"Mittelmeer ist tödlichste Fluchtroute der Welt"

  23 September 2019    Gelesen: 710
"Mittelmeer ist tödlichste Fluchtroute der Welt"

Die EU-Innenminister wollen an diesem Montag über einen Verteilmechanismus von Migranten beraten. Das wäre für Philipp Frisch von "Ärzte ohne Grenzen" nur ein erster Schritt. Er fordert wieder eine "staatliche, europäisch organisierte Seenotrettung".

Das Flüchtlingsboot Ocean Viking mit 182 Flüchtlingen an Bord wird von Italien aufgenommen. Die Erlaubnis erreichte das Schiff in der vergangenen Nacht. "Wir sind froh, dass die gute Nachricht endlich gekommen ist", sagte Philipp Frisch von "Ärzte ohne Grenzen" bei "n-tv Frühstart". Er kritisierte jedoch zugleich, dass es sieben Tage gedauert habe, bis das Rettungsschiff die Erlaubnis erhielt, den sizilianischen Hafen Messina anzufahren. "Es gab in den letzten 15 Monaten 30 Mal Situationen, in denen Rettungsschiffe mit Geretteten sehr lange auf die Zuweisung eines sicheren Hafens warten mussten. Das ist untragbar für uns."

Frisch forderte ein EU-Programm zur staatlichen Seenotrettung. "Die EU hat auf dem Mittelmeer klar versagt, die Mittelmeerroute vor den Toren Europas ist die tödlichste Fluchtroute der Welt. Das kann nicht sein. Es muss ein Programm zur staatlichen Seenotrettung aufgelegt werden mit dem klaren Fokus darauf, Menschen, die in Lebensgefahr schweben, zu retten."

Der Europäischen Union warf Frisch vor, ihre Außengrenzen immer weiter Richtung Afrika zu verschieben. "Wir haben jetzt gerade Menschen auf der Ocean Viking, die Brandwunden haben von geschmolzenem Plastik, mit dem sie gefoltert wurden", sagte Frisch. An dieser Situation trage die Europäische Union eine Mitschuld, "indem sie zum Beispiel die libysche Küstenwache in die Lage versetzt, Menschen abzufangen und genau wieder in diese Situation zurückzubringen".

Innenminister beraten auf Malta über Verteilmechanismus

Frisch begrüßte die Initiative mehrerer europäischer Innenminister, heute auf Malta über einen Verteilmechanismus für Migranten zu beraten, die auf dem Mittelmeer gerettet wurden. "Der Verteilmechanismus ist der erste Schritt, aber das kann nicht das Ende sein", sagte er. Man könne sich erst dann zurücklehnen, "wenn es wieder eine staatliche, europäisch organisierte Seenotrettung gibt."

Er betonte: "Jede Woche sterben Menschen auf der zentralen Mittelmeerroute. 650 Menschen haben in diesem Jahr bislang ihr Leben verloren. Wir können erst nach dem Gipfel sagen, ob wir einen Schritt weiter sind und tatsächlich Zählbares dabei herauskommt." An dem Treffen nehmen neben Deutschlands Innenminister Horst Seehofer auch Minister aus Frankreich, Italien und Malta teil. Ziel soll sein, die teils wochenlangen Blockaden von zivilen Rettungsschiffen zu beenden.

Quelle: n-tv.de


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