Steinmeier: Viele Ostdeutsche fühlen sich nicht verstanden

  16 September 2019    Gelesen: 802
  Steinmeier:  Viele Ostdeutsche fühlen sich nicht verstanden

Bundespräsident Steinmeier hat die Bürgerinnen und Bürger im Westen Deutschlands dazu aufgerufen, sich stärker mit den Erfahrungen der Menschen im Osten des Landes zu beschäftigen.

Viele Ostdeutsche fühlten sich bis heute nicht gehört, geschweige denn verstanden, sagte Steinmeier bei einer Gesprächsreihe zu 30 Jahren friedlicher Revolution in Berlin. Ihre Geschichten seien kein selbstverständlicher Bestandteil eines gemeinsamen „Wir“ geworden. Der Bundespräsident äußerte zugleich Verständnis für die Unzufriedenheit in den ostdeutschen Bundesländern, betonte aber, diese sei kein Freibrief. Wer Hass und Hetze verbreite und mit neonazistischen Netzwerken paktiere, überschreite diese Grenzen.

Die Schriftstellerin Jana Hensel kritisierte ebenfalls eine zu stark westdeutsch geprägte Erinnerungskultur. Die aus Leipzig stammende Autorin betonte, viele Ostdeutsche fänden sich in den Erinnerungsritualen nicht wieder. Im vergangenen Jahr hatte sie die Abschaffung des 3. Oktober als Feiertag gefordert. Im Festprogramm sei von 15 Bands, die am Brandenburger Tur aufgetreten seien, keine einzige ostdeutsch gewesen. „Über solche Versehen kann ich nicht mehr lachen“, sagte Hensel.

Die aus Köln stammende Dokumentarfilmerin Regina Schilling sprach von Fehlern im Zuge der Wiedervereinigung. Sie habe es schnell als unangenehm empfunden und sich geschämt, wie Westdeutsche schnell viel Geld im Osten machen wollten. Mit dem Anstellen nach Begrüßungsgeld habe man die Menschen reduziert. Hensel betonte, auch wenn es nicht so gemeint gewesen sei, „die Begrüßungsgeldabholerei gehört zu den demütigendsten Erfahrungen meines Lebens.“

deutschlandfunk


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