwalt von Oklahoma, Mike Hunter, hatte dem Konzern vorgeworfen, mit suchtgefährdenden Schmerzmitteln ein Wegbereiter der Opioid-Welle und Drogenkrise gewesen zu sein.

Johnson & Johnson wurde in der Klage beschuldigt, aus Profitgier Suchtrisiken bei der Vermarktung der Medikamente durch irreführende Angaben verschleiert zu haben. Oklahomas Staatsanwalt Hunter hatte eine noch deutlich höhere Strafe von über 17 Milliarden Dollar gefordert.

spiegel


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