Onlinehändler fordern faire Postgebühren

  22 September 2019    Gelesen: 698
Onlinehändler fordern faire Postgebühren

Weil die Angebote unschlagbar günstig sind, bestellen immer mehr Verbraucher Produkte online aus China. Nicht nur Internethändler in Deutschland zahlen dafür den Preis. Die Wettbewerbsbedingungen seien unfair, klagen sie. Dass Postsendungen aus Peking nach Potsdam wegen einer Regelung von 1874 billiger sind als die aus Paris, soll sich nun endlich ändern.

Unfaire Konkurrenz aus China kostet deutsche Onlinehändler angeblich allein bei Elektronikartikeln jährlich eine halbe Milliarde Euro Umsatz. "Das ist eine massive Schädigung des deutschen Standorts und kostet Tausende Arbeitsplätze", sagt der Präsident des Branchenverbands für E-Commerce und Versandhandel (BEVH), Gero Furchheim.

Die USA und andere Industrieländer wollen diesen Aderlass diese Woche zumindest teilweise stoppen, indem sie die sehr geringen Postgebühren für Warensendungen aus China anheben. Der Weltpostverein hat hierfür am kommenden Dienstag eigens einen Sonderkongress in Genf einberufen.

Die niedrigen Tarife gehen auf eine sehr alte Regelung der Organisation zurück, die seit 1874 den internationalen Postverkehr regelt. Sie war damals zur Unterstützung armer Länder gedacht, heute führt sie allerdings wegen der Flut von Online-Bestellungen aus China zu Verärgerung.

"In Europa zahlen Händler das Zwei- bis Dreifache", sagt Furchheim. Die USA haben mit dem Austritt aus dem Weltpostverein gedroht, wenn die 192 Mitgliedsländer der Gebührenerhöhung für China nicht zustimmen. "Auch, wenn wir die Methode (von US-Präsident Donald) Trump mit Eskalation und Alleingängen ablehnen, die Kritik ist gerechtfertigt", so Furchheim. Die Gebühren müssten dringend angehoben werden.

70 Millionen Elektrogeräte Made in China

Der Deutschen Post DHL sollen durch die Flut chinesischer Warensendungen früheren Schätzungen zufolge schon Verluste von schätzungsweise 120 Millionen Euro pro Jahr entstanden sein. "Der Handel mit Direktlieferungen aus China wächst mit großer Dynamik", sagte Furchheim. "Wir schätzen, dass allein Elektrogeräte im Wert von mehr als einer Milliarde Euro im Jahr direkt aus China an private Haushalte in Deutschland geliefert werden."

Das ist ein nicht unerheblicher Anteil bei Gesamtbestellungen von knapp zwölf Milliarden Euro im Bereich Elektronik und Kommunikation. Nach Branchenschätzungen kamen im vergangenen Jahr 70 Millionen solcher Warensendungen aus China in Deutschland an.

Der Verband sieht allerdings beim Wettbewerb mit chinesischen Anbietern noch zwei weitere Baustellen: Produktsicherheit und Steuern. Deutsche Unternehmen gäben Millionenbeträge für Sicherheitstests aus. Daran sparten viele ausländische Anbieter, so kämen massenhaft mangelhafte Geräte auf den deutschen Markt.

"Ich fordere 1000 zusätzliche Zöllner, um der Warenflut einen Kontrolldruck entgegenzustellen", sagte Furchheim. Die rund 39.000 Zöllner seien nicht genug. Die Behörden müssten vor allem bei der Digitalisierung Tempo machen, auch um möglichen Umsatzsteuerbetrug zu verhindern. "Wer im Kampf gegen Betrug aus einer Nation, die voll auf künstliche Intelligenz und Digitalisierung setzt, Zettelkästen, Stempel und Aktendeckel entgegensetzt, kommt nicht weit", so Furchheim. Der Verband verlangt zudem eine Ertragsbesteuerung dort, wo Umsatz und Gewinn erwirtschaftet werden.


Quelle: n-tv.de


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