Schützen in Kampfmontur töten zwei Menschen

  10 Oktober 2019    Gelesen: 580
 Schützen in Kampfmontur töten zwei Menschen

In Halle fallen zur Mittagszeit Schüsse. Mehrere Männer in Kampfmontur schießen um sich. Eines der Ziele ist ein Döner-Imbiss, ein anderes die Synagoge. Deren Sicherheitstüren halten stand. Die Polizei meldet zwei Tote und eine Festnahme. Die Stadt spricht von einer Amok-Lage.

Schwer bewaffnete Täter haben mitten in Halle/Saale zwei Menschen erschossen und dann die Flucht ergriffen. Die Stadt Halle sprach von einer "Amoklage". Ein Todesopfer lag gegenüber einer Synagoge, über das zweite gab es noch keine gesicherten Informationen. Ein Täter soll aber in einen nahe gelegenen Döner-Imbiss geschossen haben. Die Gegend um das Lokal - etwa 600 Meter entfernt von der Synagoge - war abgesperrt. Ein gezielter Angriff auf die Synagoge von Halle schlug dagegen fehl. Die Angreifer scheiterten an der Sicherheitstür.

Zwei weitere Menschen wurden schwer verletzt und werden derzeit mit Schussverletzungen im Krankenhaus behandelt, sagte ein Sprecher des Universitätsklinikums Halle. Medien berichteten, unter den Verletzten sei einer der Täter. Der andere seit weiterhin auf der Flucht. Die Stadt rief die Menschen überall in Halle dazu auf, zur Sicherheit in Gebäuden zu bleiben. Der Generalbundesanwalt zog die Ermittlungen wegen der "besonderen Bedeutung des Falles" an sich. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte in Berlin, die Hintergründe der Tat seien unbekannt. Die Polizei warnte vor Spekulationen.

Sicherheitstür der vollbesetzten Synagoge hält stand

Die Verdächtigen versuchten, in die nahe gelegene Synagoge einzudringen. Max Privorozki, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Halle, bestätigte den Vorfall. "Momentan sind 70 bis 80 Personen in der Synagoge", sagte Privorozki. Die Sicherheitsvorkehrungen am Eingang hätten "dem Angriff standgehalten", sagte er dem "Spiegel". "Wir haben über die Kamera unserer Synagoge gesehen, dass ein schwer bewaffneter Täter mit Stahlhelm und Gewehr versucht hat, unsere Türen aufzuschießen", berichtete Privorozki der "Stuttgarter Zeitung". Gegenwärtig begehen Juden auf der ganzen Welt Jom Kippur, den höchsten jüdischen Feiertag. Auch deshalb befanden sich so viele Mitglieder in dem Gotteshaus.

Der oder die Täter hätten außerdem versucht, das Tor des danebenliegenden jüdischen Friedhofs aufzuschießen, sagte Privorozki der Zeitung weiter. Vor der Tür habe ein Todesopfer des Angreifers gelegen. Die Menschen in der Synagoge seien sehr geschockt gewesen. "Wir haben die Türen von innen verbarrikadiert und auf die Polizei gewartet", sagte er. Der Gottesdienst sei dann weiter gefeiert worden.

Die mutmaßlichen Täter seien später in einem Fahrzeug geflohen. Einer der Männer trug laut Fotos und Videos von Augenzeugen einen Helm und Kleidung, die einer Kampfmontur ähnelten. Laut "Spiegel" trennten sich die beiden Täter nach dem Angriff - einer der Verdächtigen floh im Taxi und konnte auf der Autobahn gestoppt werden. Nach "Bild"-Informationen aus Sicherheitskreisen soll einer der Täter ein Deutscher sein. Ob es sich dabei um die festgenommene Person handelt, ist unklar. Zudem soll einer der Täter eine Glatze tragen. Das sagte ein Augenzeuge, der den Angreifer kurz ohne Helm sah, n-tv.

