Chancen für Studierende in Deutschland „ausgezeichnet“

  11 September 2019    Gelesen: 591
Chancen für Studierende in Deutschland „ausgezeichnet“

Eine höhere Bildung lohnt sich einer OECD-Studie zufolge so stark wie nie – nicht nur bei der Jobsuche, sondern auch finanziell.

Deshalb sei es eine positive Entwicklung, dass in den 46 untersuchten Staaten immer mehr Menschen einen höheren Abschluss hätten, erklärt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in der neuesten Ausgabe ihrer jährlichen Vergleichsanalyse.

Demnach hatten 2018 in den OECD-Ländern im Schnitt 44 Prozent der jungen Erwachsenen zwischen 25 und 34 Jahren eine höhere Bildung, also einen sogenannten tertiären Abschluss. Zehn Jahre zuvor waren es nur 35 Prozent.

„Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass der Arbeitsmarkt für höhere Qualifikationen gesättigt ist“, sagte der stellvertretende OECD-Generalsekretär Schuknecht bei der Vorstellung der Studie in Berlin. Es weise alles darauf hin, dass „im Zuge der verändernden Arbeitswelt in Zukunft besonders Jobs mit niedrigem Qualifikationsprofil wegfallen werden“. Der Bedarf an Fachkräften, „die kreativ sind, analytisch denken und selbstständig handeln“, nehme zu.

In der Studie werden die Bildungssysteme und -ausgaben der 36 OECD-Länder und zehn weiterer Staaten untersucht. Die höhere akademische und berufliche Bildung ist der diesjährige Schwerpunkt.

Deutschland unter Durschnitt – wohl wegen dualer Ausbildung

In Deutschland hatten im vergangenen Jahr 32 Prozent der jungen Erwachsenen einen höheren Bildungsabschluss. Im Jahr 2008 waren es 24 Prozent. Dass Deutschland mit diesen Zahlen weit unter dem OECD-Durchschnitt liegt, habe vor allem mit der starken Stellung der dualen Berufsausbildung hierzulande zu tun, heißt es in der Studie.

Die Beschäftigungsquote junger Erwachsener zwischen 25 und 34 Jahren mit Masterabschluss oder einem vergleichbaren Abschluss ist in Deutschland mit 88 Prozent sehr hoch. Aber auch für junge Erwachsene mit einem mittlerem Bildungsabschluss – dazu zählen etwa eine Berufsausbildung oder das Abitur – sind die Beschäftigungsaussichten gut. Sie haben sich in den vergangenen Jahren von 78 auf 84 Prozent erhöht. Am meisten verdienten demnach Absolventen aus dem Bereich Ingenieurwesen, verarbeitendes Gewerbe und Baugewerbe.

Mehr Frauen als Männer mit höherem Abschluss

Die Studie zeigt, dass es vor allem Frauen sind, die über eine tertiäre Ausbildung verfügen. In den OECD-Ländern sind es im Durchschnitt 51 Prozent der Frauen im Alter von 25 und 24 Jahren. Bei den Männern in dieser Altersgruppe sind es 38 Prozent. In Deutschland ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern geringer: Hier liegt der Anteil der jungen Frauen mit höherem Abschluss bei 34 Prozent und bei den jungen Männern bei 31 Prozent.

Allerdings wurde auch festgestellt, dass höherqualifizierte Frauen deutlich weniger als Männer mit vergleichbarem Abschluss verdienen. Als Grund nennt die OECD, „dass Frauen eher in Bereichen arbeiten, in denen niedrigere Gehälter gezahlt werden“. Bei der Berufswahl spielten oft auch Stereotype zu männlichen oder weiblichen Berufen eine Rolle.

Deutschland investiert insgesamt 4,2 Prozent seiner Wirtschaftsleistung in Bildung und liegt damit leicht unter dem Schnitt der OECD-Länder von 5,0 Prozent des BIP. Insbesondere in der Grundschulbildung sind die Investitionen der Studie zufolge vergleichsweise niedrig. Gerade in diesem Bereich – so die Experten – könnten aber am ehesten Bildungsnachteile ausgeglichen werden und hier seien die „gesellschaftlichen Renditen aus Bildung besonders hoch“.

„Bei deutschen Studierenden kommt weniger an“

Der OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher sieht Deutschland bei den Investitionen insgesamt aber „gut aufgestellt“. Allerdings gingen mehr als 40 Prozent der Mittel in die Forschung, sagte er im Deutschlandfunk. Was bei den Studierenden ankomme, sei heute weniger als im OECD-Mittel.

Schleicher hob hervor, dass die Chancen auf dem Arbeitsmarkt für Studierende und Personen mit höherwertigen Ausbildungen aktuell „ausgezeichnet“ in Deutschland seien. Die Nachfrage wachse „sogar noch schneller, als es anmutet“. Allerdings sei das nicht in allen Fachrichtungen gleich. Studierende im Bereich der Ingenieurswissenschaften, Technik und Naturwissenschaften hätten deutlich bessere Chancen als in den Geisteswissenschaften, betonte der Experte.

Die gesamte Studie können Sie auf der Internetseite der OECD nachlesen.

Im vorangegangenen Bericht hatte die OECD bei ihrer Analyse auch Zusammenhänge von Bildungserfolg und soziale Herkunft thematisiert.

deutschlandfunk


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