Ausländische Universitäten rufen Studierende zurück

  15 November 2019    Gelesen: 781
Ausländische Universitäten rufen Studierende zurück

Wegen der anhaltenden Demonstrationen und Ausschreitungen in Hongkong verlassen inzwischen internationale Gaststudenten die Sonderverwaltungszone. Die Universitäten standen in den vergangen Tage im Zentrum der Proteste. Mehrere Hochschulen wollen bis Ende des Jahres keine Präsenz-Lehrveranstaltungen mehr abhalten.

Wie die Hongkonger Zeitung South China Morning Post berichtet, rief unter anderem die Technical University of Denmark ihre Fakultätsangehörigen zur Heimreise auf. Laut Universitätsleitung hätten Demonstrierende den Campus der Partnerhochschule Hong Kong Baptist University besetzt und dort zum Teil Wohnheime in Brand gesetzt. Das norwegische Außenministerium empfehle Studierenden, die Sicherheitslage auf den Campi in Hongkong ständig im Auge zu behalten.

Evakuierungen per Polizeiboot

Auch Studierende aus Festlandchina verließen die Stadt. Die chinesische Regierung bietet ihnen eine Woche lang kostenlose Unterkunft in Hotels in der Hongkonger Nachbarstadt Shenzhen. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters ließen sich mehrere chinesische Studierende per Polizeiboot in Sicherheit bringen.

Die taiwanesische Vertretung in Hongkong hat nach eigenen Angaben rund 70 Studierende bei der Heimreise unterstützt. Die taiwanesische Präsidentin Tsai forderte die Hongkonger Behörden auf, Repressionen zu unterlassen. Das Vorgehen der Polizei erinnere sie an Taiwan zu Zeiten, in denen das Kriegsrechts gegolten habe.

Barrikaden auf dem Campus, Lehrveranstaltungen abgesagt

Am Dienstag hatten Hongkonger Sicherheitskräfte versucht, die Chinese University of Hongkong zu stürmen und Barrikaden aufzulösen. Dabei hatten Protestierende brennende Pfeile auf Polizisten gefeuert. Die Polizei reagierte nach eigenen Angaben mit Tränengas und Gummigesschossen. Nach Ansicht der Sicherheitsbehörden bietet die Uni Kriminelle und Randalierer einen Rückzugsort. Auf dem Campus der Chinese University verschanzten sich weiterhin Protestierende hinter Straßensperren und Backsteinmauern. Auch Studierende an anderen Universitäten haben sich auf dem Campus verbarrikadiert.

Blockierter Berufsverkehr, Ausnahmezustand

Seit Anfang der Woche haben Demonstrierende Teile des
Berufsverkehrs und des öffentlichen Lebens in Hongkong lahmgelegt. Sie blockieren Autobahnen, U-Bahnstationen und Zugverbindungen.

Der Sinologe Armin Reinartz von der Friedrich-Naumann-Stiftung in Hongkong berichtet auf Facebook von leergekauften Supermärkten. Die Bürger deckten sich wegen des erwarteten Ausnahmezustands offenbar mit Lebensmitteln ein.

Die seit mehr als fünf Monaten dauernden Proteste in der chinesischen Sonderverwaltungsregion richten sich gegen die Regierung, den Einfluss Pekings und inzwischen auch gegen Polizeigewalt. Nach dem Tod eines Studenten in der vergangenen Woche waren die Proteste eskaliert.

Deutschlandfunk


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