Angriff auf den Döner-Laden

Ein Zeuge berichtete n-tv, wie er den Angriff in einem Dönerladen erlebte. Ein Mann in grüner Jacke und Stahlhelm habe sich dem Geschäft mit Sturmgewehr und Helm genähert. Er habe "so etwas wie eine Granate" geworfen. "Dann hat er mindestens einmal in den Laden geschossen...Der Mann hinter mir muss wohl verstorben sein."

Anwohner hatten nach Informationen der "Mitteldeutschen Zeitung" beobachtet, wie ein Mann sich an der Tür in der Humboldt-Straße zu schaffen gemacht habe. Später habe der Mann auf eine Passantin geschossen. Nach Angaben der "Bild" wurde mindestens eine Frau getötet. Die Angreifer seien in Richtung Leipzig unterwegs. Der Hauptbahnhof Halle/Saale wurde nach Bahnangaben wegen eines Polizeieinsatzes gesperrt.

Leipzig und Dresden verstärkten derweil den Polizeischutz vor Synagogen. Einer dpa-Reporterin zufolge stehen etwa fünf Polizisten vor dem Gebäude in der Leipziger Innenstadt, die mit Maschinenpistolen bewaffnet sind. Weitere Maßnahmen seien bislang noch nicht getroffen worden, so ein Sprecher. Man wolle das weitere Geschehen abwarten und dann entscheiden. Auch vor der Synagoge in Dresden wurde nach Angaben der Polizei der Polizeischutz erhöht.

Auch im nahegelegenen Landsberg fielen Schüsse

Auch in Landsberg, das rund 15 Kilometer östlich von Halle liegt, sind Schüsse gefallen. Die Behörden versandten eine amtliche Gefahrendurchsage für die Stadt Landsberg in der Gemeinde Kabelsketal: "Schusswaffengebrauch im Bereich Landsberg, Gebäude und Wohnungen nicht verlassen. Von Fenstern und Türen fern bleiben. Handlungsempfehlungen: Schalten Sie Rundfunk und Fernsehen an. Informieren Sie sich über alle verfügbaren Medien. Suchen Sie sofort eine Deckung auf. Meiden Sie Glasflächen."

Zu den näheren Umständen des Vorfalls in dem Ort östlich von Halle wollte die Polizei zunächst nichts sagen. Mehrere Mannschaftswagen der Polizei, darunter auch Fahrzeuge aus Sachsen, waren vor Ort. Auch zwei Krankenwagen waren zu sehen. Am Nachmittag landete auf einem Feld bei Wiedersdorf ein Hubschrauber der Bundespolizei. Angaben zu den Hintergründen des Einsatzes machte die Polizei nicht.

Auch die Bewohner von Halle erhielten eine Warnung, in ihren Häusern zu bleiben. "Schusswaffengebrauch im Stadtgebiet. Gebäude und Wohnungen nicht verlassen. Von Fenstern und Türen fern bleiben. Hinweise: Schalten Sie Rundfunk und Fernsehen an."

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Rainer Haseloff zeigte sich erschüttert über die tödlichen Schüsse in Halle. "Ich bin entsetzt über diese verabscheuenswürdige Tat", erklärte Haseloff. Dadurch seien nicht nur Menschen zu Tode gekommen, die Tat sei "auch ein feiger Anschlag auf das friedliche Zusammenleben in unserem Land". Er sprach den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus.

Die Hintergründe des Angriffs sind nach Angaben des Bundesinnenministeriums noch unklar. Das sagte ein Sprecher des Hauses von Innenminister Horst Seehofer. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte in Berlin, die Bundesregierung hoffe, dass der Täter oder die Täter schnell gefasst würden. Sicherheitskreise vermuteten derzeit eher einen rechtsextremen Hintergrund der Tat, berichtete der "Tagesspiegel". Hinweise auf einen Zusammenhang zu den Razzien, die gegen Rechtsextreme nach Drohungen gegen Moscheen in vier Bundesländern stattgefunden haben, gab es zunächst nicht.

Quelle: n-tv.de


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