Deshalb lernt Serbien den Umgang mit dem S-400-Raketensystem – Botschafter in Moskau

  17 September 2019    Gelesen: 1454
  Deshalb lernt Serbien den Umgang mit dem S-400-Raketensystem – Botschafter in Moskau

Der Militärexperte und ehemalige Sputnik-Kolumnist Miroslav Lazanski, der kürzlich zum Botschafter Serbiens in Moskau ernannt wurde, erklärt, wieso sein Land zwar häufiger mit der Nato als mit Russland Militärübungen abhält, Russland ihm aber trotzdem näher steht.

In Astrachan findet dieser Tage die erste gemeinsame Übung der Luftabwehrkräfte Russlands und Serbiens statt, an denen sich Fliegerkräfte, Anti-Raketen-Einheiten sowie funktechnische Dienste beteiligen. Vertreter der serbischen Streitkräfte lernen dabei, russische S-400-Raketenkomplexe und Boden-Luft-Raketensysteme „Panzir-S“ zu bedienen.

Dass die Serben von der russischen Seite die Erlaubnis bekommen haben, sich mit den S-400-Raketen vertraut zu machen, sei überraschend gewesen, gab der Diplomat zu.

„Falls Sie das jüngste Treffen der Präsidenten Putin und Vucic (im April in Peking) aufmerksam verfolgt haben, haben Sie möglicherweise gesehen, wie sie kurz Blicke wechselten, als es um russische Waffenlieferungen an Serbien ging, und daraus geschlussfolgert, dass dahinter irgendein großer Deal stecken könnte, den sie damals aber nicht publik machen wollten. Mit S-400-Raketen durften Vertreter von anderen Ländern üben, zu denen Russland besonderes Vertrauen hat, oder auf kommerzieller Basis – die Türkei. Das ist ein Zeichen für das große Vertrauen zwischen Russland und Serbien und ein weiterer Beweis für die guten Beziehungen zwischen den Ländern“, so Lazanski gegenüber Sputnik.

Gemessen an der Qualität gewinnt Russland

Der Botschafter erinnerte, dass die serbischen Kräfte vor dem Manöver in Astrachan auch an einer taktischen Übung mit den Truppen des russischen Militärbezirks West teilgenommen hatten. Er betonte, dass die Serben mit russischen Flugzeugen hin- und zurückgeflogen seien. Serbien beteilige sich zwar häufiger an Übungen mit der Nato als mit Russland, aber man sollte dabei auch die Qualität dieses oder jenes Manövers bedenken.

„Was bilaterale Beziehungen angeht, so üben wir gemeinsam mit den Bulgaren Raketenstarts auf dem Übungsgelände ‚Schabla‘, weil es in Serbien keinen solchen Übungsplatz gibt. Mit den Rumänen kooperieren wir bei allen möglichen Übungen der Fliegerkräfte, wenn es um Kontrolle über den Luftraum geht. Mit ihnen und auch mit den Ungarn trainieren wir Menschenrettung bei Naturkatastrophen. Und mit den Amerikanern üben wir ausschließlich das Vorgehen im Rahmen von Friedensmissionen. Also von der Qualität her ist das militärische Zusammenwirken mit Russland viel intensiver als mit der Allianz, denn mit Russland  üben wir richtige Kampfeinsätze“, stellte Lazanski fest.

Zugleich verwies er darauf, dass Serbien neben Russland auch mit China enge militärische Kontakte pflege. „Man sollte immerhin nicht vergessen, dass China Serbien 60 Sätze militärischer Ingenieursausrüstung sowie viele Krankenwagen und Gummiboote für unsere Flussflotte geschenkt hat.“

Im Westen nicht unbemerkt

Der Botschafter schloss nicht aus, dass Serbiens freundschaftliche Beziehungen mit Russland und China den Westen verärgern könnte. Dennoch habe Belgrad eine hervorragende Rechtfertigung: Serbien sei ein neutrales Land und brauche einen adäquaten Schutz – und könne deshalb Waffen kaufen, bei wem es wolle. Dabei bleibe es in militärischer Hinsicht nach wie vor das stärkste Land unter allen ehemaligen Teilrepubliken Jugoslawiens. Allerdings könne es sich nicht einmal mit Rumänien messen, das wirtschaftlich wesentlich stärker sei, ergänzte Miroslav Lazanski.

sputniknews


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