Interstellarer Besucher ist Sonnensystem verblüffend ähnlich

  15 Oktober 2019    Gelesen: 1108
Interstellarer Besucher ist Sonnensystem verblüffend ähnlich

Der Komet Komet 2I/Borisov ist außergewöhnlich - er kommt aus der Tiefe des Alls. Andererseits scheint das Objekt sich nicht von Kometen zu unterscheiden, die es in unserem Sonnensystem gibt. Das zeigen neue Analysen.

Als Astronomen vor rund zwei Jahren den geheimnisvollen Himmelskörper Oumuamua entdeckten, war die Aufregung groß: Zum ersten Mal konnten sie einem interstellaren Objekt beim Flug durch unser Sonnensystem zusehen. Manch einer hielt den zigarrenförmigen Steinbrocken gar für eine Sonde oder ein Raumschiff aus einer anderen Welt. Dass der Körper von einer fremden Zivilisation zu uns geschickt wurde, gilt aber mittlerweile als ausgeschlossen.

Etwas konventioneller kommt offensichtlich der zweite interstellare Himmelskörper in unserer Nähe daher, den die Wissenschaft inzwischen kennt. Ende August entdeckt vom russischen Amateurastronomen Gennadij Borisow, ist der Komet 2I/Borisov seinen Verwandten aus unserem Sonnensystem sehr ähnlich. Das berichten Forscher um Piotr Guzik von der Universität im polnischen Krakau im Fachmagazin "Nature Astronomy".

Das Team hatte Aufnahmen mit dem Vier-Meter-Spiegel des William Herschel Teleskops auf La Palma und dem Acht-Meter-Spiegel des Gemini North Teleskops auf Hawaii gemacht. Bei der Auswertung zeigte sich, dass der feste Kern des Kometen etwa einen Kilometer groß ist. Der Himmelskörper habe einen rötlichen Farbton und seine Oberfläche bestehe vor allem aus Staub.

"Auf Basis der ersten Charakterisierungen scheint das Objekt nicht von den Kometen zu unterscheiden, die es in unserem Sonnensystem gibt", sagt Forscher Guzik. Allein die Bahn der Kometen verrät seine Herkunft aus den Tiefen des Alls.

Damit werden erste Untersuchungen bestätigt, die 2I/Borisov eine Verwandtschaft mit Kometen aus dem Sonnensystem attestieren. Diese Beobachtung lege nahe, dass sich Kometen in anderen Sonnensystemen durch ähnliche Prozesse formen könnten wie in unserem, so das Fazit der beteiligten Astronomen.

Nach den Erkenntnissen der Forscher dürfte der Komet in den kommenden Wochen und Monaten noch an Helligkeit zulegen. Damit würden sich die Beobachtungsbedingungen noch einmal verbessern. "Wir glauben, dass das Beste noch kommt", sagt Co-Autor Waclaw Waniak.

Das Team habe sich bereits vor dem Auftauchen des interstellaren Kometen weitere Beobachtungszeit auf dem Gemini North Teleskop sichern können, ebenso auf dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte in Chile. "Wir können mit Sicherheit sagen, dass dieser Körper die planetare Astronomie umwälzen und ein Meilenstein für die Astronomie im Allgemeinen sein wird", so Guzik.

Seinen erdnächsten Punkt dürfte 2I/Borisov kurz nach Weihnachten erreichen. Forscher gehen inzwischen davon aus, dass in Zukunft ähnliche Objekte aus Bereichen jenseits des Sonnensystems einmal pro Jahr zu beobachten sein könnten. Wichtiges Hilfsmittel sind dabei Algorithmen, die automatisch in Beobachtungsdaten von Teleskopen nach Hinweisen auf solche Besucher aus den Tiefen des Alls suchen. Sie haben auch Guzik und seinen Kollegen geholfen.

Eine Weile hatten Forscher auch Himmelskörper Oumuamua für einen Kometengehalten. Doch von dieser Idee musste man sich verabschieden, weil sich keinerlei Schweif oder Koma beobachtet wurde. Bis heute ist die Einordnung von Oumuamua nicht ohne weiteres möglich, es handelte sich um ein so noch nicht gesehenes Objekt.

spiegel


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